Erstmals veranstaltet die Ludwigsburger Kultureinrichtung ein Open-Air. An fünf Abenden gibt es Musik, Tanz und Improvisation in der Karlskaserne. Gerne hätten die Macher ein größeres Programm aufgelegt, das ging aber nicht.

Digital Desk: Michael Bosch (mbo)

Ludwigsburg - Es gab Momente in den vergangenen Monaten, da war Bettina Gonsiorek ein bisschen verzweifelt. Andauernd erließ die Landesregierung neue Vorschriften, die Veranstaltungen der Tanz- und Theaterwerkstatt (TTW) Ludwigsburg unmöglich machten. Als sich immer klarer abzeichnete, dass die Stadt auch bei den Kultureinrichtungen sparen muss und deshalb Zuschüsse streicht, fragte sich die TTW-Chefin, wie und ob es überhaupt weitergeht.

 

Inzwischen hat sich ihre Laune aber wieder gebessert, und Gonsiorek blickt etwas zuversichtlicher in die Zukunft. Die Kurse für Erwachsene sind wieder angelaufen und finden nicht mehr nur online statt. „Das ist auch einfach das falsche Medium für unsere Angebote“, sagt Gonsiorek, die seit 1999 bei der Tanz- und Theaterwerkstatt arbeitet und seit 2007 die Geschäfte leitet.

Ohne Geld vom Land hätte es nicht geklappt

So richtig freut sich die Geschäftsführerin darüber, dass ab diesem Donnerstag auch wieder Veranstaltungen stattfinden. Weil vor den Bühnen, die die TTW sonst bespielt, maximal 20 Prozent der möglichen Zuschauer Platz gefunden und sich das auch finanziell überhaupt nicht gelohnt hätte, finden die Veranstaltungen erstmals unter freiem Himmel statt. Das Bürgertheater hat zwar auch schon draußen stattgefunden und die TTW hat auch schon Lauftheater mit verschiedenen Stationen organisiert, „aber das jetzt ist schon noch einmal anders“, findet Gonsiorek. Jeweils 100 Tickets werden für die insgesamt fünf Veranstaltungen in der Karlskaserne verkauft.

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Viel Zeit, das Programm auf die Beine zu stellen, blieb den Organisatoren nicht. Erst in der letzten Runde des Landes-Förderprogramms „Kultur Sommer 2020“ bekam die Ludwigsburger Einrichtung den Zuschlag. Die rund 25 000 Euro sollen vor allem den Künstlern zu Gute kommen, ein Teil wird auch in die Bühnentechnik investiert. Die Tanz -und Theaterwerkstatt arbeitet ausschließlich mit freischaffenden Musikern, Tänzern und Schauspielern, „und die hatten es in letzter Zeit besonders schwer“, weiß Bettina Gonsiorek. Deshalb ist sie froh, nun zumindest einigen wenigen eine Plattform und Arbeit geben zu können. Gerne hätten Gonsiorek und ihr Team ein größeres Programm auf die Beine gestellt, aber bis zum vergangenen Wochenende fand im Hof der Karlskaserne das Open-Air-Kino statt. Und der „Hof soll mitspielen“, sagt Gonsiorek.

Wenn Pflanzen musizieren

Zum Beispiel am letzten Abend bei „Connected to nature“. Jazzmusiker Kurt Holzkämper hat Sensoren entwickelt, mit deren Hilfe sich die natürlich vorhandenen elektrischen Impulse von Pflanzen am Computer in akustische Signale umwandeln lassen. Musiker bearbeiten diese weiter, komponieren quasi live. Berechenbar oder planbar sei dabei nichts, „ein Abenteuer für alle, die dabei sein können“, heißt es in der Ankündigung. Besonders legt Bettina Gonsiorek dem Publikum auch Axel Brauchs und Paul Schaeffers Interpretation von Anton Tschechows „Drei Schwestern“ ans Herz. Die Schauspieler präsentieren eine neue Version des über 100 Jahre alten Stücks „unter Corona-Isolations-Gesichtspunkten“.

Gonsiorek wünscht sich nun nur noch, dass das Wetter mitspielt und die Ludwigsburger das Programm annehmen. „Die Leute sollen einfach wieder kommen, Kultur erleben und mitmachen.“ Es wäre ein Schritt in Richtung Normalität für die gebeutelten Kulturschaffenden.

Programm an fünf Abenden

Los geht es an diesem Donnerstag, 3. September, mit „Drum, Songs & Circle“. Bis zum kommenden Montag, 7. September, findet jeden Abend mindestens eine Veranstaltung statt. Karten müssen über Reservix gebucht werden und kosten fünf Euro. Weitere Infos und das komplette Programm gibt es unter: www.tanzundtheaterwerkstatt.de.