Bei den Veranstaltungen zum Aschermittwoch in Baden-Württemberg liegt die CDU mit den Besucherzahlen ganz vorn. An Attacken gegen den politischen Gegner lassen es aber auch die anderen Parteien nicht fehlen.

Fellbach, Biberach, Ludwigsburg, Karlsruhe - David McAllister hat die Erwartungen seines Parteifreundes Thomas Strobl voll erfüllt. „David rockt den Saal“, hatte der Vorsitzende der baden-württembergerischen CDU vor Beginn des politischen Aschermittwochs in Fellbach versprochen und McAllister, der Spitzenkandidat der CDU für die Europawahl, riss die 2000 schwäbischen und badischen CDU-Mitglieder in der Alten Kelter deutlich mehr mit als deren Landesvorsitzender Strobl. Der Niedersache feierte sein Debüt als Aschermittwochsredner außerhalb seines Landes und er traf die Erwartungen des Publikums. Niedersachsen wie Baden-Württemberg würden derzeit unter ihrem Wert regiert, sagte der frühere Ministerpräsident unter dem Jubel des Publikums. Zunächst hatte der gebürtige Schotte für Verblüffung gesorgt, als er seine Rede auf Englisch begann. Doch er fand schnell viel Zustimmung für seine Haltung, dass in Europa eine linke Mehrheit vermieden werden müsse, dass es keine „Schuldenvergemeinschaftung“ geben dürfe und dass es „in den nächsten fünf Jahren“ eher keine weiteren Beitritte zur Europäischen Union geben solle.

 

Wie Strobl kritisierte McAllister die Bildungs- und die Finanzpolitik der grün-rote Landesregierung. Strobl jedoch gelang es selten, den Saal zu Begeisterungsstürmen hinzureißen, wie es McAllister gelang. Strobl beklagte, „unsere Heimat leidet unter grün-rot“. Den digitalen Wandel verschlafe die Landesregierung. Die CDU dagegen strebe danach, Baden-Württemberg „zur Nummer eins im digitalen Wandel zu machen“. Knapp drei Monate vor der Kommunal- und Europawahl empfahl Strobl die CDU als die Partei, die in Baden-Württemberg verankert sei, wie keine andere: „wir sind in jedem Dorf, wir sind die Partei für ganz Baden-Württemberg“. Die CDU lebe den kommunalen Gedanken. Bei Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) vermisst Strobl die Durchsetzungskraft. Beim Alkoholverbot sage Kretschmann, er hätte es anders gemacht, beim Länderfinanzausgleich sage er, Verhandlungen wären nötig. Im Konjunktiv lasse sich aber nicht regieren.

Kretschmann stichelt gegen die CDU und Horst „Drehhofer“

Kretschmann revanchierte sich aus Biberach. Vor etwa 650 Grünen-Anhängern stichelte er mit Blick auf die Kommunen, die CDU-Bürgermeister „reißen uns die Gemeinschaftsschule aus den Händen“. Die Landes-CDU verteufle dagegen die neue Schulart. „Was ist das Konzept der CDU? Die haben keins“, bilanzierte Kretschmann die Bildungspolitik der Opposition. Beim Thema Energiewende knöpfte sich Kretschmann den bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer vor, mit dem er einen gemeinsamen Vorstoß zur Energiewende plante. Seehofer setzt Kretschmann zu stark auf Bioenergie. Nur mit Biomasse werde die Wende nicht gelingen „So viel Mist kann auch die CSU nicht erzeugen“, sagte Kretschmann. Ohne Stromleitungen und Windräder werde es keine Energiewende geben. Auf Seehofer sei einfach kein Verlass, klagte auch die Bundesvorsitzende der Grünen, Simone Peter. Er habe bei der Energiewende „den Drehhofer gegeben“.

Die SPD dagegen machte sich in Ludwigsburg über die Personalfrage der Union lustig. Der Landesvorsitzende Nils Schmid spottete vor mehr als 600 Gästen im Forum am Schlosspark über den „nur leidlich verdeckten Machtkampf“ in der CDU. Drei Männer eine dabei ein Ziel: Die Spitzenkandidatur bei der Landtagswahl 2016, oder wie Schmid sagte „Wer wird Mappus 2.0?“ Er nahm sowohl Strobl als auch den Fraktionschef Peter Hauk und den Landtagspräsidenten Guido Wolf aufs Korn. Alle drei hatten sich in Fellbach präsentiert, reden durfte dort aber nur Strobl.

Schmid witzelte mit Blick auf den studierten Förster Hauk: „Er ist der einzige Förster in Baden-Württemberg, der Angst hat vor dem bösen Wolf“. Die SPD jedoch müsse vor keinem der drei zittern. Der CDU fehle Personal von Format, auch habe sie ihren Umgang mit der Vergangenheit noch immer nicht geklärt. Neulich habe es geheißen, Mappus habe sich von der CDU losgesagt, die Frage ist laut Schmid eher, „wann sagt sich die CDU von Mappus los“.

Die FDP übt Selbstkritik

Einen selbstkritischen Umgang übte dagegen die FDP. 150 Anhänger hatten sich in Karlsruhe zusammengefunden. Dort sagte Nicola Beer, die Generalsekretärin der Bundespartei, die FDP habe bei der Bundestagswahl die Quittung bekommen, „weil wir vergessen haben, wofür wir Liberale stehen“. Bei der Kommunalwahl und Europawahl will sich die FDP behaupten. Ihr Landeschef Michael Theurer läutete direkt den Wahlkampf ein. Für die Bildungspolitik im Land zeigt die FDP „dem roten Kultusminister die rote Karte“.