Das Schienennetz in Deutschland soll saniert werden. Auch im Südwesten ist dann auf der einen oder anderen Strecke Geduld gefragt. Die Bahn und der Bund haben Details zum Zeitplan vorgestellt.

Um die Bahn auf Pünktlichkeit zu trimmen und das veraltete Netz zu modernisieren, sollen viele wichtige Abschnitte im Streckennetz bis 2030 saniert werden. Nach dem Zeitplan, den die Bahn und ihr Eigentümer Bund nun vorgelegt haben, ist im Südwesten erst in einigen Jahren echte Geduld gefragt. Dann stehen Vollsperrungen, Ersatzverkehre und Umleitungen an. Vorher kommen andere vielbefahrene Verbindungen dran, wie das am Freitag präsentierte Konzept zeigt.

 

Die Liste enthält insgesamt 40 hochbelastete Strecken, die mit Milliardenaufwand bis einschließlich 2030 grundlegend saniert werden sollen. Knapp 40 Milliarden Euro will der Bund dafür zur Verfügung stellen - 12,5 Milliarden davon in Form einer Eigenkapitalerhöhung für die bundeseigene Deutsche Bahn. Am Ende soll nach der Generalsanierung von 4000 Kilometern Schiene ein rund 9000 Kilometer umfassendes „Hochleistungsnetz“ stehen. Insgesamt umfasst das Netz der Bahn rund 34 000 Kilometer.

Sanierung „in der gebotenen Eile“ umsetzen

„Jetzt wissen wir, in welcher Reihenfolge das Ganze funktionieren wird“, sagte Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) auf einem Treffen mit der Bahnbranche in Frankfurt. Nach der Finanzierungszusage erwarte er von der Bahn, dass sie die Sanierung „in der gebotenen Eile“ umsetze.

Der Bedarf für die Generalüberholung ist groß. Fast jeder dritte Fernverkehrsreisende bei der Bahn hat 2022 sein Ziel mit mindestens 15 Minuten Verspätung erreicht. Lediglich 70,6 Prozent der Fahrgäste kamen mit weniger Verspätung an ihrem Zielort an, wie aus einer Antwort des Bundesverkehrsministeriums an ein Abgeordnetenbüro hervorgeht. Die „Reisendenpünktlichkeit“ hat sich demnach von 2021 zu 2022 um zehn Prozentpunkte verschlechtert. 2017 kamen noch gut 86 Prozent der Fahrgäste mit weniger als 15 Minuten Verspätung an ihrem Ziel an. Hintergrund sind aus Sicht der Kritiker die seit Jahrzehnten ausgebliebenen Investitionen in die Schieneninfrastruktur.

Was im kommenden Jahr saniert wird

Los geht es im kommenden Jahr wie bereits lange bekannt auf der sogenannten Riedbahn zwischen Frankfurt und Mannheim, die für die geplante Generalsanierung fünf Monate lang gesperrt wird. Die Arbeiten sollen am 15. Juli - dem Tag nach dem Finale der Fußball-Europameisterschaft in Deutschland - beginnen und zu Weihnachten 2024 beendet sein. Fern- und Güterzüge werden in dieser Zeit teils weit umgeleitet. Busse sollen bis zu 200 Nahverkehrszüge am Tag ersetzen. Der Abschnitt mit seinen täglich rund 300 Zügen ist für das gesamte Netz wichtig. Nach der Generalsanierung soll er bis ins kommende Jahrzehnt von größeren Baumaßnahmen verschont bleiben, verspricht die Bahn.

Die Strecke von Frankfurt nach Heidelberg steht für das erste Halbjahr 2027 auf dem Zeitplan. Im zweiten Halbjahr 2029 trifft es die im Vergleich zur Neubaustrecke Wendlingen-Ulm ältere Verbindung zwischen Stuttgart und Ulm. Ein Jahr später, in der zweiten Jahreshälfte 2030, sollen die Strecke von Ulm nach Augsburg und die auch für den Güterverkehr wichtige Verbindung zwischen Mannheim und Karlsruhe generalüberholt werden.

„Wir erneuern und modernisieren die Infrastruktur mit einem Programm, das beispiellos in der DB-Geschichte ist“, teilte Konzernchef Richard Lutz mit. „Es ist jetzt an uns, zusammen mit der Bauindustrie die Ärmel hochzukrempeln.“ Er betonte ebenfalls, dass mit den Baumaßnahmen erneut erhebliche Einschränkungen auf die Fahrgäste und die Güterverkehrskunden zukämen. „Aber es ist alternativlos, den Sanierungsstau anzugehen.