„Die Situation ist ernst“: Aus seiner Sorge um der Status der Beamtenhochschule macht der Rektor keinen Hehl. Tatsächlich gibt es Überlegungen, die nicht aus den Turbulenzen kommende Hochschule aufzuspalten.

Titelteam Stuttgarter Zeitung: Andreas Müller (mül)

Stuttgart - Die Beamtenhochschule in Ludwigsburg fürchtet angesichts der anhaltenden Turbulenzen um ihre Eigenständigkeit. „Die Situation ist ernst“, warnt der Rektor Wolfgang Ernst in einem internen Rundschreiben, das unserer Zeitung vorliegt. Angesichts der „Vorgänge“ im Untersuchungsausschuss des Landtags zur Zulagenaffäre werde „der Status der Hochschule an verschiedenen Stellen zur Debatte gestellt“, schreibt Ernst.

 

Damit reagierte er auf die massive Kritik zweier Professoren vor dem Gremium. Diese hatten von schweren Missständen und Mobbing in Ludwigsburg berichtet; die Vorwürfe hat die Hochschulleitung inzwischen überwiegend zurückgewiesen. In der Folge setzte Ernst eine Dienstbesprechung an, über deren Ergebnisse er in dem Rundschreiben vom Dezember berichtet.

Verärgert äußert sich Ernst darin über eine Umfrage der Deutschen Steuergewerkschaft (DStG) unter den Absolventinnen und Absolventen. Diese erfolge „ohne Rücksprache“ mit der Hochschule und habe daher „Irritationen ausgelöst“. In Zukunft habe die Steuergewerkschaft bei derartigen Initiativen „konzertiert vorzugehen“. Zu Inhalt und Ziel der Umfrage, in der es um Missstände in Ludwigsburg gehen soll, wollte sich die DStG zunächst nicht äußern. Man plane, die Ergebnisse Anfang März der Politik vorzustellen.

Steuergewerkschaft ficht für Umbau

Die Aktion der Steuergewerkschaft wird in Ludwigsburg auch deshalb mit Sorge verfolgt, weil diese stark zu einer Aufspaltung der Hochschule tendiert. Schon 2016 hatte der Landeschef Markus Scholl empfohlen, die Ausbildung der Finanzbeamten „wieder zurück unter das Dach des Finanzministeriums“ zu holen. Damit könne den Interessen der Steuerverwaltung schneller und effizienter Rechnung getragen werden. Die Zeit sei nun reif dafür, so Scholl.

Finanzministerin Edith Sitzmann (Grüne) hat sich in dieser Frage noch nicht festgelegt; sie will offenbar den Ausgang des U-Ausschusses abwarten. Die Überlegungen werden derzeit auch deshalb nicht offensiv verfolgt, um die durch die Affäre angeschlagene Wissenschaftsministerin Theresia Bauer (Grüne) nicht weiter zu schwächen.

Wenn die Steuerfakultät zum Finanzministerium käme, so die Planspiele in der Politik, könnte die Fakultät für die allgemeine Verwaltung mit der Beamtenhochschule in Kehl fusioniert werden. Ludwigsburg würde damit zu einer Art Zweigstelle von Kehl, ein eigener Rektor würde nicht mehr benötigt. Um ihre Selbstständigkeit zu sichern, sucht die Hochschule laut dem Rundbrief „den Schulterschluss mit den wichtigsten Statusgruppen“ – Studierenden, Ministerien und Kommunen. „Die Außendarstellung wird über diese maßgeblich beeinflusst“, schreibt Ernst. Als weitere Maßnahmen prüfe man Vorschläge, sich „bei der externen Kommunikation professionell unterstützen“ zu lassen und einen Tag der offenen Tür durchzuführen.

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