Felix Winkler vertritt als neuer Geschäftsführender Schulleiter die Interessen von 14 Gewerblichen Schulen in Stuttgart. An seiner Schule gelang es ihm, fünf freie Lehrerstellen zu besetzen: mithilfe von Facebook.

Stuttgart - Kurz vor Beginn des neuen Schuljahrs muss an vielen Schulen gewirbelt werden, damit die Stundenpläne stehen und genügend Lehrer an Bord sind. Das gilt besonders für die beruflichen Schulen. „Wir haben innerhalb der Sommerferien 300 neue Anmeldungen bekommen – die waren im August noch nicht da“, sagt Felix Winkler. Der 47-Jährige leitet seit 2013 die Schule für Farbe und Gestaltung in Stuttgart-Feuerbach, seit diesem August ist er zudem Geschäftsführender Leiter der Gewerblichen Schulen in Stuttgart. Das heißt, er vertritt nun die Interessen der 14 Gewerblichen Schulen in städtischer Trägerschaft mit insgesamt 20 000 Schülern. Das hatte zuvor viele Jahre Herbert Bläsi gemacht, der in den Ruhestand gewechselt ist.

 

An seiner eigenen Schule, wo Maler, Lackierer und Gestalter bis zum Meister ausgebildet werden, gelang es Felix Winkler, alle fünf frei gewordenen Lehrerstellen selber besetzen zu können – dank Facebook. „Früher hat man in Fachzeitschriften eine Anzeige geschaltet, für viel Geld und oft ohne große Resonanz – bei Facebook geht das in drei Tagen“, berichtet der Schulleiter. Das komme daher, dass die Schule mit ihren Ehemaligen gut vernetzt sei. „Viele Betriebe folgen uns deutschlandweit auf Facebook“, so Winkler. Als Geschäftsführender Schulleiter weiß er aber auch, dass sich seine Kollegen in anderen Branchen schwer tun: „Im Bereich Elektro und Metalltechnik klemmt es an Lehrern – da macht die Industrie halt Konkurrenz. Für viele Schulen ist es schwierig, da die Fachlehrer zu bekommen.“

Schulleiter fordert, die Fachschulen „bitte kostenlos zu machen“

Besonders am Herzen liege ihm die Stärkung der Dualen Ausbildung samt der darauf aufbauenden Meister-, Techniker- und Gestalterschulen, sagt Winkler. Welche Möglichkeiten diese bieten, sei vielen nicht bekannt. Hier brauche es noch viel Aufklärungsarbeit. Winkler setzt dabei auf eine bessere Vernetzung von beruflichen und allgemeinbildenden Schulen. Ihn ärgert, dass man immer Studium und duale Ausbildung direkt miteinander vergleiche – „dabei starten viele nach ihrer dualen Ausbildung noch mal durch und machen eine berufliche Weiterbildung, die es mit dem Bachelor aufnehmen kann und die auf dem Arbeitsmarkt anerkannt ist“. Und gut bezahlt ist. Als Beispiel nennt er den Lacktechniker, der mit einem Lackingenieur aus einer angewandten Hochschule auf dem Arbeitsmarkt locker konkurrieren könne. Ins Hintertreffen gerieten die Fachschulen auch deshalb, weil sie ihren Schülern pro Semester 600 Euro Schulgeld abknöpfen müssen – ein Studium sei deutlich günstiger. Klare Sache, dass Winkler sich dafür einsetzt, die Fachschulen „bitte kostenlos zu machen“.

Auch aus einem anderen Grund: „Wenn die Fachschulen schrumpfen, geht das auch zulasten der dualen Ausbildung.“ Ohnehin habe es in den vergangenen Jahren starke Rückgänge bei den Schülerzahlen gegeben, vor allem bei den Malern. Vor 15 Jahren besuchten noch 1300 Schüler die Schule für Farbe und Gestaltung, aktuell seien es 900. Darunter seien auch 40 Flüchtlinge. „Wenn man sie rausrechnet, haben wir weiterhin rückläufige Schülerzahlen“, sagt er. Mit den Flüchtlingen habe man „gemischte Erfahrungen gemacht“, sagt Winkler, der selber in einer Flüchtlingsklasse unterrichtet. Zwar gebe es einige, denen es gelinge, sich in den Arbeitsmarkt zu integrieren. Aber etliche scheiterten trotz hoher Motivation an der Sprache. Es gehe nicht nur um die Verständigung, sondern auch um Fachsprache – „das wird oft unterschätzt“, so Winkler. Die Lernbereitschaft sei zwar sehr hoch – „und die sind im Praktischen sehr gut“. Aber zur dualen Ausbildung gehöre eben auch eine schriftliche Abschlussprüfung, diese Hürde schafften viele nicht. Somit erhielten sie nur den Facharbeiterbrief.

Für die Flüchtlinge wünscht sich Felix Winkler einen halben Tag mehr Deutschunterricht

„Eigentlich müsste man sprachlich vereinfachte Ausbildungsangebote für Flüchtlinge machen“, meint Winkler. Und er würde sich einen halben Tag mehr Deutschunterricht für sie wünschen, auf alle Fälle mehr Sprachförderung – „aber das müsste in der Ausbildung integriert sein. Und es würde bedeuten, dass die Betriebe einen halben Tag auf die Mitarbeiter verzichten müssten“.