Dramatisch ist der Fraktions- und Parteiausstieg von Jörg Schiller und Simone Lebherz nicht nur für Fellbachs CDU, meint unser Redakteur.

Rems-Murr: Sascha Schmierer (sas)

Fellbach - Wie ein Blitz aus einem vermeintlich heiteren Himmel hat die Fellbacher CDU zu Fronleichnam der Ausstieg ihrer beiden Frontleute Simone Lebherz und Jörg Schiller ereilt. Das bisher als Doppelspitze wirkende Duo lässt die Fraktion im Regen stehen. Und die Partei muss aufpassen, dass auf den personellen Verlust nicht auch noch eine inhaltliche Erosion folgt – und die CDU in der Stadtpolitik weiter an Boden verliert.

 

CDU schrumpft dramatisch

Denn der überraschende Abschied ist nicht der erste Erdrutsch, den die Partei unterm Kappelberg verkraften muss. Bei den Wahlergebnissen geht es seit Jahren stetig bergab, die einst stärkste Fraktion im Rathaus ist auf gerade mal ein halbes Dutzend Bürgervertreter geschrumpft. Die vom Bundestrend nicht minder gebeutelte SPD stellt fünf Stadträtinnen und Stadträte, die Grünen haben immerhin schon sieben Sitze und das liberale Lager bringt es auf elf Vertreter im Gremium.

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Nur zum Vergleich: vor nicht einmal fünf Jahrzehnten stellte die CDU in Fellbach noch sage und schreibe 14 Stadträte, bei den Wahlen genügten die Stichworte „konservativ und christlich“, um fast die Hälfte aller Stimmen einzuheimsen. Doch die Kräfteverhältnisse haben sich verschoben, der Bedeutungsverlust ist längst auch im Personaltableau sichtbar. „Das hätte ich auch nicht gedacht, dass wir mal zehn Prozentpunkte vor der CDU landen“, jubelte der FW/FD-Fraktionschef Ulrich Lenk noch vor ziemlich genau zwei Jahren beim ersten Blick auf die Kommunalwahl-Ergebnisse. Jetzt muss er sich fast schon Sorgen machen, wie es bei den Kollegen von der CDU weitergeht.

Denn zu den zwei Sitzen, die der Fraktion bei eben jener Wahl verloren gingen, kommen die beiden Sitze, die mit Schiller und Lebherz jetzt fraktionslos werden. Fast schlimmer noch als eine drohende Zersplitterung des Gremiums ist freilich das Rätselraten um die Hintergründe des Schritts. Den Verweis aufs Gezerre um die K-Frage und den vermissten Neuanfang in der Landes-CDU betrachten Weggefährten als reichlich verspätetes Argument.

Bleibt das Duo tatsächlich ein Duo?

Umso spannender wird deshalb die Frage, welche Rolle die abtrünnigen CDU-Leute für sich definieren – und ob das Duo tatsächlich ein Duo bleibt. Bei Umwelt und Klimaschutz könnte es durchaus Schnittmengen mit Grünen geben – gerade in der Lokalpolitik. Und dass es manch ökobewegter Stadtrat kritisch sieht, dass es in der Partei inzwischen mehr um Machterhalt und Ausschlussverfahren zu gehen scheint als um basisdemokratische Streitkultur, ist ein offenes Geheimnis. Gut möglich also, dass sich zu Schiller und Lebherz enttäuschte Kollegen gesellen – und Fellbach eine fünfte Fraktion blüht.