Stadtentwicklung & Infrastruktur: Andreas Geldner (age)

Man könne das Ruder in einer derart großen Firma wie Salesforce doch gar nicht so schnell herumreißen, beteuerte Benioff. Er habe sich als Gründer in den Anfangsjahren eben mehr darum gekümmert, von Anfang an die Philanthropie in der Firmenkultur zu verankern: „Aber schauen Sie sich im Vergleich dazu doch Apple an. Bei der Präsentationsshow vor kurzem hatten die keine Frau auf der Bühne – dabei hat Apple talentierte Frauen unter seinen Führungskräften!“ Die Sprecher und Sprecherinnen für Salesforce würden hingegen gerade bei technikaffinen Veranstaltungen bewusst quotiert. Ein Drittel der beförderten Mitarbeiter im vergangenen Jahr seien Frauen gewesen, sagte der Mitgründer und Salesforce-Produktstratege Parker Harris.

 

Nur als die Moderatorin das heikle Thema der massiven Unterrepräsentation von Schwarzen und Latinos ansprach, wurden die Antworten wieder vorsichtig. „Wenn alles Priorität hat, dann hat nichts Priorität“, sagte Harris. „Das Frauenthema hat für uns zurzeit Vorrang“, sagte Benioff. Schließlich sei allein schon dies eine große Aufgabe für ein ganzes Jahrzehnt. Für die afroamerikanische IT-Unternehmerin Stephanie Lampkin war das in San Francisco keine Überraschung. „Es ist im Silicon Valley besser eine Frau zu sein als schwarz“, sagte sie auf einer anderen Veranstaltung. „Auch weiße Computernerds haben Töchter, mit denen sie sich identifizieren können“, sagt sie. Mit Schwarzen und Latinos habe der durchschnittliche Valley-Bewohner hingegen so gut wie nichts zu tun.

Kritiker bemängeln fehlende Nachwuchsförderung

Lange haben sich die großen amerikanischen IT-Firmen heftig dagegen gewehrt, Daten über die Zusammensetzung ihrer Mitarbeiterschaft zu veröffentlichen. Erst die Klagedrohung von Journalisten, die sich auf das amerikanische Gesetz auf die Informationsfreiheit beriefen, brachte die Wende. Im vergangenen Jahr publizierte Google als erste Branchengröße offizielle Zahlen – und die meisten anderen Großen der Branche folgten. Die Werte sind bei der Repräsentanz von Latinos und Afroamerikanern noch ernüchternder als beim Frauenanteil.

Bei Facebook sind 93 Prozent der Mitarbeiter Weiße und Asiaten, bei Google liegt der Wert bei 91 Prozent. Die Frauenquote lag bei 32 beziehungsweise und 30 Prozent. In technikaffinen Bereichen ist dieser Anteil sogar nur halb so hoch. Die Nadel hat sich in den vergangenen Jahren trotz aller öffentlichen Bekenntnisse so gut wie nicht bewegt. Die IT-Firmen argumentieren damit, dass nicht genügend qualifizierte Bewerber zur Verfügung stehen. Kritiker werfen ihnen hingegen vor, dass ohne Quoten und eigene Nachwuchsarbeit sich nichts verändern könne.