Ohne Müll leben Dieses Engagement beflügelt einen ganzen Stadtteil

Sabine Koch aus Filderstadt-Plattenhardt lebt so nachhaltig wie möglich. Ihr Umweltbewusstsein geht so weit, dass sie auf der Straße fremden Müll aufsammelt. Im Treff Uhlberg 25 hat sie etliche Mitstreiter gefunden.
Filderstadt - Ihren gelben Sack hat Sabine Koch auf Diät gesetzt. Tütchen, Folien und Kunststoffboxen landen nur noch selten in seinem Bauch, denn die 53-Jährige lebt nach dem Motto Zero Waste, null Müll. Wo immer es geht, vermeidet sie Abfall. Schon beim Einkaufen lässt sie Eingeschweißtes links liegen. Socken werden gestopft, Kaputtes wird repariert, Neuanschaffungen gibt es als Second-Hand-Ware, Cremes und Deos werden selbst angerührt. Die Initialzündung für Sabine Koch war ein Vortrag im vergangenen Jahr gewesen. „Da hat es wirklich klick gemacht“, sagt sie.
Seither hat sie sich einem nachhaltigen Lebensstil verschrieben. Sie isst kein Fleisch mehr, hat ihren Konsum heruntergeschraubt. „Mein Leben hat sich um 180 Grad gewendet“, sagt sie, und sie sagt es freudig, fast aufgeregt. Nächstes Ziel: das Auto ganz abzuschaffen. Schon jetzt geht Sabine Koch die meiste Zeit zu Fuß, und wenn sie spaziert, sei es im Wald oder auf der Straße in Filderstadt, hat sie stets einen Beutel und Handschuhe dabei – und sammelt Müll auf. „Ich denke immer, man muss es vorleben“, sagt sie. Sie spricht von einer Lawine, die über ihr Leben gerollt ist.
Sie nennt sich selbst „Mülltante“
Diese Lawine ist längst auch in den Treff Uhlberg 25 geschwappt. Denn „die Mülltante“, wie Sabine Koch sich augenzwinkernd nennt, hat mittlerweile andere Menschen für die Sache begeistert. Bei einem Aktionstag der damals noch nagelneuen Begegnungsstätte an der Ortsdurchfahrt von Plattenhardt hatte sie angeklopft und gesagt: Ich will etwas zum Thema Müllvermeidung machen. Das war im Juli 2019, und seither ist vieles ins Rollen gekommen. Schon mehrfach sind Freiwillige aus dem Treff Uhlberg 25 ausgerückt und haben Abfall aufgelesen. Einmal gab es auch eine gemeinsame Aktion mit der örtlichen Grundschule. „Da waren 50 Leute dabei, das war richtig toll“, sagt Sabine Koch und strahlt.
Im Bürgertreff, der vom Wohn- und Pflegezentrum St. Vinzenz als Quartiersprojekt getragen wird, fällt vieles, was Sabine Koch vorschlägt, auf fruchtbaren Boden. In einem Workshop wurden bereits Putz- und Kosmetikartikel hergestellt, gemeinschaftlich ging es zu Fridays-for-Future-Demos, außerdem treffen sich auf ihre Initiative regelmäßig Umwelt-Aktionsgruppen und ein Nachhaltigkeitsstammtisch, an dem über Energiesparen, Recycling oder Foodsharing gesprochen wird. „Da bin ich sehr stolz drauf“, sagt sie, und ihre Augen zeigen, dass sie hinter ihrem Corona-Mundschutz breit lächelt. Auch Bettina Meinert, die Quartiersmanagerin im Treff Uhlberg 25, ist voll des Lobes für die Ideenpatin. Ein Mensch allein könne viel bewegen. Tatsächlich hat Sabine Kochs Engagement so sehr beeindruckt, dass sie seit Kurzem einen festen Job bei St. Vinzenz hat.
Ein Kronkorken-Projekt schwebt ihr vor
Sabine Koch ist ein quirliger Typ. Sie scheint nur so zu sprudeln vor Ideen. Ein Kronkorken-Projekt schwebt ihr ebenso vor wie eine Kippen-Sammelaktion. Auch Lebensmittelverschwendung soll vertieft werden. „Mein Antrieb ist, noch mehr Leute zu erreichen“, sagt sie. Aktuell muss der Treff Uhlberg 25 wegen Corona allerdings pausieren. Seit März finden keine Veranstaltungen statt. Wann es weitergeht, soll im September entschieden werden, sagt Bettina Meinert. Bis dahin wird Sabine Koch weiter Erfahrungen sammeln. Und Müll. Von den Straßen von Filderstadt.
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