Wann sagt man Döner und wann Kebab – wann Yufka und wann Dürüm? Mit dem kleinen Döner-Einmaleins füllen wir die größten Wissenslücken aus der Imbissbude. Alles was man braucht, ist ein Exkurs in die türkische Sprache.

Stuttgart - Wenn es um den Kauf des beliebtesten Fastfoods Deutschlands geht, herrschen unter Deutschen noch immer alarmierende Wissenslücken. Was ist der Unterschied zwischen Kebab und Döner? Wieso heißt die Dönerrolle mal Yufka und mal Dürüm? Wieso eigentlich „mit Scharf“ und nicht „mit scharfem Gewürz“? Fragen auf die wohl jeder türkischsprachige Dönerverkäufer des Vertrauens eine Antwort weiß, in den seltensten Fällen aber der Kunde. Wir geben einen Überblick über das Döner-Einmaleins und machen eine Exkursion in die sprachlichen Besonderheiten.

 

Döner und Kebab

Das Wort Döner stammt ursprünglich aus dem Türkischen. Darin steckt das Wort „sich drehen“ und meint damit die drehende Bewegung, die beim Braten des typischen Dönerspießes ausgeführt wird. Da der Name des Gerichts also ursprünglich türkisch ist, beanspruchen die Türken auch gerne die Erfindung des ganzen Gerichts für sich, praktisch Made in Turkey. Doch dürfen sie diesen Streit mit den Arabern, Aramäern, Griechen und Kroaten ausmachen, die ebenfalls Besitzansprüche auf das Patent der Fleischspeise geltend machen wollen.

Funfact: Das Wort Döner beschreibt in der türkischen Sprache einen grammatikalischen Fall, den es im Deutschen gar nicht gibt, nämlich den Aorist. Der Aorist ist eine Präsensform, die die unbestimmte Gegenwart beschreibt. Damit ist in der Regel die gewohnheitsmäßige Handlung gemeint. Also in diesem Fall: Etwas pflegt sich, unentwegt zu drehen. Man bezeichnet diese Form auch als r-Präsens, weil auf den Wortstamm je nach Form ein „r“, „ir“ oder „er“ folgt, wenn man den Aorist damit bildet.

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Vegetarischer Döner

Da sich das Gericht also auf die bewegende Handlung des Spießes bezieht, wäre die Bezeichnung „vegetarischer Döner“ genau genommen inkorrekt. Weil ja in der vegetarischen Variante des Dönerbrotes in den meisten Fällen nichts enthalten ist, das sich davor gedreht hat. Meist wird in dieser tierwohl-schonenden Variante des Gerichts statt des Fleisches einfach Schafskäse in das Fladenbrot gepackt.

Das Wort Kebab bezeichnet eine bestimmte Variante, das Fleisch zuzubereiten. Wobei es genau genommen auch verschiedene Arten des Kebabs gibt, die eine Gemeinsamkeit haben. Der Begriff trifft auf unzählige Fleischzubereitungen zu, die in kleinen Stücken gebraten wurden. Laut Wehr-Arabischwörterbuch ist eine Übersetzung des Wortes Kebab aus dem Arabischen „Fleisch, das auf Spießen gebraten wurde“. Wenn man der Internetplattform Wiktionary Glauben schenken darf, dann stammt das Wort ursprünglich sogar aus dem Aramäischem.

Wichtig ist jedoch: Ob gedreht oder nicht – kleine Fleischstücke am Spieß sind in jedem Fall ein Kebab. Wenn sich das Fleisch zufällig beim Braten gedreht hat, handelt es sich um Döner-Kebab. Klare Sache also.

Das Gedrehte in dem Gerollten: Dürüm und Yufka

Nun zu den weiteren Geheimnissen aus der Dönerbude. Wie jedem Leser bekannt sein dürfte, gibt es mehrere Varianten, den Döner zu verspeisen: Auf dem Teller, im Fladenbrot oder gewickelt wie eine übergroße Zigarre: dem Dürüm oder Yufka. Oft unterscheiden sich die Bezeichnungen für den gerollten Döner je nach Region, in der die Speise serviert wird.

Als Dürüm bezeichnet man im Türkischen all jene Gerichte, die in flachem Brot zusammengerollt werden. Einfach gesagt: Wenn das Gedrehte gerollt wurde, hat man einen Dürüm-Döner. Auch hier ist die Bezeichnung unabhängig davon, was man einwickelt: ob Dönerfleisch, Käse oder Salat. Yufka bezeichnet hingegen den flachen Teig, in den der Inhalt gewickelt wird. Daher kann man auch Yufka-Döner sagen.

Yufka muss übrigens nicht zwangsweise gerollt werden. So kann der ausgerollte Teig auch in Süßspeisen wie Baklava eine Verwendung finden. Hierbei werden mehrere dünne Teigblätter mit Nussfüllungen dazwischen übereinander geschichtet und anschließend übergossen mit dickstem Zuckergemisch. Nichts für Diabetiker also.

„Mit Scharf bitte“

Nun zum größten linguistischen Streitthema in der Dönerbude. Man kann seinen Döner mit Zwiebeln, Tomaten und sogar mit Käse bestellen, eines kann man jedoch sicherlich nicht, ihn „mit Scharf“ bestellen. Zumindest nicht, ohne die deutsche Sprache zu verunglimpfen. Daher ist es wohl ein Ausdruck, den man immer seltener beim geläuterten Dönerverkäufer zu hören bekommt. Bei der Etablierung dieser Floskel handelt es sich offensichtlich um den misslungenen Versuch, einen Ausdruck direkt aus dem Türkischen zu übersetzen. Das Adjektiv scharf heißt im Türkischen „aci“, es drückt allerdings gleichzeitig das Wort Schärfe aus. Würde man den Ausdruck „acili“ – mit dem man sich in der Türkei ein scharfes Gericht bestellt – wörtlich übersetzen, würde es heißen „mit Schärfe“.

Die Hoffnung ist also nicht verloren, die sprachlichen Ungereimtheiten zu entwirren. Dann steht einem auch nichts mehr im Weg, sich seinen Dürüm ohne Fleisch, mit viel Käse und Schärfe zu bestellen. Unter Kreisen gilt dies als Magnum Opus der Gerichte aus dem türkischen Imbiss.

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