Königin Rania nennt den Kampf gegen die Terroristen von IS einen Kampf um die Zukunft der arabischen Welt. Die Dschihadisten seien ein Produkt von Armut und miserabler Bldung in der Region.

Abu Dhabi - Sie ist die erste arabische Frau im Nahen Osten, die ihrer ganzen Region die Leviten liest. Der Kampf gegen das „Islamische Kalifat“ sei „ein Kampf um die Zukunft des Islam und um die Zukunft der arabischen Welt. Wir müssen diesen Kampf gewinnen“, redete die jordanische Königin Rania in einer Aufsehen erregenden Ansprache in Abu Dhabi allen ihren Mitbürgern ins Gewissen. Eine Minderheit irreligiöser Extremisten habe die Identität des Nahen Ostens in seine Gewalt gebracht. Und die Araber seien dabei Komplizen. „Unser Schweigen spricht Bände, es ist das größte Geschenk für IS“, kritisierte die rhetorisch gewandte Herrscherin.

 

Die Dschihadisten hätten die reichen und antiken Kulturen von 22 Nationen, den kosmopolitischen Charakter von 350 Millionen Menschen – und am schlimmsten von allem – den Islam als eine Religion von Frieden, Toleranz und Barmherzigkeit, reduziert zu einem „fremden und abscheulichen“ Zerrbild. Auf dem Spiel stehe nicht nur die Geschichte der arabischen Region, sondern auch ihr Ansehen in der gesamten übrigen Welt, eine Sichtweise, die das in Religionsfragen sehr sensible und aufgeklärte haschemitische Königshaus teilt.

Aus ihrer Heimat Kuwait vertrieben

Rania wurde am 31. August 1970 als Tochter palästinensischer Eltern in Kuwait geboren, ging in dem Golfstaat zur Schule, bevor sie 1987 zum Studium der Betriebswirtschaft an die Amerikanische Universität in Kairo wechselte. Nach der Invasion von Saddam Hussein wurde die Familie 1991 zusammen mit Hunderttausenden Palästinensern aus Kuwait vertrieben. Ihren Mann Abdullah lernte Rania im Januar 1993 kennen. Fünf Monate später heirateten die beiden. Sie haben vier Kinder, zwei Söhne und zwei Töchter.

In Jordanien kümmert sich Königin Rania um Bildungsarbeit. Ihr arabisch-englisches Kinderbuch „Der Tausch der Pausenbrote“ schaffte den Sprung auf die Bestsellerliste der „New York Times“. Es erzählt von den beiden Mädchen Lily und Salma. Die eine hat ein Weißbrot mit Erdnussbutter und Marmelade, die andere eines mit Fladenbrot mit Kichererbsenpaste. „Fies und eklig“ findet Lily das Pausenbrot von Salma, für Salma ist Lilys Essen „komisch und fettig“. Es gibt Streit, doch irgendwann tauschen die beiden Kleinen ihre Stullen aus und bleiben Freundinnen.

Zusammenleben der Kulturen als Lebensthema

Ranias Lebensthema ist das friedliche Zusammenleben der Kulturen im Orient. Und so ist die Königin mit ihrer Rede in Abu Dhabi auch das erste Mitglied eines arabischen Herrscherhauses, die den Kampf gegen IS nicht nur als militärische Herausforderung, sondern als Ringen um das religiöse Ethos und die Deutungshoheit im Islam definiert. Die Radikalen würden getrieben von einer Ideologie, „die sich nicht mit Gewehrkugeln bekämpfen lässt“, betonte sie. Zugleich seien die Dschihadisten ein Produkt der miserablen Bildung, der Armut und des fehlenden sozialen Bewusstseins in der Region. „Die Wahl, vor der wir stehen, ist klar – entweder wir entwickeln unsere Region, oder wir überlassen sie anderen zur Zerstörung.“