Mit der experimentellen Rockband Can sorgte Holger Czukay einst international für Aufsehen. Nun ist der Avantgarde-Musiker im Alter von 79 Jahren tot im früheren Studio der Band aufgefunden worden.

Stuttgart - Does Humor belong in music?“, fragte Frank Zappa. Die vielleicht einzige Antwort auf Augenhöhe, die er erhielt, kam aus Deutschland, aus Köln, von Holger Czukay, der nun mit 79 Jahren im früheren Studio seiner Band Can tot aufgefunden wurde. Czukay war 30 Jahre alt, als er gemeinsam mit Irmin Schmidt die Band gründete, die zum Aushängeschild des Krautrock wurde, von vielen bis heute verehrt. Er hatte studiert bei Karlheinz Stockhausen, als Musiklehrer gearbeitet; bei Can spielte er den Bass, experimentierte mit Diktiergeräten, erfand so, mit einfachstem Equipment, das Sampling, eine Technik, die die populäre Musik für immer verändern sollte.

 

Nach seinem Abschied von Can wurde Holger Czukay zum Studiotüftler, experimentierte mit Radiokurzwellen, schuf vertrackte Soundcollagen, entdeckte die Schönheit ätherischer Geräusche, stellte Pop-Hits auf den Kopf, nuschelte in dialektgefärbtem Englisch seltsame Texte, griff manchmal zum Waldhorn und unterhielt bestens fernab des Mainstreams. Mit seinem wachen, gewitzten Blick wirkte er wie ein Daniel Düsentrieb der Pop-Avantgarde, ein musikalischer Pfiffikus, ein Zauberer, der Klänge aus dem Ärmel schüttelte. Er arbeitete mit Jah Wobble, David Silvian, Brian Eno, Peter Gabriel und Annie Lennox; er verwandelte die Osterpredigt des Papstes in lässige Musik, bedankte sich auf dem Cover des Albums „Rome remains Rome“ dafür bei „his Holyness Popestar Wojtyla and his swinging Nuns.“

Irgendwann wurde es still um den Innovator – wenige Alben folgten noch um die Jahrtausendwende, so einfallsreich wie eh und je. Czukay-Songs wie „Cool in the Pool“ begeistern die Hipster der Gegenwart – am besten aber gedenkt man diesem Musiker, indem man „Der Osten ist rot“ von 1984 auflegt. „Ausgesprochen blühender Blödsinn!“, empört sich in „Das Massenmedium“ die Stimme des Bundeskanzlers Helmut Kohl und wird verschluckt von Fanfaren und rumpelnden Beats.