Vor vier Jahren kandidierte er auf einer freien Liste mit der CDU. Nun zieht der Heilbronner AfD-Kreischef als Nachrücker in den Gemeinderat von Ilsfeld ein. Die CDU findet das „extrem ärgerlich“ und will dergleichen für die Zukunft verhindern.

Titelteam Stuttgarter Zeitung: Andreas Müller (mül)

Stuttgart - Auf die Abgrenzung zur AfD legt Alexander Throm größten Wert. „In keiner Weise und auf keiner Ebene“ gebe es eine Zusammenarbeit mit seiner Partei, versichert der Heilbronner CDU-Kreisvorsitzende und Bundestagsabgeordnete. Für eine wirkliche Alternative hält er die „Alternative für Deutschland“ ohnehin nicht. „Von allen politischen Parteien, die bereit sind, Verantwortung zu übernehmen, ist die CDU die Partei mit dem klarsten Profil bei den Themen Einwanderung und innere Sicherheit“, sagte Throm, als er im April bei der CDU in Ilsfeld zu Gast war.

 

Ins gleiche Horn stieß bei der Versammlung der neugewählte Vorsitzende des Ortsverbandes, Thomas Schiroky. „Wer die AfD ernst nimmt, geht populistischen Stimmungsmachern auf den Leim, die keine Lösungen anbieten, sondern einfach nur dagegen sind“, warnte er bei seinem Amtsantritt. Der Partei gehe es nicht ums Gestalten, sondern ums Provozieren um jeden Preis.

Die Kreis-AfD feiert das Mandat

Ausgerechnet in Ilsfeld und damit im Kreisverband des CDU-Landeschefs (und Ehrenvorsitzenden) Thomas Strobl gibt es nun eine Konstellation, die Fragen nach der Nähe zwischen CDU und AfD aufwirft. Aus dem Gemeinderat des 9000-Einwohner-Ortes schied kürzlich ein Christdemokrat aus, der zugleich stellvertretender Bürgermeister war; Beruf und Mandat konnte er nicht mehr vereinbaren. Ende Juni rückte für ihn, öffentlich kaum beachtet, ein regional bekannter AfD-Mann in das Gremium nach: Dennis Klecker (Jahrgang 1990), Kreisvorsitzender der Partei und seit 2014 direkt gewählter Kreisrat. Im Kreisparlament und auch sonst fällt er durch markige Töne auf, besonders zu „Merkels wahnsinniger Flüchtlingspolitik“. Es müsse Schluss damit sein, fordert er etwa, dass Flüchtlinge von der deutschen „Sozialhängematte“ angelockt würden.

Noch vor der Kommunalwahl im Mai 2019, triumphierte die Kreis-AfD, ziehe in Klecker erstmals ein Parteifreund in ein Kommunalparlament im Kreis Heilbronn ein. Dazu gratuliere ihm der Vorstand „recht herzlich“. Der Neu-Gemeinderat selbst gelobte, er werde sich in der verbleibenden Amtszeit für Wohl und Wünsche der Bürger einsetzen; in dem Gremium wünsche er sich eine „faire und konstruktive Zusammenarbeit“.

Als Feuerwehrmann in Ilsfeld bekannt

Im Rat landete Klecker, weil er 2014 auf einer gemeinsamen Liste der Bürgerlichen Wählervereinigung (BWV) und der CDU kandidiert hatte. Bekannt und beliebt ist der einstige „Gärtner im öffentlichen Dienst“ und heutige Objektschutz-Mitarbeiter – so seine Berufsangaben – durch sein Engagement bei der Freiwilligen Feuerwehr Ilsfeld, der er auch als Pressereferent dient. Jedenfalls holte er so viele Stimmen, dass er nun als Nachrücker an der Reihe war.

Ein AfD-Rat zumindest teilweise auf CDU-Ticket – das findet der neue CDU-Ortschef Schiroky „extrem ärgerlich“. Leider lasse es sich nicht mehr ändern. Auch der Kreisvorsitzende Throm nennt den Vorgang „sehr ärgerlich und bedauerlich“. Ein Geheimnis war Kleckers Parteibuch freilich nicht, als er 2014 auf die BWV/CDU-Liste kam (Motto: „bewährt, beständig, bürgernah“). Auch die CDU-Staatssekretärin Friedlinde Gurr-Hirsch war laut einem Bericht Gast bei der Kandidatenvorstellung in der Bahnhofsgaststätte. Immerhin gab sich die AfD seinerzeit noch moderater. Im Fokus stand noch nicht so sehr die Flüchtlings-, sondern eher die Europolitik. Auch die Leitfiguren waren andere.

Gemeinsame Listen sind künftig tabu

Dass damals niemand Bedenken hatte, Seit an Seit mit einem AfD-ler zu kandidieren, findet Schiroky heute „ein Versäumnis“. Eine Wiederholung will er unbedingt vermeiden: CDU- und AfD-Leute auf der gleichen Liste werde man bei der nächsten Wahl nicht akzeptieren. Der CDU-Kreischef Throm möchte das auch kreisweit sicherstellen. Für die nächste Vorstandssitzung, sagte er unserer Zeitung, plane man einen entsprechenden Beschluss: Dass Christdemokraten auf freien Listen nebst AfD-Bewerbern kandidieren, soll damit auch förmlich ausgeschlossen werden. Die Abgrenzung nach rechts kann er so künftig noch glaubwürdiger proklamieren.