Für die Sanierung der Vogelsangbrücke gibt es 6,4 Millionen Euro Förderung. Das ist die Hälfte der Kosten. Für Ersatzbauwerke werden insgesamt 170 Millionen Euro benötigt.

Esslingen - Schön, dass Sie da sind.“ So begrüßte der Esslinger Oberbürgermeister Jürgen Zieger (SPD) am Freitag den baden-württembergischen Verkehrsminister, Winfried Hermann (Bündnis 90/Die Grünen) im Esslinger IHK-Gebäude. Ziegers Freude hatte einen triftigen Grund: Im Gepäck hatte Hermann eine Förderzusage von 6,4 Millionen Euro für die Sanierung der Vogelsangbrücke. Damit ist die Hälfte der voraussichtlichen Gesamtkosten von 12,8 Millionen Euro abgedeckt. Der Minister stellte zudem in Aussicht, dass sich die Fördersumme noch erhöhen könnte.

 

Kommunen sind bei Brückensanierungen überfordert

Das Geld stammt aus einem Sanierungsfonds, den das Land jetzt zum ersten Mal eingerichtet hat. In dem Topf befinden sich rund 85 Millionen Euro, die das Land bis zum Jahr 2019 den Landkreisen und Kommunen für Brückensanierungen zur Verfügung stellen wird. Allein in diesem Jahr gibt es im Rahmen des „Kommunalen Brückensanierungsprogramms“ insgesamt 43 Millionen Euro zu verteilen.

Der Anlass des Programms, das laut Hermann bundesweit seinesgleichen sucht: Viele Brücken in kommunaler Baulast befinden sich in einem maroden Zustand und müssen saniert werden. Oft müssen sie auch abgerissen und neu gebaut werden. Kommunen sind jedoch zunehmend nicht in der Lage, die hohen Kosten alleine zu schultern. Insgesamt 181 Anträge von Landkreisen und Gemeinden können in Kürze genehmigt werden, teilte Winfried Hermann zum Startschuss des Programms in Esslingen mit.

Drei Brücken sind die Esslinger „Sorgenkinder“

Dass der Minister nach Esslingen kam, ist kein Zufall gewesen. Zum einen erhält die ehemalige freie Reichsstadt mit 6,4 Millionen Euro einen dicken Brocken aus dem Fonds. Der zweite Grund: Es ist der Esslinger Oberbürgermeister gewesen, der laut Winfried Hermann in Stuttgart „massiv darauf hingewiesen“ hat, dass Kommunen mit der Instandhaltung und Ertüchtigung ihrer Infrastruktur finanziell überfordert sind. Esslingen stellt hier ein besonders augenfälliges Beispiel dar. Die Stadt hat allein fünf Neckarbrücken, drei davon – neben der Vogelsangbrücke sind das die Hanns-Martin-Schleyer- und die Adenauerbrücke – müssen neu gebaut werden. Dafür sind insgesamt Kosten von 170 Millionen Euro veranschlagt.

Den Auftakt bildet die Sanierung und Ertüchtigung der Vogelsangbrücke. Die Arbeiten sollen im nächsten Februar oder März beginnen und bis Ende 2020 abgeschlossen sein. Erwartet wird, dass die Brücke danach noch einmal rund 25 Jahre hält. Sie soll jetzt so ertüchtigt werden, dass sie auch noch mehr Fahrzeuge verkraften kann als bisher. Denn 2021 und 2022 soll der Neubau der Hanns-Martin-Schleyer Brücke erfolgen. Auf die Vogelsangbrücke wird dann noch der Umleitungsverkehr der Hanns-Martin-Schleyer- und später der Adenauerbrücke zukommen.

Wirtschaftsstandort mit 50 000 Arbeitsplätzen

Alexander Kögel, der stellvertretende Präsident der IHK-Bezirkskammer Esslingen-Nürtingen, betonte die Bedeutung der Neckarbrücken für Esslingen, das mit rund 50 000 Arbeitsplätzen ein wichtiger Wirtschaftsstandort in der Region ist. Kögel äußerte die Hoffnung, dass es nicht ähnlich große Verkehrsprobleme gibt wie bei der Sanierung der Dieter-Roser-Brücke im Stadtteil Sirnau vor einigen Jahren. Die Folgen sollen jetzt übersichtlich bleiben. Die Vogelsangbrücke wird nie voll gesperrt, beide Fahrtrichtungen bleiben erhalten.

Esslingens Brücken sind in die Jahre gekommen

Dimensionen
Die nach zweijähriger Bauzeit 1973 eingeweihte Vogelsangbrücke überspannt in Esslingen die B 10, den Neckar und die Bahngleise. Sie ist die zentrale Eingangspforte in die Innenstadt. Der städtische Anteil der Vogelsangbrücke ist 220 Meter lang und nimmt schon jetzt täglich rund 43 500 Autos auf. Der Teil der Brücke über die B 10 ist im Eigentum des Landes Baden-Württemberg.

Bauweise
An der Hanns-Martin-Schleyer-, der Adenauer- und der Vogelsangbrücke ist ein Spannstahl eingebaut. Nach Aussagen der von der Stadt beauftragten Fachgutachter sind diese Brücken korrosionsgefährdet. Da dieser Spannstahl nicht erneuert werden kann, ist ein Neubau dieser drei Brücken unumgänglich.