Die formalen Hürden für ein Wohnquartier sind genommen. Der Investor Pandion will schnell starten.

Leonberg - Selbst wenn der Corona-Shutdown vorbei ist: Der Biergarten am Eck zwischen Feuerbacher Straße und Strohgäustraße wird nicht mehr öffnen. Dort, wo noch bis zum vergangenen Sommer Sportler nach dem Training ihren Durst löschten, werden schon bald die Bagger anrollen. Die Arbeiten für ein neues Wohnviertel auf dem früheren TSG-Gelände können beginnen.

 

Mit dem, wie es in Amtsdeutsch heißt, Satzungsbeschluss hat der Gemeinderat die letzte formale Hürde aus dem Weg geräumt. „Damit ist der Bebauungsplan rechtskräftig“, erklärt Baubürgermeister Klaus Brenner. „Jetzt kann der Investor Pandion den Kaufpreis überweisen und wir erteilen die Baugenehmigung.“ All das soll noch im Mai über die Bühne gehen.

150 Wohnungen geplant

„Wir stehen in den Startlöchern“, sagt Mirjam Kohler von Pandion. Das Immobilienunternehmen aus Köln, das bundesweit hochwertige Wohn- und Gewerbeobjekte entwickelt, hatte das alte Vereinsgelände an der Jahnstraße für rund 8,4 Millionen Euro erworben. Es will dort insgesamt zehn mehrgeschossige Wohnhäuser unterschiedlicher Form und Größe mit rund 150 Wohnungen errichten. 25 Prozent der Wohnfläche, so ist es mit der Stadt vereinbart, sollen als bezahlbarer Wohnraum ausgewiesen werden.

Mit dem Verkaufserlös wird das künftige Vereinszentrum des SV-Leonberg/Eltingen zu einem beträchtlichen Teil finanziert. Der aus der TSG Leonberg und dem TSV Eltingen fusionierte Großverein baut an der Bruckenbachstraße eine Halle, in der auch sportliche Angebote für Nichtmitglieder geplant sind.

Abriss könnte schon Ende Mai starten

Das bisherige TSG-Gelände ist vom alten Verein komplett aufgegeben worden. Die alte Jahnhalle und die Vereinsgaststätte „Turnerheim“ stehen zwar noch, sollen aber direkt abgerissen werden, wenn Pandion das Gelände endgültig übernimmt. Das dürfte Ende des Monats der Fall sein. „Dann kommt um den kompletten Bereich ein Bauzaun, dann starten wir mit dem Abriss“, berichtet die Firmensprecherin Kohler. Sind die alten Vereinsgebäude nicht mehr da, wird im Dreieck zwischen Feuerbacher Straße und Jahnstraße eine Baugrube ausgehoben.

Das neue Wohnquartier, das den angespannten Immobilienmarkt in Leonberg entlasten soll, wird nicht auf einmal entstehen. „Wir bauen in drei Abschnitten“, sagt Mirjam Kohler. Bis Ende 2022 oder Anfang 2023 dürfte sich das Gesamtprojekt hinziehen. „Durch Corona ist alles etwas nach hinten gerückt.“

Klaus Brenner freut sich, dass das Vorhaben nach gut zweieinhalbjähriger Diskussion nun auf die Zielgerade einbiegt: „Wir haben hier Wohnbau mit Qualität.“ In einem städtebaulichen Wettbewerb hatte sich Pandion vor zwei Jahren in der Endauswahl gegen zwei Stuttgarter Firmen durchgesetzt. Wobei auch die Rheinländer in der baden-württembergischen Metropole eine Niederlassung haben.

Alte Bäume bleiben erhalten

Der Entwurf der Kölner stieß damals im Gemeinderat und bei den Planungsprofis rund um Baubürgermeister Brenner vor allem wegen seiner gestalterischen Vorzüge auf hohe Zustimmung. So soll die Fläche des heutigen Biergartens ein offener Zugang zum kompletten Viertel werden. Der jetzige Baumbestand, so heißt es, soll weitestgehend erhalten bleiben.

In den weiteren Diskussionen war der Verkehr ein großes Thema. Eine Zufahrt über die Feuerbacher Straße wurde wegen der hohen Belastung verworfen. Stattdessen soll das Quartier ausschließlich über die Jahnstraße angebunden werden. An der Einmündung zur Strohgäustraße ist eine weitere Ampel vorgesehen.

Wenn die Bauarbeiter loslegen, werden sie auf historische Überreste im Untergrund achten müssen. Denn im Erdreich des jetzigen Biergartens vermuten Experten vom Landesamt für Denkmalpflege die Überreste eines mittelalterlichen Siechenhauses sowie einer Kapelle und womöglich einen Bestattungsplatz. Hier wurden Menschen mit gefürchteten Krankheiten wie Lepra oder Pest isoliert.