Die Traditionsgaststätte wird erst seit Kurzem von einem jungen Team geführt. Aber dem ist bereits jetzt eine große Ehre zuteil geworden.

Steinenbronn - Seit einem Dreivierteljahr erst kann das junge Team vom Wirtshaus zum Löwen in Steinenbronn (Kreis Böblingen) so richtig seine Gäste bewirten. Jetzt ist das Restaurant Mitglied bei der Chaîne des Rôtisseurs geworden. Aus diesem Anlass gab es am Samstag einen ordentlichen Auflauf in dem Traditionsgasthaus. Der Bürgermeister kam vorbei und natürlich der Vorstand sowie zahlreiche Mitglieder der Bailliage Baden-Württemberg der Vereinigung Confrérie de la Chaîne des Rôtisseurs. Es kommt ja nicht alle Tage vor, dass ein Restaurant in die traditionsreiche Bruderschaft aufgenommen wird. „Das ist eine große Sache“, meint auch Jens Bauer, der zum Festmenü unter anderem Gänsemaultäschle „de luxe“ und Duett vom heimischen Milchkalb servierte. Er sei überrascht gewesen, dass der Löwen so früh schon auf der Mitgliedsliste des Feinschmeckerclubs stehen könnte, und das gemeinsam mit „sehr namhaften Läden“ , erzählt er. „Aber warum sollten wir die Chance nicht nutzen?“

 

Eventlocation für Hochzeiten

Als eine Kette genutzter Chancen kann man die jüngere Geschichte des 1842 gegründeten Betriebs in der Ortsmitte erzählen. Denn zunächst wollten Jens und Tina Bauer nur eine Eventlocation für Hochzeiten in Steinenbronn betreiben. Heute führen die beiden, nach dem Umbau in Familienleistung, gemeinsam mit Marcel Hild das gesamte Wirtshaus mit zwei Stuben, dem Saal und sieben Gästezimmern. Vorgesehen war das nicht, oder zumindest nicht so schnell. „Schuld“ ist, wenn man so will, die Coronapandemie.

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Jens Bauer arbeitet hauptberuflich im Veranstaltungsmanagement eines Autoherstellers. Seine Frau Tina hat mit ihrem Vater eine Fensterbaufirma – beide hatten das etwa ein Jahr lang leer stehende Gebäude 2018 gekauft. 2019 startete das junge Paar – er ist 35, sie 31 Jahre – mit „Jetis Hüttenalm“ im früheren Löwensaal. Für die Gaststätte samt den Zimmern fand sich ein Pächter, aber der sprang wegen Corona nach drei Monaten wieder ab. Daraufhin entschlossen sich die beiden, gemeinsam mit ihrem Freund, dem heutigen Küchenchef Marcel Hild, ein Gastrounternehmen zu gründen. Das war im August 2020, mitten im Lockdown, als alle Restaurants geschlossen waren.

Start mit Kochboxen

Gestartet ist das neue Löwen-Team zum 1. Advent 2020 mit aufwendig gestalteten Kochboxen „to go“. Damit habe man sich bis zur Eröffnung Ende Mai 2021 einen Kundenstamm aufgebaut, so Jens Bauer. Wie viele seiner Kollegen sucht er dringend Verstärkung für sein Team, denn nach den ersten Monaten ist er „definitiv zufrieden“ damit, wie das Restaurant läuft. Auch wenn immer noch Pandemiebedingungen herrschten, die das À-la-carte-Geschäft abends unter der Woche „unberechenbar“ machten. Sich neben dem Vollzeitjob ein gastronomisches Standbein aufzubauen, bezeichnet der 35-Jährige als „Gewaltakt“. Bereut habe er die Entscheidung nie – zumal in Marcel Hild ein aufstrebender Koch am Herd steht.

Der 29-Jährige war es auch, der den Weg zur Mitgliedschaft in der Chaîne bereitet hat. Hild hat bei Rolf Straubinger auf Burg Staufeneck gelernt und war danach in namhaften Betrieben wie beispielsweise dem Landgasthof Feckl in Ehningen. Franz Feckl ist seit 1987 Mitglied der Bailliage Baden-Württemberg und schwärmt von seinem früheren Chefpatissier: „Er ist ein ausgezeichneter Fachmann“. Als solcher hat Hild 2017 auch die Landesausscheidung des Nachwuchswettbewerbs „Concours des Meilleurs Jeunes Chefs Rôtisseurs“ gewonnen. Auf diesem Weg kamen das junge Gastrotrio und die altehrwürdige Bruderschaft zusammen. Denn auch hier weiß man: Von Tradition allein kann man nicht (über)leben.