Wohltätigkeit Blumen sind seine Sprache

Wolfgang Benzinger ist als Säugling fast gestorben – deshalb spendet er jedes Jahr für das Kinderhospiz – jeweils hundert Mal so viel Geld, wie er an Jahren alt ist.
S-Mitte - Per Du zu sein mit den Stars – darauf ist Wolfgang Benzinger besonders stolz. „Roberto Blanco ist ein toller Kumpel“, sagt er. Auch die Albrechts, die Gründer der Discounterkette Aldi, Heino und Hannelore, Udo Jürgens und den Nachrichtensprecher Jan Hofer hat er kennengelernt. Denn Benzinger war 25 Jahre lang mit der MS Europa und anderen Schiffen auf der ganzen Welt unterwegs. Als Florist habe er den Blumenschmuck für das ganze Schiff gerichtet. Außerdem hat er an Bord Blumensteckkurse gegeben. Im Gegenzug konnte er mit Passagierstatus um die ganze Welt reisen.
Geld hat Benzinger nie interessiert. Die Möglichkeit, herumzukommen, die vielen Erfahrungen und die Blumen, die er einfliegen ließ, das habe ihm genügt, um glücklich zu sein. Mit 78 Jahren gab er den Job zur See auf und setzte sich in Zuffenhausen zur Ruhe. Es war eine Rückkehr: Dort hatte nach dem Krieg seine Arbeit als Florist begonnen. Eigentlich wollte der heute 82-Jährige Innenarchitekt werden. Das sei damals aber nicht möglich gewesen. Weil er schon immer ein Faible für Blumen hatte, machte er in Fellbach-Schmiden eine Ausbildung zum Gärtner und danach eine Floristiklehre in Stuttgart. Er übernahm ein Geschäft in Zuffenhausen, und als er sich mit dem Verpächter nicht mehr einig wurde, gründete er seinen eigenen Laden schräg gegenüber.
„In Stuttgart gab es nur 0815-Blumen“
Zu Beginn befand sich sein Geschäft in zwei Garagen. Bald war Benzinger so erfolgreich, dass er dreimal so viel Platz brauchte. „Ich habe Blumen aus Frankreich und Holland kommen lassen. In Stuttgart gab es nur 0815-Blumen“, sagt der ehemalige Unternehmer. Das Geschäft wuchs und er baute an – leider ohne Genehmigung. Nach einem jahrelangen Rechtsstreit gab er auf, verkaufte das Geschäft und heuerte als Florist auf der MS Europa an. „Ein Freund von mir war Schiffsarzt. Da kam mir die Idee: Ich geh aufs Schiff“, erzählt Benzinger.
Auf dem Wasser ist er viel herumgekommen. „Ich habe mehr Meilen auf der Seekarte als auf dem Tacho meines Autos“, sagt er. Während der Kreuzfahrten habe er erlebt, wie für Kinderdörfer gespendet wurde. Als er vor drei Jahren Geburtstag hatte, habe er sich gedacht: „Ich habe alles, was ich brauche.“ Als Säugling war er kurz nach der Geburt an einer Hirnhautentzündung erkrankt und hatte mit dem Tode gerungen. Deshalb entschloss er sich, an das Kinder-Hospiz zu spenden. Seither hängt er jedes Jahr zwei Nullen an sein Alter und spendet den Betrag an das Kinder-Hospiz in Stuttgart-Mitte.
In diesem Jahr wurde Benzinger 82 Jahre alt und überwies zum dritten Mal an das Hospiz. Auch ein Teil seines Erbes soll dorthin fließen, ein weiterer an das Olgäle. Seine Spendenbereitschaft hat einen starken Bezug zu seiner Vergangenheit. „Ich habe eine schöne Zeit gehabt, aber auch eine harte Zeit“, sagt Benzinger mit Gedanken an den Zweiten Weltkrieg. Die schönen Erinnerungen sind für ihn sehr wichtig. Vieles lebt noch in ihm weiter. So auch seine Liebe zu den Blumen. Von sich selbst sagt er: „Ich bin ein Blumenkind.“ Deshalb bastelt er immer noch Blumengestecke – mit älteren Herrschaften, aber auch mit Kindern. Denn über Blumen ist Wolfgang Benzinger schon immer mit Menschen in Kontakt gekommen.
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