Trotz der Glanztaten des Schlussmanns setzt es für den TSV Plattenhardt in Neu-Ulm ein 1:4, die höchste Pleite seit dem Wiederaufstieg in die Fußball-Landesliga.

Neu-Ulm - Man stelle sich einen von Kampfbeginn an angeschlagenen Boxer vor, der die Angriffe seines Gegners nur mit Müh´ und Not abwehren kann, zu eigenen Wirkungstreffern aber schlicht nicht in der Lage ist – ehe ihn sein Kontrahent mit einer krachenden Geraden dann in den Ringstaub schickt und einen klassischen K. o.- Sieg feiert. So ähnlich müssen sich die Landesliga-Fußballer des TSV Plattenhardt am Samstag in Neu-Ulm vorgekommen sein. Am Ende eines saft- und kraftlosen Auftritts stand für sie eine 1:4-Niederlage.

 

Es war die höchste Schlappe der Filderstädter in der Spielklasse seit dem Wiederaufstieg vor einem Jahr – und damit waren sie noch gut bedient. Dass es nicht noch dicker gekommen ist, haben die Weilerhau-Kicker nur zwei Umständen zu verdanken: zum einen einem schier unfassbaren Chancenwucher der Gastgeber, zum anderen ihrem erneut glänzend aufgelegten eigenen Torhüter Daniel Wagner. Der Ex-Profi vereitelte mit seinen Reflexen und Paraden ein Debakel, das an diesem Tag durchaus in zweistelliger Höhe möglich gewesen wäre. Wagner sicherte sich somit zum zweiten Mal nacheinander die Nominierung unserer Zeitung zum Plattenhardter „Spieler des Spiels“. Auch beim ernüchternden 1:2 am Mittwoch gegen den TSV Bad Boll war dies bereits der Fall gewesen.

Strategie früh durchkreuzt

Schon da hatte dem Coach Antonino Rizzo hinterher nichts Gutes geschwant. Zu viele Urlauber, zu viele Verletzte, zu wenige Wechselmöglichkeiten – so hatte kurz gesagt sein Fazit gelautet. Fast genauso ratlos blickte der 32-Jährige nun nach dem Schlusspfiff in Neu-Ulm drein. „Eigentlich hatten wir uns vorgenommen, möglichst lange die Null zu halten“, erläuterte Rizzo seine ursprüngliche Strategie. Diese war jedoch schon nach acht Spielminuten Makulatur, als der Neu-Ulmer Nico Patent nach einem feinen Doppelpass mit Lukas Kögel frei vor dem Plattenhardter Tor auftauchte und zum frühen 1:0 traf.

Nur 120 Sekunden später musste Wagner die Kugel erneut aus dem Netz klauben: Nico Kurz nutzte nach einem Eckstoß einen kollektiven Tiefschlaf in der von Rizzo auf drei Positionen veränderten Gäste-Elf und war mit seinem Versuch von der Strafraumgrenze aus erfolgreich. Und in diesem Tempo ging es zunächst weiter. Nächster Angriff, nächster Treffer – diesmal freilich durften die Plattenhardter jubeln. Oliver Grun gelang per Flachschuss der Anschluss.

Ärger über Elfmeterpfiff

Bei diesem Zwischenstand blieb es bis Mitte des zweiten Durchgangs, bis zwei umstrittene Schiedsrichterentscheidungen die Partie endgültig entschieden. Zunächst stoppte ein fragwürdiger Abseitspfiff einen aussichtsreichen Sololauf des Plattenhardters Kevin Siekerman. Dann entschied der Unparteiische im direkten Gegenzug auf Handelfmeter, welchen Florian Ufschlag sicher verwandelte. Robin Rueff hatte bei einem gegnerischen Schussversuch aus drei Metern Entfernung den Ball an den angelegten Arm bekommen. In der 84. Minute schließlich verwertete Sebastian Beer eine der zahlreichen guten Neu-Ulmer Möglichkeiten zum Endstand.

Zu diesem Zeitpunkt lagen die Plattenhardter allerdings schon längst auf den Brettern, um im eingangs gewählten Sprachbild zu bleiben. Bis zum nächsten Spiel am kommenden Sonntag gegen den SC Stammheim gilt es nun, sich wieder aufzurappeln – sofern dieses überhaupt stattfindet. Momentan ist der Gegner in Corona-Quarantäne.

Plattenhardter Spieler des Spiels

Daniel Wagner
Trotz seiner Galavorstellung blickte der Ex-Profi nach dem Abpfiff finster drein. Klar, nach Feiern war dem 34-jährigen Wiedereinsteiger im Tor nicht zumute – unter dem Strich stand trotz Wagners Glanztaten ein schwer zu verdauendes 1:4 für den TSV Plattenhardt. Seine persönliche Auszeichnung zum „Spieler des Spiels“ hat sich der Keeper aber allemal verdient. (Nominierungen: 2)

TSV Neu-Ulm: Yahramadi – Merk, Rupp, Schuhmacher, Marco Kurz – Passaro (50. Jager), Schweizer (44. Beer), Patent, Nico Kurz (67. Schweinstetter) – Kögel, Ufschlag (84. Grgic). TSV Plattenhardt: Wagner – Hermann, Rueff (62. Schaschinek), Göcer (77. Spiridopoulos), Schlauer (46. Gashi) – Stannull, Deutsche, Grun, Kroer – Drljo (71. Borchardt), Siekerman.