Lilli Ceramics und damit bunte und besondere Keramik-Pieces von Julia Knobloch sind auf Instagram heißt begehrt. Damit auch mal lokal geshoppt werden kann, findet am Wochenende ein Werkstattverkauf in Stuttgart-West statt. Wir haben alle Infos.

Stadtkind: Tanja Simoncev (tan)

Es ist schon irre: Quasi über Nacht hat Julia Knobloch mit ihrem Instagram-Account Lilli Ceramics knapp 25 000 Follower generiert. Die getöpferten Tassen, Schalen und Vasen mit besonderem Farbverlauf kommen an, so gut, dass sich am Wochenende mal wieder ein Werkstattverkauf anbietet.

 

Doch erst mal auf Anfang: Was bzw. wer steckt hinter Lilli Ceramics? Es ist Julia, 34 Jahre alt, aus Stuttgart-West. Die Koordinatorin in einem Familienzentrum geht mit dem Töpfern einer wahren Leidenschaft nach. Wie es dazu kam? „Eigentlich ganz einfach“, sagt die junge Mutter, die sich gerade in Elternzeit befindet. „Ich habe gearbeitet, Freunde getroffen und irgendwann gemerkt: Irgendwas fehlt!“

Das gute, alte Hobby

Schließlich habe sie sich die Frage gestellt: „Was ist eigentlich mit dem guten, alten Hobby?“ Diverse Dinge wurden ausprobiert. „Und weil mir Kreatives liegt, habe ich eben auch einen Töpferkurs gemacht und sofort gemerkt: Das ist es! Und ganz ehrlich: Das hatte ich noch nie mit etwas anderem.“

Schließlich führte eines zum anderen. Julia hatte sich instantly eine eigene Töpferscheibe gekauft und zu Hause getöpfert, was das Zeug hielt. „Jede Sekunde wurde ausgenutzt.“ Es sei eine Leidenschaft, die in ihr eine Art kreatives Feuer zum Lodern gebracht hatte. „Gerade mache ich Gebrauchskeramik, aber vielleicht mache ich auch irgendwann Kunst, Skulpturen, andere Formen, Farben, wer weiß – es gibt so unendlich viele Möglichkeiten. Das ist das, was mich reizt“.

Erfülltes Herz trifft auf volle Regale

Doch was beim Töpfern nicht unerwähnt bleiben darf. „Man muss schon auch viel üben, bis man die Kontrolle über den Ton hat, mit den Glasuren ist es auch ein einziges Ausprobieren. Und es geht auch wahnsinnig viel schief“, sagt Julia.

Das ganze vor sich Hinwerkeln hatte einen ganz netten Nebeneffekt für das Umfeld des Kreativkopfs. „Die Regale wurden immer voller, auch die von Freunden und Familie und mir wurde klar: eine Werkstatt muss her!“

Über Ebay-Kleinanzeigen wurde Julia mit zwei weiteren Mitstreiterinnen fündig, darunter auch Luzie von Florida Petal, die sie aus dem Café Kaiserbau kannte. Zwischen Rosenbergplatz und der Haltestelle Schwab-/Bebelstraße, versteckt in einem Hinterhof, fanden die Drei ihre erste Wirkungsstätte.

„2021 sind wir in die Werkstatt gezogen und ich habe dann erst mal weiter vor mich hingewerkelt.“ Parallel rief Julia ihren Instagram-Account ins Leben und schnell trudelten erste Anfragen rein, ob man die Pieces auch kaufen könnte. „Es hat dann schon noch gedauert, bis ich mich getraut habe. Das war ein total verrücktes Gefühl am Anfang.“

Plötzlich bekamen Insta-Posts 6000 Likes

Im November 2021 fand dann der erste Werkstattverkauf statt und der hat die damals Hochschwangere völlig überwältigt. „Ich habe gemerkt, dass Lilli Ceramics bei den Leuten ankommt und wächst. Zu dem Zeitpunkt war ich auch auf Instagram sehr aktiv und plötzlich hatte die Posts 6000 Likes. Irre!“

Damals verkaufte Julia ihre Töpferware auch in der Südstadt und im Imperia, merkte dann aber schnell, dass sich damit auch an ihre Grenzen stößt. „Ich mache das alles alleine und die Leute da draußen müssen einfach verstehen und verinnerlich, dass es Dinge gibt, die nicht immer verfügbar sind.“ Die Pieces von Lilli Ceramics seien schließlich handgemacht und damit besonders und echte Unikate. Die meisten ihrer Kund:innen wüssten das auch zu schätzen. „Ich bekomme viele liebe Nachrichten, die mich motivieren, wie etwa: Ich trinke jeden Morgen aus deiner Tasse.“ Das tut schon gut.

Bock auf bunt

Und wie würde Julia selbst diesen besonderen Farbverlauf ihrer Keramik-Stücke bezeichnen? „Schon sehr farbenfroh“, sagt sie lachend. „Ich habe irgendwie Bock auf bunt. Früher habe ich auch nur schwarz getragen, aber jetzt mag ich’s bunter. Auch in der Wohnung und eben auch bei den Dingen, die ich kreiere.“

Die Glasuren haben zwar keine feste Bezeichnung, aber die gut gelaunte Blondine verrät: „Ich gebe den Glasuren schon auch manchmal Namen, wenn sie mich an etwas erinnern, es gibt zum Beispiel einen Flamingo-Beach-Becher.“

Mehr realness auf Instagram

Julia zeigt auf Social Media auch, wenn mal etwas schief geht. „Das ist doch ganz normal. Ich probiere sehr viel aus, dass da nicht immer alles glatt läuft ist doch klar.“ Das scheint den Usern zu gefallen, schließlich trendet der Hashtag „Mehr realness auf Instagram“ nicht umsonst. „Es macht großen Spaß, sich zu entwickeln, Neues zu lernen und eben auch mal zu scheitern. Man lernt fürs Leben.“

Und apropos glatt. Was bei den Kund:innen von Lilli Ceramics außerdem gut ankommt: das Unperfekte! Man sieht, dass es sich hier um ein Handwerk handelt, etwas wurde mit den eigenen Händen gemacht. „Dass die Form dann manchmal eben nicht ganz rund ist, ist doch gerade das Spannende“, findet die 34-Jährige. „Was ist schon perfekt, kleine Macken machen es doch erst interessant, beim Partner wie auch bei der Keramik.“

Keinen Masterplan für die Zukunft

Bleibt nur noch die Frag zu klären, wie es weitergehen soll. „Ich habe keinen Masterplan“, gibt Julia zu. „Ich hatte nicht den Plan, selbstständig zu werden, aber jetzt bin ich’s und deshalb bin ich auch offen für alles, was kommt. Ich hätte zum Beispiel auch Lust, etwas mit Kindern zu machen. Ideen habe ich viele.“ Man darf gespannt bleiben.

Werkstattverkauf bei Lilli Ceramics, Hasenbergstr. 103/1, Hinterhof, Stuttgart-West, 6.+7.5., 10-12 Uhr