Jetzt wird es ernst, die Mission Titelverteidigung für die deutschen Handballer beginnt. Die Erwartungshaltung vor dem EM-Auftaktspiel am Samstag (17.15 Uhr) gegen Montenegro ist groß.

Sport: Jürgen Frey (jüf)

Stuttgart - Es gibt einen anderen Modus als bei der WM. Aber die Favoriten sind bei der an diesem Freitag beginnenden Handball-EM in Kroatien die gleichen. Wir beantworten die wichtigsten Fragen.

 

Modus: 16 Teams haben sich für die EM qualifiziert. Sie wird in einem anderen Modus als die WM ausgetragen. Ein Achtelfinal-K.-o., wie ihn die deutsche Mannschaft 2017 in Paris gegen Katar erlebte, ist nicht möglich. Die ersten drei Mannschaften der vier EM-Vorrundengruppen qualifizieren sich für die Hauptrunde, in der es dann in zwei Sechsergruppen weitergeht. Die in der Vorrunde erzielten Punkte gegen ebenfalls für die Hauptrunde qualifizierte Teams werden mitgenommen. Mögliche Gegner der deutschen Mannschaft sind hier Olympiasieger Dänemark und Vize-Europameister Spanien sowie Tschechien und Ungarn. Die zwei jeweils besten Mannschaften der beiden Hauptrundengruppen spielen am 26. Januar die Halbfinal-Teilnehmer aus.

Vorrundengegner: Deutschland startet am Samstag (17.15 Uhr/ZDF) gegen Montenegro. Am 15. Januar (18.15 Uhr/ARD) geht es gegen den WM-Dritten Slowenien, am 17. Januar (18.15 Uhr/ARD) gegen Mazedonien.

Austragungsorte: Das deutsche Team spielt in der Vorrunde in Zagreb. Die Halle fasst 15 000 Zuschauer und gilt aufgrund ihrer besonderen Architektur als ein Wahrzeichen der kroatischen Hauptstadt. Gespielt wird auch in der brandneuen Arena in Split (12 000 Plätze), während der Vorrunde Standort von Gastgeber Kroatien, in Porec (3700 Plätze) und in der 2008 erbauten Arena in Varaždin (5500 Plätze). Im 90 Kilometer von Zagreb entfernten Varaždin finden auch die möglichen Hauptrundenspiele der deutschen Mannschaft statt.

TV-Übertragungen: Anders als bei der WM 2017 werden die Spiele des deutschen Teams wieder im öffentlich-rechtlichen Fernsehen übertragen. ARD und ZDF zeigen sämtliche Partien des Titelverteidigers. Alle weiteren Spiele des Turniers gibt es im Livestream bei Sportdeutschland.tv und bei Handball-Deutschland.tv zu sehen.

Kader: Bundestrainer Christian Prokop kann im Turnierverlauf zwei Spieler nach der Vorrunde austauschen, zwei in der Hauptrunde und noch einmal zwei vor einem möglichen Halbfinale. Diese Spieler müssen aber immer aus dem bereits nominierten 28er-Kader kommen. In diesem stehen im Gegensatz zu den 16 nach Kroatien gereisten Akteuren auch Profis von württembergischen Bundesligisten: Torwart Johannes Bitter (TVB 1898 Stuttgart), Spielmacher Tim Kneule und Linksaußen Marcel Schiller (beide Frisch Auf Göppingen).

Favoriten: Olympiasieger Dänemark, Weltmeister Frankreich und Gastgeber Kroatien sind die Topfavoriten. Hinzu kommen Spanien sowie Norwegen – und Titelverteidiger Deutschland. Die Leistungsdichte ist enorm hoch, Tagesform und Kraftreserven werden entscheiden. Wenn es um die Medaillen geht, stecken den Teams bereits sieben Spiele in den Knochen.

Deutsche Chancen: Die Bad Boys sind vom Jäger zum Gejagten geworden. Als Titelverteidiger zählt die DHB-Auswahl automatisch zu den Medaillenkandidaten. „Es gibt in Deutschland so viele gute Spieler wie schon seit 30, 40 Jahren nicht mehr“, sagt Ex-Bundestrainer Heiner Brand. Die extreme Ausgeglichenheit in dem stark besetzten Kader ist der größte Trumpf.

Risiken: Das Team steht als Europameister unter Druck, Bundestrainer Christian Prokop nach seiner gewagten Kadernominierung genauso. Und der DHB braucht nach den schwachen WM-Resultaten 2017 bei Frauen und Männern dringend ein gutes Ergebnis. Ein erneutes vorzeitiges Scheitern wäre auch mit Blick auf die Männer-WM 2019 im eigenen Land ein Tiefschlag.

Die Stars: Die besten Spieler der Welt werden in Kroatien auf dem Parkett stehen. Dazu zählt auch der deutsche Kapitän Uwe Gensheimer, für viele der beste Linksaußen der Welt. Bei den Franzosen ist der dreifache Welthandballer Nikola Karabatic nach wie vor der herausragende Akteur, bei den Dänen der zweifache Welthandballer Mikkel Hansen. Weitere Topstars: Kroatiens Domagoj Duvnjak, Spaniens Alex Dujshebaew, Mazedoniens Kiril Lazarov oder Norwegens Ausnahmetalent Sander Sagosen.

Ausblick: Das Abschneiden bei der EM 2018 hat keine Auswirkungen auf die Teilnahme an späteren Turnieren wie der WM 2019 oder den Olympischen Spielen 2020. Nur der Europameister spart sich die Mühen der Qualifikation für die WM 2019, die in Deutschland und Dänemark über die Bühne geht. Die beiden Ausrichter-Nationen stehen als Teilnehmer fest. Ab 2020 werden 24 statt 16 Teams bei der EM am Start sein, Gastgeber sind erstmals drei Nationen: Österreich, Schweden und Norwegen.