Hilfe im Alltag, beim Einkaufen oder bei Arztbesuchen: Immer mehr Senioren wünschen sich eine Begleitung für die kleinen und großen Hürden des Alltags.

Das Angebot wird gerne angenommen. Die Organisierte Nachbarschaftshilfe der Katholischen Seelsorgeeinheit Leinfelden-Echterdingen kann sich vor Anfragen kaum retten. Fünfzig bis sechzig Haushalte werden derzeit von 35 Ehrenamtlichen betreut, berichtet die Leiterin der Nachbarschaftshilfe Monika Schlachtberger. Hilfesuchende abweisen, das möchte sie nicht. „Wir wollen alle Anfragen bewältigen“, sagt sie. Falls die Nachfrage aber weiterhin wächst, ohne dass sich weitere Ehrenamtliche finden, kann bald nicht mehr jeder Hilfesuchende versorgt werden. „Irgendwann geht es einfach nicht mehr“, befürchtet sie. Viele der Ehrenamtlichen seien selbst in einem fortgeschrittenen Alter. Zwischen 50 und über 80 Jahre alt seien die Helfer.

 

Die Arbeit ist vielfältig

Die Arbeit der Ehrenamtlichen ist vielfältig. Es geht oft um Hilfen im Alltag, beim Einkaufen oder bei Arztbesuchen. Zuweilen würden auch gemeinsame Ausflüge unternommen. „Wir sind für die Senioren da“, fasst es die Leiterin zusammen. Es gehöre auch zur Nachbarschaftshilfe, Gesellschaft zu leisten. „Die Unterhaltung ist wichtig“, betont sie. Einsamkeit kann im Alter zunehmen, wenn der Partner und Freunde verstorben sind und die Kinder, sofern vorhanden, weit weg wohnen. „Sie sind viel alleine“, weiß Schlachtberger über ihre Klienten, wie sie die Senioren nennt, die von der Nachbarschaftshilfe betreut werden. Und während die Gesellschaft weniger wird, nehmen die körperlichen Einschränkungen zuweilen aus gesundheitlichen Gründen zu. Neben den Senioren selbst wendeten sich auch Angehörige an die Nachbarschaftshilfe. Die Angehörigen könnten durch die Hilfe der Ehrenamtlichen entlastet werden, erklärt Schlachtberger. „Es entstehen auch Freundschaften“, sagt die Leiterin. Irgendwann kenne man sich einfach.

Monika Schlachtberger Foto: Philipp Braitinger

Der Lohn für die Tätigkeit seien für viele Ehrenamtliche vor allem die Dankbarkeit und die Freude der Senioren über die Gesellschaft. „Es macht allen unheimlich Spaß“, sagt Monika Schlachtberger. Neben der Dankbarkeit gibt es außerdem zehn Euro Aufwandsentschädigung pro Stunde. Auch 35 Cent Fahrtgeld pro Kilometer werden bezahlt. Einmal im Jahr werden die Ehrenamtlichen außerdem zu einem „Dankeschönfest“ eingeladen.

Ehrenamtliche werden fortgebildet

Bei regelmäßigen Schulungen werden die Ehrenamtlichen fortgebildet. Es geht um Themen wie Erste Hilfe, Sport für Senioren und die eigene Resilienz. Ergänzt wird das Schulungsangebot um aktuelle Themen, wie Sicherheit im Internet. Immer mehr Senioren hätten inzwischen ein internetfähiges Smartphone, so die Leiterin. Auch der Umgang mit dem E-Rezept könne Thema sein. Wichtig sei außerdem der richtige Umgang mit Menschen, die an Demenz erkrankt sind.

Bezahlt wird die Nachbarschaftshilfe über die Pflegekasse. Dort werden 13 Euro pro Stunde abgerechnet. Der Betrag, den die Pflegekassen übernimmt, ist allerdings auf 125 Euro pro Monat gedeckelt. Wird die Nachbarschaftshilfe darüber hinaus in Anspruch genommen, muss dies aus eigener Tasche bezahlt werden. Nicht zur Arbeit der Nachbarschaftshelfer gehören pflegerische Tätigkeiten, das Reinigen der Wohnung und die Versorgung mir Medikamenten.

Dass die Nachfrage stetig steige, hänge vermutlich mit dem demografischen Wandel zusammen, vermutet Schlachtberger. Zunächst wollten sich viele Senioren aber nicht eingestehen, dass sie Hilfe bräuchten. „Sie versuchen, sich alleine durchzuboxen“, berichtet sie. Über die Beziehungsarbeit der Nachbarschaftshelfer sei es aber zuweilen möglich, die Senioren beispielsweise von der Beauftragung eines Pflegedienstes zu überzeugen. „Es ist Vertrauen da“, bringt es die Leiterin auf den Punkt.

Kontaktmöglichkeit

Wer sich vorstellen kann, sich bei der Nachbarschaftshilfe zu engagieren, kann sich an Monika Schlachtberger wenden, Telefon 0151/14869421; E-Mail NBH-StRaphael.Echterdingen@drs.de. Vor der Aufnahme der Tätigkeit muss ein polizeiliches Führungszeugnis vorgelegt werden.