Der Höhenflug einer kleinen Stuttgarter Brennerei setzt sich fort: Zum zweiten Mal wird Ginstr ins All geschossen – für ein Experiment in der Schwerelosigkeit. Die Uni Stuttgart testet, ob Alkohol für Pumpen besser ist als ein herkömmliches Schmiermittel.

Stadtleben/Stadtkultur: Uwe Bogen (ubo)

Luft- und Raumfahrtstudierende der Universität Stuttgart sind auf den Geschmack gekommen. Vor einem Jahr haben sie es mit ihrem Experiment in der Internationale Raumstation ISS, für die sie Ginstr mit dem Fernsehturm auf dem Etikett verwendeten, bis in die 20-Uhr-Nachrichten der „Tagesschau“ geschafft. Damals ging es darum, ob Gin helfen kann, dass hoch komplizierte Technik im All nicht so schnell verschleißt, weil ihr Alkohol möglicherweise besser bekommt als ein herkömmliches Schmiermittel.

 

Nach dem medial stark beachteten Experiment brachten die Ginstr-Chefs Alexander „Sandy“ Franke und Markus Escher eine Space Edition auf den Markt, von der sie 1000 Flaschen verkauften – pro Flasche gingen 5 Euro an die Studierenden. Nun wird dieses erfolgreiche Geschäftsmodell wiederholt. Am Dienstag startet eine Forschungsrakete vom ESA-Raumfahrtzentrum Esrange bei Kiruna in Nordschweden – mit an Bord ist wieder Ginstr.

Diesmal ist es keine Trägerrakete, die an der ISS andocken soll, die gerade mit ihrem Weltraumabfall für Schlagzeilen sorgt. Für das neue Experiment der Universität Stuttgart wird in Zusammenarbeit mit der europäischen Weltraumorganisation eine sechs Meter lange Forschungsrakete verwendet, die etwa 13 000 Kilometer hoch geschossen wird, quasi nur den Rand des Weltalls „kratzt“, um dort die Schwerelosigkeit für wenige Minuten zu nutzen.

Die Studierenden berichten live über den Instagram-Kanal der Uni Stuttgart

In diesen Minuten soll im Projekt „FerrAS“ getestet werden, wie sich Gin als Transportflüssigkeit in Pumpen macht, die im All normalerweise sehr anfällig für Verschleiß sind. Die Studierenden aus Stuttgart, die seit zwei Jahren an diesem Projekt arbeiten, wollen Erkenntnisse gewinnen, wie Flüssigkeit in der Schwerelosigkeit am besten transportiert werden kann. Mit den Vorbereitungen sind sie gerade im Weltraumbahnhof Esrange beschäftigt; sie werden am Dienstag live aus Schweden über den Instagram-Kanal der Universität Stuttgart vom Experiment berichten.

Da die Mission nicht sehr lange dauert, wird die Rakete schon kurze Zeit nach ihrer Höhenreise zurück auf der Erde sein, wo sie rasch geborgen werden kann. Die Daten können also in Kürze ausgewertet werden. „Zusätzlich wird ein kleiner, versiegelter Container mit Ginstr als Referenzflüssigkeit an Bord sein, der die Schwerelosigkeit erleben wird“, erklärt Professor Manfred Ehresmann vom Institut für Raumfahrtsysteme an der Uni Stuttgart. Wie der Gin danach wohl schmeckt?

Das Ginstr-Team übernachtet im Eishotel

Die Ginstr-Gründer Alexander „Sandy“ Franke und Markus Escher fliegen am Sonntag nach Schweden, um bei Start und Landung der Forschungsrakete dabei zu sein. Gebucht haben sie ein Eishotel, in dem alles aus Eis ist. Sie hoffen, dass auch dort bald der Gin aus Stuttgart ausgeschenkt wird.