Die Kanzlerin empfängt den CSU-Baron. Das schürt die Spekulationen, immerhin sind bald Ministerposten zu vergeben. Doch ein Comeback ist weder erwünscht noch realistisch.

Titelteam Stuttgarter Zeitung: Armin Käfer (kä)

Berlin - Die Kanzlerin hat zur Zeit eigentlich Dringenderes zu tun, als Kaffee zu trinken. Am Montag hatte Angela Merkel zur Kaffeezeit jedoch einen illustren Gast: Karl-Theodor zu Guttenberg, den ehemaligen CSU-Minister, der im März 2011 wegen seiner zusammenkopierten Doktorarbeit zurücktreten musste.

 

Solche Stippvisiten schüren Spekulationen. Schließlich sind demnächst mehrere Kabinettsposten zu besetzen. „Die Bundeskanzlerin hat ein persönliches und vertrauliches Gespräch mit Herrn zu Guttenberg geführt“, sagt Regierungssprecher Steffen Seibert. Mehr ist von ihm nicht zu erfahren. Auf die Frage, ob eine Rückkehr des CSU-Barons als Minister denkbar sei, gibt er keine Antwort, betont aber: „ Im Übrigen steht diese Frage nicht an.“

„Nichts mit der Regierungsbildung zu tun“

Aus dem Umfeld der Kanzlerin heißt es, Guttenberg sei vor dem Hintergrund der Spionageaffäre als USA-Experte gefragt. Der fränkische Freiherr, der mit seiner Familie in einem Vorort von New York lebt, sei „einer der am besten informierten Amerikakenner in der Union“. Guttenberg sei nach dem Rücktritt bei Merkel keineswegs in Ungnade gefallen. Es gebe „eine menschliche Ebene“, auf der sich beide gut verständen. Dem Vernehmen nach soll er Kanzlerberater Christoph Heusgen jüngst auch in Washington getroffen haben.

Die Stippvisite habe jedenfalls „überhaupt nichts mit der Regierungsbildung zu tun“. Merkel hat ohnehin keinen Mangel an Kandidaten zu beklagen, die ins Kabinett drängen. Wer für die CSU dort einziehen wird, entscheidet ohnehin nicht sie, sondern allein der bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer. Er hat Guttenberg als Hoffnungsträger abgeschrieben. Einem Comeback des Freiherrn stünden zudem jene Herrschaften im Wege, die ihre Ministersessel verteidigen oder einen solchen begehren. Ein führender CSU-Mann spottet über einschlägige Spekulationen: „Da müssten wir neben Guttenberg auch Edmund Stoiber revitalisieren."