In der Künstlerkolonie Buoch haben Lieselotte und Garbis Karabetian Anfang der 1970er eine Heimat gefunden. Nun zeigt das dortige Museum erstmals ihre Emaillearbeiten.

Beim Wort Emaille denken viele zuerst an praktisches Geschirr oder unverwüstliche Straßenschilder. Dass sich mit dem seit der Antike angewandten Verfahren des Emaillierens auch Kunstwerke von intensiver Farbenpracht erschaffen lassen, zeigt nun eine Ausstellung, die Jonas von Stockhausen für das Museum Hirsch des Heimatvereins Buoch kuratiert hat. Von 29. April an sind im Buocher Heimatmuseum Emaille- und Goldschmiedearbeiten des Künstlerpaars Lieselotte und Garbis Karabetian ausgestellt.

 

Ein Heimspiel für alle Beteiligten: Jonas von Stockhausen ist in Buoch aufgewachsen – in der Nachbarschaft von Lieselotte Karabetian und ihrem im Jahr 2009 verstorbenen Mann Garbis. Beide lernte er schon als Kind kennen, denn seine Eltern, die Glaskünstler Ada Isensee und Gottfried von Stockhausen, waren mit den Karabetians befreundet und arbeiteten auch bisweilen an gemeinsamen Projekten.

Viele Stücke stammen von privaten Leihgebern

Dass in Buoch, dem langjährigen Heimatort der Karabetians, bislang keine einzige Ausstellung zu deren Werk gezeigt worden ist, treibt Jonas von Stockhausen seit Längerem um – und hat ihn zur 74. Sonderausstellung im Museum Hirsch motiviert. Ende des vergangenen Jahres hat er damit begonnen, Exponate für die Schau zusammenzutragen. Die meisten Stücke stammen von privaten Leihgebern. In den Vitrinen zu sehen sind nun rund 70 Exponate – Emaille-Bilder und Bronzen von Garbis Karabetian sowie Teller und Broschen, Ringe, Anhänger und Krawattennadeln von Lieselotte Karabetian, die bis heute in Buoch lebt.

Aufgewachsen in Stuttgart-Degerloch, studierte sie an der Fachschule für Gestaltung, Schmuck und Gerät in Schwäbisch Gmünd und trat danach eine Stelle bei einem Juwelierhaus in Athen an. In Griechenland lernte sie auch ihren späteren Mann Garbis kennen, der als Goldschmied arbeitete. Er wuchs in Athen als Sohn eines armenisch-orthodoxen Ehepaars auf, das aus seiner Heimat geflüchtet war. „Das Emaillieren hat Lieselotte ihm beigebracht, sie hat es in Schwäbisch Gmünd gelernt“, erzählt Jonas von Stockhausen.

Intensiv leuchtende Farben sind typisch

Anfang der 1970er Jahre zog das Paar nach Deutschland in den Künstlerort Buoch, wo beide als freischaffende Künstler tätig waren. „Sie haben buchstäblich zusammengearbeitet“, sagt Jonas von Stockhausen, „das Anlöten von Nadeln an Lieselottes Broschen war zum Beispiel seine Aufgabe.“ Ob Schmuckstücke, Teller oder Bilder – auf den ersten Blick fallen besonders die intensiv leuchtenden Farben auf. Das und die Technik haben alle Arbeiten gemeinsam, stilistisch gibt es deutliche Unterschiede. „Garbis‘ Bilder erinnern an naive Kunst“, sagt Jonas von Stockhausen. Zu sehen sind Alltagsszenen wie zwei Männer im Café oder ein musizierendes Trio beim Konzert, aber auch Motive aus der griechischen Mythologie und christliche Themen wie die Arche Noah.

Jeden Umriss und jedes Detail, seien es beispielsweise die Hörner einer Ziege oder die Finger des über der Arche schwebenden Engels, musste Garbis Karabetian zuerst aus feinem Flachdraht formen, der dann mit einem speziellen Klebstoff hochkant auf einer Metallplatte befestigt wurde. Anschließend wurden die Zwischenräume unter Verwendung eines kleinen Trichters mit einer fein pulverisierten Glasmasse in der gewünschten Farbe gefüllt und das Ganze dann im Ofen bei einigen hundert Grad Celsius gebrannt. Ein handwerklich sehr aufwendiges Verfahren, umso mehr, als die Pulverschichten mehrmals übereinander aufgebracht werden mussten.

Schmuckstücke, Teller, Schalen

Gleiches gilt für die Arbeiten von Lieselotte Karabetian. Diese seien durch die Ausbildung an der Hochschule in Gmünd viel formalistischer als die Kunstwerke ihres Mannes, sagt Jonas von Stockhausen. Zu ihren Arbeiten gehören neben Schmuckstücken auch emaillierte Schalen und Teller, zum Beispiel der mit dem Titel „Phantasie“, dessen Motiv teils an eine Pflanze, teils an ein Insekt erinnert. „Das war eine Wahnsinnsarbeit“, sagt Jonas von Stockhausen.

Wo man die Emaillekunst sehen kann

Vernissage
 Die 74. Sonderausstellung eröffnet am Freitag, 28. April, 19.30 Uhr, im Museum Hirsch, Eduard-Hiller-Straße 6. Bis zum 24. September kann sie samstags von 14 bis 16 Uhr, sonntags von 10 bis 12 und von 14 bis 16 Uhr besichtigt werden.

Führungen
An folgenden Terminen gibt es um 15 Uhr eine Führung durch die Ausstellung: 29. April, 6. und 21. Mai, 23. Juli, 5. August sowie am 2., 10. und 23. September.