Manfred Stolpe ist im Alter von 83 Jahren gestorben. Der langjährige Ministerpräsident des Landes Brandenburg sei nach langer Krankheit „friedlich eingeschlafen“.

Potsdam - Der erste Brandenburger Ministerpräsident nach der Wiedervereinigung, Manfred Stolpe, ist tot. Er starb in der Nacht zum Sonntag im Alter von 83 Jahren, wie die Staatskanzlei am Montag mitteilte. Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) erklärte: „Dies ist ein Tag tiefer Trauer. Wir nehmen Abschied von einem großen Mann, der unser junges Land geprägt hat wie niemand sonst.“

 

Stolpe wurde 1936 bei Stettin geboren und studierte nach dem Abitur in Greifswald ab 1955 an der Uni Jena Rechtswissenschaften. Danach zog es ihn in den Kirchendienst. In der DDR galt er als Vordenker einer Kirchenpolitik, die sich als „Kirche im Sozialismus“ verstand. In den 1980er Jahren war er als Konsistorialpräsident der Ostregion der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg auch im Westen bekannt.

1990 wurde Stolpe SPD-Mitglied, trat als Spitzenkandidat an und wurde im November von einer Ampelkoalition aus SPD, FDP und Bündnis 90 zum ersten Ministerpräsidenten Brandenburgs gewählt. Einen Namen machte sich Stolpe dabei als Vertreter der Interessen Ostdeutschlands. Er forderte staatliche Programme zur Schaffung neuer Arbeitsplätze und eine Kurskorrektur bei der Treuhandanstalt, die Volkseigene Betriebe fit machen und privatisieren sollte.

Seine Vergangenheit wurde immer wieder kritisch thematisiert

Seine Vergangenheit wurde immer wieder kritisch thematisiert. Stolpe hatte als Kirchenfunktionär Kontakte mit der Stasi, die Behörde führte ihn gar als Inoffiziellen Mitarbeiter. Die Leitung der evangelischen Kirche erklärte Mitte der 1990er Jahre nach einer Untersuchung, Stolpe sei ein „Mann der Kirche und nicht der Stasi gewesen“. 2005 - Stolpe sprach von später Genugtuung - entschied das Bundesverfassungsgericht zudem, dass Stolpe nicht als Stasi-Mitarbeiter zu bezeichnen sei.

In den 1990er Jahren war Stolpe in Brandenburg sehr beliebt - doch Vorzeigeprojekte wie der Lausitzring, der Cargolifter oder die Chipfabrik in Frankfurt/Oder scheiterten oder liefen nicht wie erhofft. Überraschend erklärte Stolpe 2002, als Regierungschef zurücktreten zu wollen, um einen Generationenwechsel zu ermöglichen.

Ähnlich überraschend wurde Stolpe wenige Monate später im zweiten Kabinett von SPD-Kanzler Gerhard Schröder als „Gesicht des Ostens“ Verkehrsminister. Nach der vorgezogenen Bundestagswahl 2005 trat Stolpe dann von der politischen Bühne ab. Im Hintergrund kümmerte sich der Ruheständler verstärkt um den Erhalt historischer Baukultur.

Trotz einer Krebserkrankung nahm Stolpe zunächst noch viele Termine wahr und meldete sich auch immer wieder zu Wort. So sagte er in einem Interview der Zeitungen „Bild“ und „B.Z.“ im Februar 2019: „Einige Regionen Ostdeutschlands fühlen sich vergessen.“ Er zog sich dann aber zunehmend zurück.