Der glücklose Chef der schwer erschütterten bayerischen SPD, Florian Pronold, gibt auf. Die Generalsekretärin Natascha Kohnen könnte der Landespartei neuen Auftrieb geben. Manche Genossen nennen sie schon „Frau Schulz“. Aber erneuert sich die Partei auch?

München - Als Franz Josef Strauß seinerzeit die bayerische SPD-Chefin Renate Schmidt eine „Krampfhenna“ nannte, da war das wie ein Ritterschlag. Da kannte man die Frau landauf, landab, sie war in aller Munde. Den bayerischen SPD-Chef von heute, Florian Pronold, würde niemand so betiteln. Dafür kennt ihn auch kaum einer. Und darin liegt eines der Grundprobleme der zur Zeit schwer geprüften roten Opposition im Freistaat.

 

Diesen Freitag hat Pronold (44) angekündigt zu gehen – nach knapp acht Jahren an der Spitze der Landes-SPD, nach jener verheerenden Umfrage, die den Sozialdemokraten nur 14 Prozent der Wählerstimmen verspricht, nach der spektakulären Inhaftierung zweier namhafter Genossen (wegen Sex-Affären und Bestechung) und nach dem Debakel um die aus Niederbayern stammende Bundesvorsitzende der Jusos, Johanna Ueckermann, für die auf den Wahllisten plötzlich kein Platz mehr war.

Pronold wettert über „feige Heckenschützen“

Unter Pronold, der seit 2013 als Staatssekretär im Bundesumweltministerium weit weg ist von Bayern und von der Basis sowieso, sei die Partei regelrecht eingeschlafen, sagt man in München. Die Tatsache, dass die SPD Teil der Bundesregierung ist, hindert auch den Vorsitzenden der Landtagsfraktion in München, Markus Rinderspacher, an einem harten Kurs gegen die allseits übermächtige CSU – das heißt, die SPD in Bayern kann sich gar nicht richtig profilieren. Abgesehen davon, dass Rinderspacher nur Hochdeutsch spricht, ein schriftlich gedachtes auch noch – nicht die deftige Sprache der Bürger und der Konkurrenz. Was Pronold betrifft, so hatte er nach der Horror-Umfrage vor drei Wochen einen Rücktritt ausgeschlossen und seither gewettert gegen die „feigen Heckenschützen in der eigenen Partei“, die ihm ans Leder wollten. Der Diskussion entkam er dennoch nicht.

Ein reibungsloser Übergang ist nicht sicher

Nun soll, jedenfalls nach Pronolds Willen, Natascha Kohnen (49) die bayerische SPD erneuern. Kritiker sagen, die studierte Biologin habe als Generalsekretärin seit 2009 den Kurs Pronolds bis in die kleinsten Einzelheiten mitgetragen – wie solle sie da für Erneuerung stehen? Außerdem schneidet sie in der zitierten Umfrage beim Bekanntheitsgrad und der Fähigkeit zur Spitzenkandidatur noch viel schlechter ab als Pronold und Rinderspacher. Laut „Süddeutscher Zeitung“ gibt es aber auch Ortsverbände, in denen Kohnen voller Euphorie und in Anspielung auf den neuen Hoffnungsträger der Bundes-SPD bereits als „Frau Schulz“ begrüßt worden sei.

Mit einem reibungslosen Übergang rechnet man nicht. Münden werden die Debatten in den Landesparteitag, der für Mai geplant ist. Ob bis dahin neue Führungskandidaten auftauchen, ist fraglich. Der stärkste und laut Umfrage bekannteste SPD-Politiker, Nürnbergs OB Ulrich Maly, der das Ohr näher am Volk hat als die anderen in der Landespartei, sagt bisher ab.