Noch ist es kein Unverpackt-Laden, sondern ein leeres Geschäft. Bis zum Sommer soll sich das ändern. Dann eröffnet Maarit Schneider-Penna Stuttgarts zweiten Laden für verpackungsfreies Einkaufen.

Stuttgart - Noch ist es ein Uneingeräumt-Laden. Die frisch gestrichenen Wände sind nackt, die Renovierung läuft. Aber vor ihrem geistigen Auge malt Maarit Schneider-Penna schon Bilder davon, wie alles aussehen wird, wenn im Frühsommer aus dem Uneingeräumt- ein Unverpackt-Laden wird. Dann soll es an der Eduard-Steinle-Straße in Sillenbuch Nudeln, Reis, Müsli, Süßes, Essig und Öle, aber auch Reinigungs- und Kosmetikprodukte geben – allesamt möglichst bio und regional und vor allen Dingen lose zum Abfüllen in eigene Gefäße. „Tante M.“ wäre dann der zweite Unverpackt-Laden in Stuttgart. Seit Mai 2016 gibt es „Schüttgut“ an der Vogelsangstraße im Westen. Von weiteren angedachten Gründungen weiß zumindest die Wirtschaftsförderung im Rathaus nichts.

 

Kiel war der Vorreiter

2014 hat der erste deutsche Händler mit diesem Konzept in Kiel eröffnet. Seither sind viele dazugekommen, etwa in Tübingen, Reutlingen oder Karlsruhe. Der jüngste Neuzugang in der Region ist in Ludwigsburg. Außen ohne liegt bei Kaufleuten im Trend, bestätigt Gregor Witt, der Vorsitzende des Verbandes für verpackungsfreie Geschäfte. Der Verein „Unverpackt“ besteht seit 2018 und sitzt in Köln. Gregor Witt spricht von einem Boom. „Wir haben fast täglich Anfragen von Läden in Planung“, sagt er. Mindestens die Hälfte der Interessenten setze die Vorhaben auch konkret um. Aktuell habe der Verband 56 Mitglieder, knapp unter zehn neue Läden sollen bald dazustoßen. Laut Gregor Witt gibt es im Bundesgebiet mehr als 100 Hüllenlos-Geschäfte. „Alle Läden verzeichnen sehr gute, steigende Umsätze“, sagt er, „das Thema ist durchgedrungen.“

Maarit Schneider-Penna hat viele Gründe für die Gründung. Zum einen sei da das eigene Bedürfnis, unkompliziert möglichst müllfrei zu leben. „Unverpacktes Einkaufen ist ein großer Schritt gegen die Plastikverseuchung und Lebensmittelverschwendung“, betont sie. Außerdem wolle sie andere Menschen undogmatisch über das Thema Nachhaltigkeit informieren. Die 46-Jährige lächelt breit. „Ich freue mich auf meinen eigenen Laden, ich bin gern Gastgeber.“ Nach ihrem Geschmack soll „Tante M.“ nämlich mehr sein als ein reiner Einkaufsladen, sondern ein Treffpunkt im Stil eines modernen Tante-Emma-Ladens, der einen entschleunigten Einkauf ermöglicht.

Eine Überzeugungstäterin

Für ihren Traum vom Zero-Waste-Shopping hat die Mutter dreier Kinder „holterdiepolter“, wie sie sagt, ihren Job bei der Stadt gekündigt. Neun Jahre hat sie zuvor im Sportamt gearbeitet. „Ich bin Überzeugungstäterin“, sagt sie und strahlt übers ganze Gesicht. Ihr Feuer entfacht habe 2016 ein Unverpackt-Artikel in einer Frauenzeitschrift. „Ich fand das großartig“, sagt die Sillenbucherin mit dem finnischen Vornamen, und prompt hatte sie sich zu einem Workshop angemeldet, in dem sie die Grundlagen – Hygiene, Lagerung, Finanzielles – nahegebracht bekam.

Maarit Schneider-Penna steht in ihrem noch nackten Laden und sprüht vor Ideen. Hier soll eine Café-Ecke hin, dort sind Sitzplätze im Freien angedacht und da ein Infobrett, an dem sich Kunden über nachhaltige Trends schlaumachen können. Workshops schweben ihr vor, etwa zur Herstellung von Waschmittel. Vom Erfolg ist sie überzeugt. „Ich glaube, Sillenbuch ist ein fruchtbares Pflaster.“