Geht es um neue Baugebiete, werden Grüne knauserig. Aus Rücksicht auf die Natur. Aber vielleicht, weil ihre Wähler versorgt sind? Ein Kommentar von StZ-Autor Reiner Ruf

Stuttgart - Baden-Württemberg wächst. Nicht an Fläche, aber an Köpfen. Daraus entsteht ein starker Siedlungsdruck, den man – da ist den Grünen zuzustimmen – nicht allein durch klassische Einfamilienhaussiedlungen auffangen kann, soll das Land nicht vollends der Zersiedelung anheimfallen. Natur- und Landschaftsschutz ist ein klassisches Anliegen der Grünen, darin liegt ihre Kernkompetenz, das hat sie groß gemacht. Gut so.

 

Allerdings sollten sie auch nicht so tun, als ob mit der Nutzung von innerörtlichen Brachflächen – so sie verfügbar sind – und mit der Aufstockung von Gebäuden die Wohnungsnot zu lösen wäre. Dazu braucht es Neubau, und der verlangt nach Bauland. Schon jetzt wird, wo der Boden knapp ist, verdichtet gebaut. Besucher vom Land lästern gerne über die „Starenkästen“, in die sich die Bewohner zwängten. Das ist den Preisen geschuldet und dem Landschaftsschutz. Tief im Land hingegen sollte es doch möglich sei, den Menschen beim Bauen und Wohnen den Platz zu geben, den sie in der Stadt nicht haben. Das gehört zur Attraktivität des ländlichen Raum. Sie gilt es zu erhalten. Sonst werden die Städte noch voller. Dort indes finden sich die Wähler der Grünen in wohliger Halbhöhenlage – gut versorgt im Bestand. Vielleicht liegt darin auch ein Grund für der Grünen Freudlosigkeit an Neubaugebieten.