Der Biologe Ulf Soltau dokumentiert mit beißendem Sarkasmus die Veränderung der Gartenkultur. Sein Kampf gilt den Schottergärten. Was treibt Menschen dazu, die Natur in ihrem Garten förmlich ausmerzen?

Familie/Bildung/Soziales: Hilke Lorenz (ilo)

Berlin - Als er es gar nicht mehr ausgehalten hat mit den geschotterten Gärten, hat sich der Berliner Biologe Ulf Soltau (48) auf das Mittel der Ironie als Gegenwehr besonnen. Er wollte ein Zeichen setzen – und ist von der Resonanz noch immer überwältigt. Vor nicht einmal zwei Jahren startete er die Internetseite „Gärten des Grauens“. Inzwischen haben die Seite auf Facebook fast 30 000 Menschen mit „Gefällt mir“ kommentiert. Wöchentlich bekommt Soltau etwa 100 Bilder zugeschickt.

 

Häuser auf Geröllhalden

Einen Teil davon versieht er mit seinen feingeistigen Kommentaren. „Wege aus der Artenvielfalt“, hat er unter das Foto eines weißen Hauses geschrieben, das, so scheint es, auf einer Geröllhalde steht. Bedenkt man, dass in den vergangenen 25 Jahren 75 Prozent der Insekten verschwunden sind, bleibt einem beim Betrachten des Bildes das Lachen im Hals stecken. Diese Reaktion ist durchaus erwünscht. Soltau will aufrütteln und mit der Vorstellung aufräumen, Natur dürfe es nur in Naturschutzgebieten geben.

Extremer Ordnungswahn

„Wir müssen endlich weg von dieser Ästhetik.“ Soltau sieht dahinter eine extreme Form des Ordnungswahns, bei dem die wilden Ecken im Garten auf der Strecke bleiben. Dort aber brüten die Vögel, dort ist der Lebensraum von Insekten. Soltau bezeichnet diese vermeintlich pflegeleichten Gärten als generationenübergreifende Asozialität. Denn wie renaturiert man als Erbe eigentlich solche Gärten?