Daniel Hope und Thomas Hengelbrock sollen 2015 die Ludwigsburger Schlossfestspiele übernehmen. Der Vertrag mit Thomas Wördehoff wird nicht verlängert.

Ludwigsburg - Die Ludwigsburger Schlossfestspiele werden ein neues Gesicht bekommen: „Wir wollen einen neuen Aufschlag mit zwei renommierten Künstlern“, sagt Kunststaatssekretär Jürgen Walter. Der Aufsichtsrat hat beschlossen, den 2014 auslaufenden Vertrag mit Thomas Wördehoff nicht zu verlängern und stattdessen den Stargeiger Daniel Hope und Thomas Hengelbrock, den Dirigenten des NDR-Sinfonieorchesters, als Intendantenteam zu installieren. Das Gremium hofft, damit eine seit Oktober dauernde Hängepartie zu beenden. Damals war durchgesickert, dass Wördehoffs Sessel wackelt, der Aufsichtsrat hatte ihm das aber bis gestern nicht mitgeteilt.

 

Mit dem Künstlergespann Hope und Hengelbrock will der Oberbürgermeister Werner Spec neue Publikumsschichten erreichen. Denn am Ende waren die Zuschauerzahlen ausschlaggebend: „Die gewünschte Resonanz ist ausgeblieben“, sagt der OB. Er erwartet, dass die neuen Intendanten die vorhandene Programmlinie fortsetzen und das angestammte Publikum wieder stärker binden. 2012 sind 31 000 Zuschauer zu den Festspielen gekommen, Spec wünscht sich jedoch mindestens 37 000 in einer Saison.

„Ich würde Christoph Peichl ungern ziehen lassen“

Walter und der OB gehen davon aus, dass die Verträge mit Hope und Hengelbrock bis zum Jahresende unterschrieben sind. Man befinde sich im Stadium „vertiefter Gespräche“. Die designierten Festspielchefs seien miteinander befreundet. Sie werden vor allem das Gesicht des Musikfestivals darstellen, aber sie werden nicht dauerhaft vor Ort sein wie die Noch-Geschäftsführer. Wie das in der Praxis aussehen und ob es einen Mittelsmann geben werde, sei noch offen. Ebenso wie die Frage nach der künftigen Bedeutung des Festspielorchesters – Hengelbrock ist der Leiter des Balthasar Neumann-Ensembles. Zeitweise war auch Christoph Peichl, der einstige künstlerische Leiter des Forums am Schlosspark und jetzige Mitarbeiter Jürgen Walters, als möglicher Festivalchef gehandelt worden. Der Grünenpolitiker sagte dazu nur: „Ich würde ihn nur ungern ziehen lassen.“

„Herr Wördehoff hat wertvolle Arbeit geleistet und ich erkenne auch an, dass er neue Publikumsschichten erobern konnte“, sagt Spec. „Ich würdige seine Leistung ausdrücklich.“ Wördehoff und sein Team hätten einen hohen Einsatz gezeigt. „Ich bin auch überzeugt, dass die Spielzeiten 2013 und 2014 äußerst interessant werden“, lobte der OB. „Dennoch haben wir uns für eine andere Konstellation entschieden.“ Jürgen Walter betonte, es werde trotz des Wechsels an der Spitze kein Zurück mehr geben: „Das ist nicht gewollt, wir möchten auch das neu hinzugewonnene Publikum nicht verlieren.“

Mit 1000 Ehrenerklärungen verabschiedet

Thomas Wördehoff gibt sich humorig: „Ich trinke hier ein Glas Wein mit meinen Mitarbeitern und freue mich darüber, dass man mich mit 1000 Ehrenerklärungen verabschiedet hat“, sagt er nach der Bekanntgabe der Entscheidung. In Bezug auf seine designierten Nachfolger befindet er sich in der absurden Situation, dass er selbst mit ihnen in Verhandlung steht oder stand. Hope hatte er im Sommer nach Ludwigsburg geholt, Hengelbrock soll 2014 hier ein Konzert dirigieren.

Zwei Dinge erfüllten ihn mit Genugtuung, sagt Wördehoff: „Ich bin stolz darauf, dass ich ohne einen klingenden Namen fünf Jahre lang mein Programm hier machen konnte und kann, und darauf, dass in Ludwigsburg zum ersten Mal richtig heftig über Musik diskutiert wird – durchaus auch in ästhetischer Hinsicht.“