Das Drama um den unliebsamen Genossen Thilo Sarrazin schadet der SPD letztlich mehr als dessen Provokationen. Die Partei ist in den Fragen, die Sarrazin aufwirft, gespalten – und hat auch keine Antworten, meint StZ-Autor Armin Käfer.

Titelteam Stuttgarter Zeitung: Armin Käfer (kä)

Stuttgart - Die pauschale Islamkritik Thilo Sarrazins mag man für schlicht, grobschlächtig, ja diffamierend halten. Eine große Mehrheit der Bundesbürger lehnt seinen Vorschlag ab, Muslime generell mit einem Einreiseverbot zu belegen. Dennoch werden sich auch in der SPD und im Kreise ihrer (verdrossenen) Anhänger Leute finden, die solchen Ideen Beifall spenden. Die Parteispitze will trotz allem noch einen dritten Versuch unternehmen, den unerwünschten Genossen loszuwerden. Sie muss sich allerdings fragen lassen, ob dieses schon zweimal kläglich gescheiterte Unterfangen der SPD nicht mehr schadet als Sarrazins Provokationen.

 

Scheitern bedeutet Selbstdemontage

Jedenfalls verhelfen die Inquisitoren des Willy-Brandt-Hauses dem sozialdemokratischen Störenfried auf diese Weise zu neuer Aufmerksamkeit. In den Bestsellerlisten war sein ketzerisches Buch gerade weit nach unten gerutscht. Andrea Nahles & Co wären zudem gut beraten, wenn sie sich endlich eingestehen würden, dass ihre Partei in den Fragen, die Sarrazin aufwirft, innerlich zerrissen ist.

Für jene, die finden, solche Fragen würden zu Recht gestellt, hat die SPD keine Antworten. Unter den Spitzengenossen mögen viele glauben, eine an Sarrazin exekutierte Bereinigung sei dem eigenen Ansehen förderlich. Ein neuerliches Scheitern liefe hingegen eher auf Selbstdemontage hinaus.