Von Bittenfeld nach Balingen: nach der Saison bricht der Bundesliga-Handballer seine Zelte beim TVB ab und wechselt gen Süden zum HBW. Zuvor steht an diesem Sonntag (17.15 Uhr) aber das Derby in der ausverkauften Porsche-Arena an.

Sport: Joachim Klumpp (ump)

Stuttgart - Für Lars Friedrich war das Palm Beach, die Sportsbar im Neckarpark, fünf Monate lang Stammlokal. Das ist eher ungewöhnlich für einen Handballprofi, allerdings kein Zufall. Denn so lange war der Linkshänder des TVB Stuttgart auch Gast in der benachbarten Reha-Welt des VfB Stuttgart, um seine hartnäckige Verletzung auszukurieren: Zu einem Knochenödem kam noch eine Schambeinentzündung, so dass der 31-Jährige erst am 5. März in Leipzig sein Comeback feiern konnte – mit vier Toren. Dennoch war schon klar, dass es für Friedrich die letzte Saison beim Bundesliga-Aufsteiger ist.

 

Inzwischen hat er einen neuen Verein gefunden: den HBW-Balingen-Weilstetten, was das Derby am Sonntag (17.15 Uhr) für ihn noch brisanter macht. Beide Clubs stecken im Abstiegskampf, was sich auch in der Kartennachfrage niederschlug. Dass die Porsche-Arena mit 6000 Plätzen ausverkauft sein wird, ist per se nichts außergewöhnliches, doch diese Mal hätte der TVB locker 8000 Karten verkaufen können – so groß war die Nachfrage noch nie.

Friedrich gibt alles – für Bittenfeld

Es steht ja auch einiges auf dem Spiel, für Friedrich und „seine beiden“ Vereine. Wer gewinnt, hat den Klassenverbleib so gut wie sicher; wer verliert, muss weiter zittern. Gewissensbisse? Nicht bei Friedrich. „Ich stehe noch bis zum 30. Juni beim TVB Stuttgart unter Vertrag, also müssen wir gewinnen.“ Zumal es das Restprogramm in sich hat. In den letzten fünf Spiele geht es gegen vier Teams aus der oberen Tabellenhälfte, dazu kommt noch die Partie beim Pokalsieger in Magdeburg. „Auch da kann man was holen“, macht Friedrich sich und der Mannschaft Mut.

Schließlich will er den Verein erhobenen Hauptes verlassen. „Ich bin noch nie abgestiegen – und das soll auch so bleiben“, sagt der Rückraumspieler, der zuvor bei der HSG Wetzlar gespielt und zuletzt „vier tolle Jahre beim TVB“ hatte: Mit der Krönung Aufstieg. Deshalb wäre er auch gerne geblieben – wenn er ein Angebot bekommen hätte. Doch der Verein hatte andere Pläne, mit dem Göppinger Felix Lobedank im rechten Rückraum. „Das letzte Jahr lief nicht so perfekt“, sagt Friedrich. In der Schlussphase der zweiten Liga quälte er sich mit einer Schulterverletzung herum, in dieser Saison folgte dann die lange Zwangspause. Doch vielleicht hat es ja auch sein Gutes: Balingen ist so etwas wie sein Wunschverein. „Nachdem ich erfahren hatte, dass der Vertrag hier nicht verlängert wird, habe ich gehofft, dass es der HBW wird.“

Nordlicht fühlt sich im Süden pudelwohl

Zumal das Nordlicht gerne im Süden der Republik bleiben wollte. Auch weil seine Frau das Lehramtsstudium beendet und im Januar ein Referendariat beginnen wird, was einfacher ist, wenn man im gleichen Bundesland bleibt. „Außerdem habe ich hier viele Freunde gefunden“, sagt Friedrich, „die man so künftig mal besuchen kann.“ Balingen ist schließlich nicht aus der Welt. Zwei Jahre läuft der Vertrag , danach sieht der ausgebildete Sport- und Fitnesskaufmann, der aktuell ein Fernstudium in diesem Bereich absolviert, weiter. „Mit ihm haben wir nicht nur einen Werfer mit viel Bundesligaerfahrung verpflichtet,“ sagt HBW-Geschäftsführer Wolfgang Strobel, „sondern auch einen Spieler, der sehr abwehrstark ist.“

Ob das der HBW am Sonntag zu spüren bekommt? Wenn es nach Friedrichs Tipp geht, ja: „27:24 für uns“ – also Bittenfeld. Das wäre ein Grund, mal wieder im nur einen Steinwurf entfernten Palm Beach vorbeizuschauen: Zum Feiern.