Guido Buchwald gehört als radelnder Teamkapitän mittlerweile zum festen Inventar des Charity Bike Cup, der am 3. Oktober wieder in Heimerdingen stattfindet.

Noch bevor sich die Teilnehmer am 3. Oktober beim Charity Bike Cup auf ihre Räder schwingen, steht fest: Noch nie waren so viele am Start. Das Lila Race am Morgen ist bereits ausgebucht, für die gemütlichere Lila Tour am Mittag gibt es nur noch einige wenige Restplätze. Die Online-Anmeldung auf der Homepage (www.charity-bike-cup.de) ist noch bis 30. September möglich. Insgesamt werden 1100 Hobby-Radsportler erwartet. Sie gehen wieder zusammen mit prominenten Teamkapitänen auf die Strecke. Einer von ihnen: Fußball-Weltmeister Guido Buchwald. Im Interview spricht er über seinen neuen Stammplatz, seine Sorgen um den VfB, die Nationalmannschaft – und sein Unverständnis, eine WM nach Katar zu vergeben.

 

Herr Buchwald, wissen Sie eigentlich, wie oft Sie schon beim Charity Bike Cup mit dabei waren?

So ganz spontan nicht. Vier- oder fünfmal würde ich sagen. Ich glaube jedenfalls, dass ich mir mittlerweile einen Stammplatz erkämpft habe. (Lacht.)

Was mögen Sie an der Veranstaltung?

In erster Linie natürlich den karitativen Zweck, dass Kindern in Not geholfen wird. Aber ich gebe zu, dass ich die zwei Tage inklusive Nudelparty am Vorabend auch genieße.

Was ist denn das Besondere?

Es ist einfach ein richtig schönes Familienfest, bei dem man mit ganz vielen Menschen in den Austausch kommt. Auch mit anderen Sportlern oder Schauspielern. Das macht einfach immer richtig viel Spaß.

Sie fahren mittags bei der etwas gemütlicheren Lila Tour mit.

Genau das Richtige für mich.

Sie fahren sonst nicht viel Rad?

Es könnte deutlich mehr sein. Aber wenn ich mich dann mal durchringe, macht es immer enorm viel Spaß.

Wie viel Spaß macht Ihnen denn gerade der VfB?

Es geht so. Ich hatte eigentlich die Hoffnung, dass der Club in diesem Jahr den nächsten Schritt ins gesicherte Mittelfeld macht. Der Start war allerdings enttäuschend und auch ernüchternd. . .

. . . aber?

Die Leistungen sind teilweise ja gar nicht so schlecht. In fünf der sieben bisherigen Ligaspiele war der VfB mindestens gleichwertig oder besser. Aber davon kannst Du Dir am Ende nichts kaufen. Fußball ist ein Ergebnissport – und die Ergebnisse sind schon im gesamten Jahr nicht so, wie wir uns das alle wünschen. Die Mannschaft hat 2022 bisher gerade mal drei Ligaspiele gewonnen. Sie muss jetzt schleunigst die Kurve kriegen, sonst wird das wieder eine ganz schwere Saison.

Für Schlagzeilen sorgte der Club zuletzt auch abseits des Platzes – mit der Präsentation von Sami Khedira, Philipp Lahm und Christian Gentner. Überrascht?

Sehr positiv überrascht. Das ist genau der richtige Weg. Der Verein muss sich im sportlichen Bereich breiter aufstellen, da braucht es einfach mehr Expertise. Deshalb war dieser Schritt nicht nur genau richtig, sondern aus meiner Sicht auch überfällig.

Kritiker sagen: Alle drei haben keinerlei Erfahrung in diesem Bereich.

Das sehe ich anders. Nehmen wir Sami Khedira. Er ist ein Kind des VfB, wurde Weltmeister und hat bei Real Madrid und Juventus Turin gespielt, zwei der größten Clubs der Welt. Sami hat Erfahrung auf allerhöchstem Niveau und ein riesiges, internationales Netzwerk.

Und Christian Gentner?

Er steht für den VfB wie kaum ein Zweiter. Er hat fast seine gesamte Karriere hier verbracht und kennt alle Facetten des Clubs. Er hat Ahnung von Fußball, ist intelligent und lebt den VfB. Besser geht es doch nicht.

Bleibt noch Philipp Lahm.

Er hat zwar nicht das VfB-Gen in gleichem Ausmaß wie die anderen zwei. Aber wir müssen uns doch nicht ernsthaft darüber unterhalten, ob Philipp Ahnung vom Fußball hat oder nicht. Er hat in seiner Karriere alles gewonnen. Wenn sich solche Persönlichkeiten für den VfB engagieren, finde ich das uneingeschränkt positiv.

Sami Khedira und Philipp Lahm wurden wie Sie auch Weltmeister. Kann das der aktuellen Mannschaft in Katar auch gelingen?

Wir zählen sicher zu den Mitfavoriten.

Das hört sich nicht uneingeschränkt überzeugt an.

Ich finde, dass die Mannschaft gerade in der Offensive ein unglaubliches Potenzial hat und sehr flexibel ist. Ein Tor schießen wir normalerweise immer. Aber um den Titel zu holen, braucht es auch defensive Topleistungen. Wir müssen den Laden dicht bekommen. Das wird der Schlüssel sein.

Auf wen tippen Sie als Weltmeister?

Puh, ich bin ein ganz miserabler Tipper. (Lacht.) Aber ich glaube schon, dass es am Ende auf einen der üblichen Verdächtigen hinauslaufen wird. Brasilien wird sicher eine gute Rolle spielen, Frankreich hat unglaublich gute Spieler – aber auch wir müssen uns nicht verstecken. Ich bin gespannt.

Dass die WM in Katar stattfindet…

… hätte nie passieren dürfen. Das ist ein Thema, das mich schon umtreibt. Ich frage mich, wie man überhaupt auf die Idee kommen konnte, eine WM dorthin zu vergeben. Das macht mich sprachlos. Meine Hoffnung ist jetzt, dass dieses Turnier wenigstens ein bisschen dabei hilft, auf die Missstände hinzuweisen und etwas zum Besseren zu bewegen.

Guido Buchwald

Weltmeister
 Der 1961 in Berlin geborene Guido Buchwald lebte von 1962 an in Wannweil, wo er auch das Fußballspielen lernte. Die meisten Partien absolvierte er für den VfB Stuttgart (325), er wurde Weltmeister und mit dem VfB zweimal Deutscher Meister.

Diego
 Seinen Spitznamen bekam Guido Buchwald während der Weltmeisterschaft 1990 in Italien– und zwar nicht erst nach dem mit 1:0 gewonnen Finale gegen Argentinien als unerbittlicher Gegenspieler von Diego Maradona. Der neue Vorname wurde ihm bereits nach dem Achtelfinale gegen die Niederlande verpasst, als er das 1:0 von Jürgen Klinsmann mit einem Übersteiger und anschließender Flanke vorbereitete.