Der Stadtpass bietet Familien aus Leinfelden-Echterdingen Vorteile. Doch immer weniger nehmen ihn in Anspruch. Warum eigentlich?

Leinfelden-Echterdingen - Seit mehr als 40 Jahren setzt die Stadt Leinfelden-Echterdingen auf den Stadtpass, um Familien, die wenig Geld haben, zu entlasten. Mit dem Pass gibt es Vergünstigungen für das Hallenbad, den Kitabesuch, Angebote der Musik- und Volkshochschule sowie andere Freizeiteinrichtungen. Insbesondere Kinder und Jugendliche profitieren davon. Auch jetzt gilt der Stadtpass noch immer als eine Erfolgsgeschichte. Allerdings hat die Stadtverwaltung nun festgestellt, dass die Zahl der Stadtpassinhaber seit zwei Jahren sinkt.

 

Gerd Maier, Leiter des städtischen Bürger- und Ordnungsamtes, hat im jüngsten Sozialausschuss gleich mehrere Gründe dafür genannt. Zumindest für das Jahr 2020 hat dieser Rückgang auch mit der Pandemie zu tun. Schwimmbäder und andere Bildungs- und Freizeitangebote mussten von März 2020 an geschlossen werden. In den Schulen und Kitas fand nur eine Notbetreuung statt. „Viele der Angebote, die mit dem Pass günstiger werden, haben nicht stattgefunden“, sagte Maier. „Wenn ich aber weniger Angebote habe, beantrage ich ihn erst gar nicht.“

Günstige Wohnungen fehlen

Hinzu kommt: Die Kosten für Schulausflüge, Klassenfahrten und den Mittagstisch in Schule und Kita übernehmen bei Kindern und jungen Erwachsenen aus sozial schwachen Familien seit 2011 auch das Jobcenter und der Landkreis. Diese Leistungen wurden im August 2019 durch das Starke-Familien-Gesetz und das Gute-Kita-Gesetz verbessert. „Wer hier bevorrechtigt ist, fällt beim Stadtpass raus“, sagte Bürgermeister Carl-Gustav Kalbfell.

Nicht zuletzt fehlt es gerade auch in Leinfelden-Echterdingen an günstigen Wohnungen. Will heißen: Familien mit vielen Kindern und geringem Einkommen verlassen die Stadt, weil sie woanders preiswerter leben können. Um dies zu ändern, hat sich die Stadt vorgenommen, „jedes Jahr auch sozial geförderten und preisgedämpften Wohnraum zu schaffen“, wie Philipp Schwarz, Leiter des städtischen Planungsamtes, auf Nachfrage sagt.

Die Wohnpreise sind sehr hoch

Bei jedem Neubaugebiet sollen 50 Prozent der neu geschaffenen Wohnungen diese Kriterien erfüllen. Bis zum Jahr 2030 sollen so vier Prozent der Wohnungen im Stadtgebiet von Leinfelden-Echterdingen auch für Menschen mit niedrigerem Einkommen erschwinglich sein. Insgesamt sollen bis dahin 2000 neue Wohnungen gebaut werden – 1000 im Innenraum und 1000 im Außenraum. „Allerdings ist das Preisniveau in der Stadt sehr hoch“, sagt Schwarz. Dicke Bretter müssten für dieses Unterfangen gebohrt werden.

Im Sozialausschuss appellierte die SPD-Fraktion an die Stadtverwaltung, auf Menschen, die am Ende der Einkommenspyramide stehen, zuzugehen und diese in einfacher Sprache über die Vorteile des Stadtpasses zu informieren. Denn viele Leute wüssten vielleicht gar nicht, dass es diesen Pass gebe.