Krebs ist heimtückisch, endet oft tödlich und ist längst keine Krankheit des Alters mehr. Immer mehr unter 50-Jährige werden mit der Diagnose konfrontiert. Allein an Darmkrebs erkranken rund 55 000 Menschen jedes Jahr in Deutschland, mehr als 20 000 sterben daran.

Wochenend-Magazin: Markus Brauer (mb)

Wer bei einem ganz normalen Arztbesuch mit der Diagnose Krebs konfrontiert wird, ist schockiert. Warum gerade ich? Habe ich zu viel geraucht, mich ungesund ernährt, zu wenig bewegt, zu viel Stress gehabt? Allgemeiner gefragt: Welchen Einfluss haben Lebensstil, Umwelteinflüsse, Stress und Gene auf die Entstehung bösartiger Tumore?

 

Jedes Jahr erleben rund 500 000 Menschen in Deutschland einen solchen Schockmoment. Während bei den einen Operationen, Behandlungen und Therapien das Leben verlängern oder den Krebs sogar besiegen können, sterben andere an der Tumorerkrankung.

Mehr als 20 000 Tote durch Darmkrebs

In der EU steigen die Sterberaten bei Darmkrebs bei den 25- bis 49-Jährigen. Foto: Imago/Shotshop

Allein an Darmkrebs erkranken rund 55 000 Menschen jedes Jahr in Deutschland, mehr als 20 000 sterben daran. In der Altersgruppe der 25- bis 49-Jährigen in der EU und Großbritannien steigt die Todesrate einer Studie zufolge. Dafür gibt es mehrere Ursachen.

In der Europäischen Union und Großbritannien steigen die Sterberaten bei Darmkrebs bei den 25- bis 49-Jährigen – entgegen des allgemein rückläufigen Trends. Eine Ursache sei der höhere Anteil übergewichtiger junger Menschen, erläutert ein Forschungsteam um Carlo La Vecchia von der Universität Mailand im Fachjournal „Annals of Oncology“.

Krebsvorsorge auf 45-Jährige ausweiten

Karzinom im Dickdarm,das bei einer Endoskopie festgestellt wird. Foto: Imago/Shothop

Weitere Faktoren seien ein erhöhter Alkoholkonsum und verminderte körperliche Aktivität. Darmkrebs in jüngerem Alter ist in der Regel aggressiver, die Überlebenschancen sind geringer als bei älteren Menschen, wie die Forscher erläutern.

Es sei zu überlegen, die Darmkrebsvorsorge auf jüngere Menschen, beginnend mit 45 Jahren, auszuweiten. In Deutschland können Frauen ab 55 und Männer ab 50 Jahren als gesetzlich Krankenversicherte eine Darmspiegelung in Anspruch nehmen.

Darmkrebs entsteht meist aus Wucherungen der Darmwand. Diese können bei einer Darmspiegelung entfernt werden, bevor sie sich möglicherweise zu Darmkrebs entwickeln. Etwa 55 000 Menschen erkranken nach Angaben des Deutschen Krebsforschungszentrums jedes Jahr an Darmkrebs, mehr als 20 000 sterben.

Häufige Tumorarten

Immer mehr Menschen mittleren Alters erkranken an Krebsarten, die früher fast nur bei älteren Menschen aufgetreten sind. Foto: Imago/Cavan Images

Die häufigsten Krebsarten in der Altersgruppe bis 50 Jahre:

  • Brustkrebs
  • Lungenkrebs
  • Darmkrebs

Aber auch Prostatakrebs und Nasen-Rachenkrebs haben drastisch zugenommen. Immer mehr Menschen mittleren Alters erkranken an Krebsarten, die früher fast nur bei älteren Menschen aufgetreten sind. Vor allem 40- bis 49-Jährige sind signifikant betroffen.

Krebs – und Erkrankungsfaktoren

Ungesunde Ernährung erhöht das Risiko an Krebs zu erkranken. Er Foto: Imago/Westend61

Neben genetischer Disposition, Umweltbelastungen und Stressfaktoren im Beruf und Privatleben spielt die Lebensweise eine entscheidende Rolle. Die Risikofaktoren im einzelnen:

  • rotes Fleisch
  • zu viel Salz
  • wenig Obst, Gemüse und Milch
  • Alkoholkonsum
  • Rauchen
  • Übergewicht
  • Diabetes

Unterschiedliche Todesrate bei Krebsarten

Über alle Altersgruppen hinweg gerechnet sinkt die Todesrate bei Darmkrebs unter Berücksichtigung der Altersstruktur der Bevölkerung: in Deutschland verglichen mit 2019 bei Männern um 11,55 Prozent, bei Frauen um 7,99 Prozent.

Noch stärker sinken demnach bei Männern in Deutschland die altersstandardisierten Todesraten bei Magenkrebs (17,92 Prozent), Lungenkrebs (17,53 Prozent), Blasenkrebs (15,88 Prozent) und Leukämie (11,65 Prozent).

Keinen positiven Trend gibt es bei Prostatakrebs. Bei Frauen in Deutschland gehen die Todesraten der Berechnung zufolge bei Leukämie (18,52 Prozent), Magenkrebs (16,71 Prozent), Brustkrebs (10,77 Prozent) und Eierstockkrebs (10,75 Prozent) zurück. Die Rate bei Blasenkrebs steigt hingegen um 1,22 Prozent.