Athen investiert Milliarden in Feuerwehren und Katastrophenschutz. Das Land kauft unter anderem sieben besonders leistungsfähige kanadische Löschflugzeuge – Stückpreis 52 Millionen Euro.

Es ist das größte Investitionsprogramm in der Geschichte des griechischen Zivilschutzes: Für mehr als zwei Milliarden Euro beschafft das Land jetzt neue Löschflugzeuge, Rettungshubschrauber und Feuerwehrfahrzeuge. Damit zieht die Regierung die Konsequenzen aus den verheerenden Waldbränden des vergangenen Jahres.

 

Offiziell beginnt die Waldbrandsaison in Griechenland erst am 1. Mai. Aber die Klimakrise schreibt ihren eigenen Kalender. Seit fünf Wochen hat es in weiten Teilen Griechenlands fast keinen Tropfen mehr geregnet. Felder und Wälder sind knochentrocken. Es wurden vielerorts schon Temperaturen von 30 Grad gemessen. Das Ergebnis: Überall im Land flammen bereits Waldbrände auf. Am zweiten April-Wochenende gab es innerhalb von zwei Tagen 70 Brände. Die Feuer wecken schlimme Erinnerungen und böse Vorahnungen.

2023 war in Griechenland ein Jahr der Wetterextreme

2023 war in Griechenland ein Jahr der Wetterextreme. Einheimische und Touristen stöhnten unter Hitzewellen mit Temperaturen von über 46 Grad. Auf die Gluthitze folgten Feuerstürme. Auf der Ferieninsel Rhodos mussten im Juli 19 000 Einwohner und Urlauber evakuiert werden, weil die Flammen Hotels bedrohten. Mehr als 17 000 Hektar Wald, Buschland und landwirtschaftliche Anbauflächen brannten ab. Einen Monat später brach im Dadia-Nationalpark in Nordostgriechenland ein großer Waldbrand aus. Tagelang kämpfen die Feuerwehren in dem unwegsamen Gelände gegen die Flammen.

Nach Satellitenbildern des europäischen Erdbeobachtungsprogramms Copernicus war es der größte je beobachtete Waldbrand auf europäischem Boden. Insgesamt verbrannten in Griechenland vergangenes Jahr 175 000 Hektar Land. Das war das Vierfache des Durchschnitts der vergangenen 18 Jahre.

An der Finanzierung beteiligt sich die EU

Jetzt rüstet das Land für die Brandbekämpfung auf. „Wir stehen in diesem Sommer vor schwierigen Einsätzen“, erklärte Vasilis Kikilias, Minister für Klimakrise und Zivilschutz. Ende März billigte das Parlament die Beschaffung von sieben neuen Löschflugzeugen des Typs DHC-515 des kanadischen Herstellers De Havilland Canada. Dieser „Wasserbomber“ ist eine Weiterentwicklung der legendären Löschflugzeuge CL-415. Die DHC-515 kann mehr Löschwasser aufnehmen als ihre Vorgängerin und länger in der Luft bleiben. Die Maschinen haben einen Stückpreis von 52 Millionen Euro.

An der Finanzierung beteiligt sich die EU. Dafür bringt Griechenland zwei Maschinen in die europäische Einsatzreserve rescEU ein. Neu beschafft werden auch 25 kleinere, einmotorige Löschflugzeuge des Typs Air Tractor, die auf den Inseln stationiert werden sollen, und drei neue Rettungshubschrauber. Außerdem orderte die Regierung jetzt 990 neue Löschfahrzeuge und stellt 700 speziell für die Waldbrandbekämpfung ausgebildete Feuerwehrleute ein.

Feuer-Vorbeugung steht im Zentrum

Die Feuerwehren und der Zivilschutz werden mit 13 mobilen, geländegängigen Kommandozentralen ausgerüstet. Sie sind mit Kameradrohnen ausgerüstet, um Einsätze vor Ort zu koordinieren. „Es ist das größte Investitionsprogramm, das es jemals bei den Feuerwehren und im Zivilschutz gegeben hat“, sagt Minister Kikilias.

Das Programm hat den beziehungsreichen Namen Aegis. Das Wort beschrieb in griechischen Mythologie einen Umhang, dem magische Kräfte nachgesagt wurden: Die Aegis schützte ihren Träger. Wenn man sie schüttelte, soll sie Gewitter und Wolkenbrüche ausgelöst haben. Abgeleitet aus dem Wort Aegis ist die Redewendung „unter jemandes Ägide stehen“, also unter seinem Schutz. Griechenland tut auch mehr zur Vorbeugung. „Feuer-Vorbeugung steht im Zentrum unserer Strategie“, sagt Zivilschutzminister Kikilias.

Die wenigsten Waldbrände haben natürliche Ursachen

Ein großes Problem ist, dass viele griechische Wälder nicht bewirtschaftet werden. Das erhöht die Brandgefahr. Jetzt investiert das Zivilschutzministerium rund 200 Millionen Euro, um trockenes Unterholz aus den Wäldern zu entfernen, Wirtschaftswege für die Forstverwaltungen und die Feuerwehren sowie Brandschneisen anzulegen. Das Programm heißt „Anti-Nero“ – in Anspielung auf den römischen Kaiser, der Rom in Brand gesteckt haben soll, um sich einen neuen Palast zu bauen.

Die wenigsten Waldbrände in Griechenland haben natürliche Ursachen. Geschätzt neun von zehn Feuern gehen auf Unachtsamkeit oder Fahrlässigkeit zurück. Die Regierung arbeitet jetzt an einem Gesetzentwurf. Er sieht vor, dass Brandstiftung künftig erheblich schärfer geahndet wird. „Die Strafen werden bis zu zehn Jahren Haft gehen“, kündigte Minister Kikilias an.

2023 gehört zu schlimmsten Waldbrandjahren in der EU

Bericht
 In der EU sind im Jahr 2023 über eine halbe Million Hektar von Waldbränden zerstört worden. Das geht aus dem aktuellen Bericht der Gemeinsamen Forschungsstelle der Europäischen Kommission hervor, der im April veröffentlicht wurde. Damit zählt das vergangene Jahr zu den schlimmsten Jahren für Waldbrände in der EU.

Klima
An erster Stelle steht 2017 mit fast einer Million verbrannten Hektar, gefolgt von 2022 mit gut 800 000 verbrannten Hektar sowie 2007 mit knapp 600 000 verbrannten Hektar. Laut dem Bericht wüteten die Waldbrände besonders stark im Sommer, vor allem rund um das Mittelmeer. Der Bericht warnt, dass Klimaveränderungen Waldbrände in Zukunft noch häufiger begünstigen könnten.

Emissionen
Die Waldbrände verursachten 2023 laut EU-Berichterhebliche Umweltschäden und produzierten etwa 20 Megatonnen CO 2-Emissionen. Das entspreche fast einem Drittel aller Emissionen aus dem internationalen Luftverkehr in der EU in einem Jahr.