Sparzwänge dürfen bei der Bahn nie auf Kosten von Sicherheit und Risikominimierung gehen, meint unser Kommentator Thomas Wüpper

Korrespondenten: Thomas Wüpper (wüp)

Es ist eine griechischen Tragödie. 57 Menschen starben Anfang März bei Tempi, als ein Intercity zwischen Athen und Thessaloniki mit 350 Fahrgästen frontal in einen Güterzug raste. Als Ursache gelten krasse Sicherheitsmängel im lange vernachlässigten Eisenbahnsystem, das nach der Finanzkrise teils privatisiert, aber nicht modernisiert wurde. Mindestens 288 Tote und mehr als 900 Verletzte forderte gar Anfang Juni in Indien das schwerste Zugunglück seit Jahrzehnten, als ein Zug entgleiste und ein anderer in die Unfallstelle raste.

 

Schienenverkehr ist das sicherste Verkehrsmittel

Solche Katastrophen verunsichern Reisende. Viele fragen sich: Kann so etwas bei uns auch passieren? Leider ja, lautet die Antwort. Denn absolute Sicherheit gibt es nirgends. Es kann immer nur darum gehen, die Unfallrisiken so weit zu minimieren, wie es zu noch vertretbaren und finanzierbaren Kosten möglich ist. Generell gilt dabei: Der Schienenverkehr ist in den allermeisten Ländern der Welt das mit Abstand sicherste Verkehrsmittel, das belegen alle seriösen Statistiken.

Mit mulmigen Gefühlen muss also niemand die nächste Zugreise antreten. Die Sicherheitsstandards sind sehr hoch, besonders in reichen Ländern, die sich moderne Infrastruktur und beste Technik leisten können. Das gilt auch für Deutschland. Schwere Unglücke sind auf dem mehr als 33 000 km langen bundeseigenen Schienennetz äußerst selten, obwohl im Schnitt jeden Tag mehr als fünf Millionen Menschen auf 40 000 Zugfahrten unterwegs sind.

Sparzwänge nie auf Kosten von Sicherheit und Risikominimierung

Zu noch mehr Sicherheit wird die überfällige Modernisierung teils veralteter Infrastruktur beitragen, auch wenn die Rekordzahl an Baustellen die Unfallgefahren erhöht. Umso wichtiger ist es, darauf zu achten, dass die Mitarbeiter in Zügen, Bahnhöfen und Stellwerken nicht weiter überlastet werden und noch mehr Überstunden anhäufen, wie es bei der bundeseigenen Deutschen Bahn AG teils der Fall ist. Sparzwänge dürfen nie auf Kosten von Sicherheit und Risikominimierung gehen.