Jan Böhmermann bei Telegram Böhmermanns Verschwörungskanal

Schwupp, plötzlich sind alle Social Media Accounts von Jan Böhmermann weg. Aber hoppla, ist ein neuer da – beim Messengerdienst Telegram, den die Verschwörungströten gerne nutzen. Hier kreischt auch Böhmermann halb irre herum: alles Werbung für sein „ZDF Magazin Royale“, das bald startet.
Stuttgart - Rückhaltlos Begeisterte können ihre Zuneigung zu dem Satiriker Jan Böhmermann jetzt in eine Statistik eingehen lassen. In seinem erst am Freitag eröffneten Kanal beim Messengerdienst Telegram bietet Böhmermann eine Online-Umfrage, bei der man unter der Überschrift „Ich stehe bedingungslos hinter ...“ als erste Auswahlmöglichkeit „Jan Böhmermann“ anklicken kann. Allerdings ist die Zahl der Alternativen etwas beschränkt. Es gibt nur eine weitere Möglichkeit. Was neben diesem zweiten Abstimmknopf steht? Natürlich auch „Jan Böhmermann“.
Nicht länger schlafen!
Wer den Kanal „Real Jan Böhmermann“ abonniert, wird in Schüben mit schrillen Nicht-Nachrichten beliefert, mit fiebrigen Ankündigungen kommender großer Dingen, mit hysterischen Aufforderungen, nicht länger zu schlafen, mit weltbebenwummernden Verschwörungswarnungen und knallenden Peitschenhieben, man möge gefälligst losziehen und mehr und mehr Menschen in diesen Kanal holen. Natürlich macht der von Fans Böhmi Genannte regen Gebrauch von der Shift-Taste. Immer wieder fährt einem beim Lesen der Großbuchstabenklumpen der Reflex in die Knochen, sich vor wildem Gebrüll niederzuducken wie vor den umherfliegenden Scherben eines brachialen Frontalzusammenstoßes.
Böhmermann parodiert hier die Kanäle jener Verschwörungströten, die es in Corona-Zeiten noch leichter haben als sonst, Frustrierte und Leichtgläubige, Verbitterte und Verschreckte um sich zu scharen – und erst recht all jene, bei denen länger schon ein paar wichtige Teile im Kopf abgebrochen sind und lose umherrollen. Die mit Emojis punktierte Persiflage dient sichtlich der viralen Vorbereitung von Jan Böhmermanns neuer Sendung. Am Freitag, 6. November 2020, um 23 Uhr startet das „ZDF Magazin Royale“, das Nachfolgeformat von Böhmermanns „Neo Magazin Royale“. In der ZDF-Mediathek ist die erste Folge sogar schon drei Stunden früher abrufbar.
Tapfer in der Opferrolle
Schwer zu sagen, ob Jan Böhmermann je geglaubt hat, irgendwer werde „Real Jan Böhmermann“ ernst nehmen. Werde sich freuen, auch ein Spottmaul der verhassten „Systemmedien“ erkenne nun, dass Chemtrails, Coronavirus und Masernimpfungen Angela Merkels Waffen gegen alles Deutsche seien. Jedenfalls bleibt der Spötter Böhmermann tapfer in der Opferrolle und behauptet, man habe ihn bei Twitter, Instagram und Facebook geblockt, weil man dort nicht wolle, dass die Welt erfahre, was er zu enthüllen habe.
Tatsächlich sind die anderen Social-Media-Accounts von Jan Böhmermann derzeit abgeschaltet. Der 39-jährige TV-Moderator will seine Fans offenbar dort konzentrieren, wo jene, vor denen er warnt, ihre Netzwerke spinnen. Telegram rühmt sich, die Nachrichten hier seien weder von innen, von Administratoren, noch von außen, von Sicherheitsbehörden etwa, einsehbar.
Da kommt noch was
Ursprünglich war der von russischen Oppositionellen aufgebaute Dienst deren sichere Bastion gegen Putins Repressionsapparat. Heute ist Telegram auch ein gefährliches Werkzeug in den Händen von Kriminellen und Terroristen sowie ein effizienter Reichweitenerzeuger für Desinformations- und Zersetzungskampagnen. In einem bei T-Online veröffentlichten Interview sagte Böhmermann über Telegram gerade erst: „Es ist ein unregulierter Raum, bei dem der Staat absolut keine Ahnung hat, was passiert. Für Anarchisten ist das toll.“
Ist es lustig, was Jan Böhmermann da macht, bringt es neue Erkenntnisse? Bislang eher nicht. Wirres Gefasel, wie er es gerade postet, bekommt man überall auch im Original. Immerhin kündigt er etwas ganz Großes an, noch vorm Start von „ZDF Magazin Royal“: für die Nacht von Montag auf Dienstag, 0 Uhr. Böhmermann kann fade läppisch, aber eben auch großartig, einfallsreich böse sein. Warten wir also mal ab, was er da in petto hat.
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