Die Landeshauptstadt legt Sonderschulen für Lernschwache zusammen, weil die Schülerzahlen zurückgingen. Das schafft längere Wege. Eine Mehrheit im Gemeinderat stimmte dennoch zu – und direkt danach werden Bedenken laut.

Stuttgart - Die Schließung von vier Stuttgarter Sonderschulen für Lernschwache ist jetzt beschlossene Sache. Der Gemeinderat hat am Donnerstag dem von der Stadtverwaltung entworfenen Masterplan für die sogenannten Sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentren (SBBZ) bei acht Gegenstimmen von der SPD und vom Linksbündnis sowie bei fünf Enthaltungen zugestimmt. Damit können Fusionen stattfinden, die nach Auffassung der Schulverwaltung unerlässlich sind, weil inzwischen mehr lernschwache Kinder im Sinne der Inklusion in Regelschulen unterrichtet werden.

 

So soll nun die Haldenrainschule in Zuffenhausen zur Kreuzsteinschule in Mühlhausen verlegt werden, die Steigschule vom Hallschlag in Bad Cannstatt zur Auschule in Untertürkheim, die Lehenschule in der Stuttgarter Innenstadt zur Hasenbergschule im Stuttgarter Westen. Und im nördlichen Stadtgebiet soll die Seelachschule zum angestammten Standort in Weilimdorf zurückkehren und dort auch die Föhrichschüler aus Feuerbach aufnehmen. Die SPD kritisierte, Feuerbach wäre der bessere Standort als Weilimdorf, der Weg für die Schüler vom Bereich Hallschlag bis Untertürkheim sei zu weit. Schulbürgermeisterin Isabel Fezer (FDP) entgegnete, der Nachteil der längeren Wege werde kompensiert durch bessere Qualität des Angebots, pädagogisch fortschrittlichere Ansätze und mehr Ganztagsangebote.

Die Stadtverwaltung denkt kurzfristig um

Bis zuletzt war ungewiss, wie man die Schülerbeförderung regeln würde. Am Ende korrigierte die Verwaltung ihren ursprünglichen Vorschlag und sprach sich unter den drei Alternativen für die Variante 2 aus: für den Einsatz kleiner Pendelbusse für Schüler der Klassenstufen 1 bis 4, voraussichtlich in den nächsten vier Schuljahren. Die Erziehungsberechtigten müssen jeweils für ein Schuljahr verbindlich erklären, ob der Bus genutzt werden soll oder ob die Schüler öffentliche Verkehrsmittel und das Scool-Abo nutzen. Die SPD und das Linksbündnis wollten außerdem Schülern der Klassen 5 bis 9 an Sonderschulen für Lernschwache das Scool-Abo kostenlos überlassen. Das wurde abgelehnt.

Christian Kommerell vom Gesamtelternbeirat der Stuttgarter Schulen hält die Zusammenlegungen für falsch. So schaffe die Stadt Strukturen, die die Sonderschulen für Lernschwache durch weite Schulwege unattraktiv mache: „Damit untergräbt sie die Wahlfreiheit der betroffenen Familien und verhindert eine Beschulung, die den Bedürfnissen der einzelnen Schülerinnen und Schüler gerecht wird.“ Kommerell kritisierte auch das Pendelbus-Angebot, das der Gemeinderat auf dieser Basis verabschiedete. Dieses beschränke sich auf die Klassen eins bis vier und gelte auch nur bis zum Schuljahr 2024/25. Die Annahme, ältere Schüler müssten sich doch im ÖPNV zurecht finden, treffe aber nicht auf alle zu. Denn sie seien ja gerade deshalb im SBBZ, weil sie nicht so selbstständig seien.