Die Dieselbefürworter drohen auf ihrer Demonstration eine Sperrung des Neckartors an. Die AfD protestiert aus dem gleichen Grund auf einer getrennten Veranstaltung. Dagegen gibt es Protest.

Stuttgart - Der öffentliche Nahverkehr lieferte Ioannis Sakkaros eine Steilvorlage. Mit einer Verspätung von circa zehn Minuten trat er bei der Kundgebung der Fahrverbotsgegner auf das Podium, weil eine Bahn nicht pünktlich war. Sakkaros berichtete den Teilnehmern von Gesprächen im Staatsministerium. Doch konziliant gab er sich nicht. Für den kommenden Samstag, 23. Februar, kündigte er einen Marsch vom Neckartor zum Schlossplatz an. Eine weitere Eskalationsstufe würde vorbereitet. Mit der Stadt gebe es Gespräche darüber, an einem Sonntag das Neckartor für zwei Stunden zu sperren, sagte er.

 

Der 26-Jährige verteidigte auf dem Podium den Lungenarzt Dieter Köhler. Der Experte würde „fertiggemacht“, beklagte er. Köhler hatte eingeräumt, dass seine Kritik an Grenzwerten für Luftschadstoffe Rechenfehler enthielt. Für Vasilios Topalis vom Organisationsteam änderte das Eingeständnis des Mediziners nichts an seiner Einstellung zu Stickoxidgrenzwerten. „Am Arbeitsplatz sind ja sogar 950 Mikrogramm die Grenze“, sagte er. Was er nicht erwähnte: Ein Arbeitsplatzgrenzwert ist ein Wert für die zeitlich begrenzte Belastung gesunder Arbeitender, während durch NO2 in der Außenluft auch empfindliche Personen rund um die Uhr betroffen sein können.

Veranstalter spricht von 1100 Teilnehmern

Nachdem Sakkaros seine Rede beendet hatte, nannte ein Mitarbeiter ihm die Zahl von 1100 Teilnehmern an der Demonstration. Dass sich nicht mehr Menschen haben mobilisieren lassen, erklärte Sakkaros unter anderem mit dem guten Wetter. Er stehe zu seiner Entscheidung, politische Parteien nicht ans Rednerpult zu lassen, sagte Sakkaros. Angesprochen auf die AfD, meinte er: „Ich brate keine Extrawürste.“

Die AfD hatte sich eine Stunde vor dem Beginn der Kundgebung am Neckartor auf der nah gelegenen Brücke versammelt. Redner bedauerten, dass eine eigene Kundgebung nötig wurde, um Standpunkte zu äußern. Der AfD-Bundestagsabgeordnete Dirk Spaniel erklärte den Teilnehmern den jüngsten Vorstoß seiner Partei das Verbandsklagerecht zu ändern. Die Deutsche Umwelthilfe hatte mit Klagen die Dieselfahrverbote ins Rollen gebracht. Auf Nachfrage meinte er, dass die AfD-Position sich nicht auf die Rechenmodelle Dieter Köhlers bezieht. Er verwies auf höhere Stickoxid-Grenzwerte in den USA, erwähnte aber nicht, dass die Grenzwerte zum Beispiel in der Schweiz noch niedriger liegen.

Demonstrant nennt Politik hysterisch

Etwas abseits der AfD-Kundgebung protestierten einige Dutzend Anhänger des Bündnisses gegen rechts. Um die Diesel-debatte gehe es dabei nicht, betonte Felix Maier. „Die AfD nutzt die Fahrverbote als Werbung in eigener Sache“, sagte er. Auch die Demonstrantin July Schmid sah das so. Sie interessiere sich nicht für das Fahrverbot, sagte sie. „Das ist zweitrangig. Ich gehe gegen die AfD auf die Straße“, meinte sie.