Bluttat in Allmersbach vor Gericht Beim Doppelmord blieb es nicht

Im Juni hatte ein 36-Jähriger seine Ex-Freundin und deren Tochter getötet. Die Anklageschrift offenbart, dass er nach der grausamen Tat offenbar versucht hat, zudem seine getrennt lebende Frau umzubringen.
Allmersbach - Am 21. Juni ist die 5000-Einwohner-Gemeinde Allmersbach im Tal (Rems-Murr-Kreis) von einer Bluttat erschüttert worden: Eine 41 Jahre alte Frau und ihre neun Jahre alte Tochter kamen dabei gewaltsam ums Leben. An diesem Dienstag beginnt nun vor dem Landgericht Stuttgart der Prozess gegen einen 36-Jährigen, der gegenüber der Polizei bereits gestanden hat, die Frau und das Kind getötet zu haben. Bei dem Kind handelt es sich nicht um die Tochter des Angeklagten.
An jenem Tag, einem Sonntag, hatten Verwandte des 36-Jährigen die Polizei alarmiert, da sie befürchteten, der Mann könne seine Ex-Freundin und deren Tochter getötet haben. Als die Beamten in die Wohnung der Frau gelangten, bestätigte sich das. Für Mutter und Kind kam jede Hilfe zu spät. Die Ermittler gehen davon aus, dass sie in der Nacht getötet worden waren.
Der Ex-Partner geht sicher, dass die beiden Opfer tot sind
Das 41-jährige Opfer soll mit dem Angeklagten eine Beziehung gehabt, diese jedoch kurz vor der Tat beendet haben. Am 20. Juni soll er dann nach Allmersbach gekommen sein. In der Wohnung der Frau in einem ruhigen Wohngebiet soll dann ein Streit entbrannt sein. Zuerst, das glauben die Ankläger jedenfalls, musste die 41-Jährige sterben, dann das Mädchen. Offenbar wollte der Mann sicherstellen, die beiden wirklich getötet zu haben: Laut der Anklage schlug er beiden zuerst mit einem Schlagwerkzeug auf den Kopf, dann schnitt er ihnen die Kehle durch.
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Die Staatsanwaltschaft sieht deshalb die Mordmerkmale Heimtücke und niedrige Beweggründe erfüllt. Daher lautet die Anklage auf zweifachen Mord. Als mögliches Motiv vermuten die Ankläger laut einer Sprecherin unter anderem Eifersucht.
Einen weiteren Mordversuch hat der Mann nicht eingeräumt
Nun wurde jedoch bekannt: bei der doppelten Bluttat blieb es nicht. Zum Vorwurf des zweifachen Mordes kommt nun auch jener eines versuchten Mordes hinzu. Denn nachdem die Frau und das Kind tot waren, soll der 36-Jährige in das gut 30 Kilometer entfernte Gaildorf (Kreis Schwäbisch-Hall) gefahren sein. Dort lebte seine von ihm getrennt lebende Ehefrau, offenbar wollte er auch ihr etwas antun. Weil er jedoch aus einem unbekannten Grund nicht in die Wohnung der 38-Jährigen gelangte, soll er lediglich die Reifen an ihrem Auto zerstochen haben. Laut der Sprecherin der Staatsanwaltschaft hat er den versuchten Mord nicht gestanden.
Auch in Rudersberg hatte ein Mann seine Lebensgefährtin erstochen
Der nun angeklagte Ex-Freund der getöteten Frau galt bald nach dem Doppelmord als dringend tatverdächtig. Auf der Suche nach ihm kamen auch Spezialeinsatzkräfte (SEK) zum Einsatz. Als schwer bewaffnete SEK-Beamte ein Haus in seinem Wohnort Mundelsheim (Kreis Ludwigsburg) durchsuchten, war der mutmaßliche Mörder allerdings nicht dort. Er stellte sich aber noch am selben Tag auf einem Polizeirevier in Böckingen (Kreis Heilbronn) und gestand den Mord an seiner Ex-Freundin und dem Mädchen.
Bei dem Doppelmord in Allmersbach handelt es sich nicht um das einzige derartige Verbrechen, das sich in diesem Jahr im Rems-Murr-Kreis ereignet hat. Anfang März hatte in Rudersberg ein 53-Jähriger ohne erkennbaren Grund seine drei Jahre ältere Lebensgefährtin erstochen. Das Landgericht hat ihn im Oktober wegen heimtückischem Mordes zu 13 Jahren Gefängnis verurteilt.
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