Vor bald 20 Jahren ist das Gütesiegel „Schmeck den Süden“ entwickelt worden. Es verweist auf Gastronomie aus regionaler Produktion. Jetzt ist der 300. Betrieb zertifiziert worden.

Lokales: Matthias Ring (mri)

Stuttgart/Althütte - Gütesiegel gibt es viele – so viele, dass man als Verbraucher manchmal den Wald vor lauter Bäumen nicht sieht. Wer kennt schon bei Lebensmitteln den Unterschied zwischen den EU-Siegeln „geschützte geografische Angabe“, „geschützte Ursprungsbezeichnung“ und „garantiert traditionelle Spezialität“? Und was genau sagen an den Türen von Lokalen die Aufkleber von Restaurantführern mit Sternen, Hauben, Bestecken, Bratpfannen und dergleichen aus? Seit einigen Jahren sind auch die Löwen aus dem Landeswappen Baden-Württembergs los. Sie sind das Zeichen der Initiative „Schmeck den Süden“, hinter der die Dehoga Tourismus Baden-Württemberg steht, eine Sektion des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands, in Kooperation mit der MBW Marketinggesellschaft des Landes.

 

Wenn also Alexander Bonde, der Minister für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg, den „Genießerland Restaurantführer“ mit den „Schmeck den Süden“-Lokalen vorstellt, wie jüngst in Althütte im Rems-Murr-Kreis geschehen, dann könnte man auch von einer kleinen Werbebroschüre des Landes sprechen. Der Minister selbst spricht von einem „kleinen Format, das aber Großes enthält“. 300 Restaurants dürfen sich auf 60 Nettoseiten kurz und knackig vorstellen. Einige davon gehören zu regionalen Gruppen wie den Biosphärengastgebern, den Naturparkwirten oder „Gutes vom See“. Was die Betriebe eint – sie alle tragen als Gütezeichen einen bis drei Löwen von „Schmeck den Süden“.

Ein Marketinginstrument für das Land und die Betriebe

Die Anzahl der Löwen sagt allerdings nicht vergleichbar wie bei den Michelin-Sternen etwas über die Qualität aus, sondern nur über die Quantität des regionalen Angebots: ein Löwe steht für mindestens drei „ehrlich regionale“ Gerichte, zwei Löwen bedeuten mindestens sechs davon, drei Löwen bekommen diejenigen, deren Angebot zu mindestens 90 Prozent regional ist. Diese Betriebe, etwa 15 Prozent der 300 Restaurants gegenüber 70 Prozent mit zwei Löwen, müssen auch ein „Haus der Baden-Württemberger Weine“ sein.

Letztlich sind die Löwen ein Marketinginstrument des Landes, aber auch für die Betriebe selbst. Waldemar Fretz, Vorsitzender der Dehoga-Fachgruppe Gastronomie und „Schmeck den Süden“-Sprecher, erzählt von den Anfängen 1996, als mit einem Schlag viele Restaurants dabei sein wollten, dann aber die Kriterien auf Dauer doch nicht erfüllen konnten – in Zeiten, in denen es leichter gewesen sei, argentinisches Rind oder eine neuseeländische Lammkeule zu bekommen als Fleisch aus heimischer Aufzucht. Schnell wurden Betriebe wieder ausgesortiert, inzwischen aber steigt die Zahl kontinuierlich. 2014 haben sich 50 Gastronomen für einen Jahresbeitrag von 200 Euro (als Dehoga-Mitglied) der Initiative angeschlossen.