Der überdurchschnittlich warme Herbst weckt Erinnerungen an den zu heißen Sommer. Welche Stuttgarter fühlen sich durch steigende Temperaturen besonders belastet? Eine Umfrage bringt überraschende Ergebnisse.

Noch nie gab es in Stuttgart mehr heiße Tage als in diesem Jahr: In Stuttgart (Schnarrenberg) stieg die Temperatur im Jahr 2022 an 30 Tagen auf 30 Grad oder höher. Für die Natur ist das eine Belastung, aber wie sieht es für die Bevölkerung aus?

 

Diese Frage beantwortet die Bürgerumfrage 2021 des Statistischen Amts der Stadt, in der die Stuttgarter Bevölkerung nach gesundheitlichen Problemen befragt wurden, die sie bei starker Hitzebelastung verspürt. Das Ergebnis: Ein Viertel der Befragten hat mit Schlafproblemen zu kämpfen, 22 Prozent fühlen sich bei Hitze träge und 16 Prozent berichten von Konzentrationsproblemen. Weitere klagen über körperliche Belastungen, wie Kopfschmerzen (12%), Schwindel (9%), Herz-Kreislauf-Probleme (7%) und Übelkeit (2%).

Neun von zehn haben körperliche Beschwerden

Laut dem Statistischen Amt treten die Beschwerden der Stuttgarter häufig auch in Kombination auf. Wer also beispielsweise an durch die Hitze ausgelösten Schlafproblemen leidet, gab häufig auch Trägheit (57%) oder Konzentrationsprobleme (48%) an. Jede zehnte Person gab an, alle genannten Hitzebeschwerden zu spüren, neun Prozent geben keinerlei Auswirkungen auf die körperliche Verfassung an.

Wichtig zu wissen: Die Ergebnisse der Bürgerumfrage des Statistischen Amts beziehen sich auf die im Sommer 2021 erhobenen Daten, nicht also auf den diesjährigen Rekordsommer. Es ist aber davon auszugehen, dass die Beschwerden diesen Sommer nicht geringer ausfielen und es sich eher um Mindestwerte handelt.

Jüngere fühlen sich stärker belastet

Der Umfrage zufolge fühlen sich Frauen wesentlich häufiger von Hitze beeinträchtigt als Männer (fünf bis zehn Prozentpunkte höher). Zudem lässt sich ein unerwarteter Unterschied in Bezug auf das Alter der Befragten ausmachen: Ältere Person (65 Jahre oder älter) haben zwar häufiger mit Herz-Kreislauf-Probleme zu kämpfen haben. Alle anderen körperlichen Auswirkungen treten aber vermehrt bei jüngeren Stuttgartern auf.

Was kann der Grund dafür sein? Die jüngere Bevölkerungsgruppe sei stärker zum Themenfeld Klimawandel sensibilisiert, vermutet das Statistische Amt: „So wünschen sich vor allem diejenigen ein höheres Engagement im Klimaschutz, die vermehrt körperliche Probleme bei starker Hitzebelastung haben“. Auch der Wohnraum kann relevant sein: In überhitzten Dachgeschosswohnungen, die wohl eher von Jüngeren bewohnt werden, ist die Wahrscheinlichkeit von Schlafproblemen höher. Wer in einem Haus wohnt oder einen eigenen Garten hat – das sind häufiger ältere Personen –, spricht seltener von körperlichen Problemen.

In Stuttgart wurde 2019 vom Gemeinderat das 200-Millionen-Euro-Aktionsprogramm „Weltklima in Not – Stuttgart handelt“ beschlossen, das über 50 Maßnahmen für mehr Klimaschutz und Klimaanpassung enthält.