Acht Jahre lang sind die Rems-Murr-Kliniken über einen Managementvertrag von einer Unternehmensberatung geführt worden. Jetzt wird der Geschäftsführer direkt angestellt. Gesucht werden muss er nicht.

Rems-Murr : Frank Rodenhausen (fro)

Der Rems-Murr-Kreis wird den Ende des Jahres auslaufenden Managementvertrag für seine Kliniken mit der Oberender AG nicht verlängern. Der von der Bayreuther Unternehmensberatung gestellte Geschäftsführer André Mertel soll künftig direkt bei dem kommunalen Träger angestellt werden.

 

Nach Rücktritt von Marc Nickel aufgerückt

Der 46-jährige Mertel war nach dem überraschenden Rückzug des seitherigen Geschäftsführers Marc Nickel im Sommer vergangenen Jahres kommissarisch an die Spitze der kommunal getragenen Kliniken gerückt. Wie Nickel war auch er im Rahmen des Managementvertrags bereits seit 2015 für die Kliniken tätig, zuletzt in der Funktion des kaufmännischen Leiters.

Nun also wird der Gesundheitsökonom direkt von der Rems-Murr-Kliniken gGmbH eingestellt werden. Die Landkreisverwaltung hatte diese Option nach eingehender Prüfung auch mit externer Hilfe als die beste Lösung bewertet.

Insbesondere die Sicherstellung von Kontinuität in der Führung hatte als Argument den Ausschlag für die Entscheidung gegeben, die am Montagnachmittag vom Kreistag ohne eine einzige Gegenstimme abgesegnet wurde. Der Landrat Richard Sigel betonte, dass mit dem erst kürzlich neu zusammengesetzten Führungsteam und den Chefärzten ein intensiver Aufbauprozess durchgeführt worden sei, der im Falle einer personellen Neuausrichtung noch einmal hätte ganz neu aufgesetzt werden müssen. Mit dem Geschäftsführerwechsel wurde im Juli vergangenen Jahres unter anderem eine Prokuristin für den Bereich Personal eingestellt. Außerdem sei eine Kommunalisierung des Klinikleiters von Schorndorf ermöglicht worden, und es habe ein intensiver Austausch mit den Chefärzten zu Führungsstrukturen stattgefunden. Ein entscheidender Grund für Nickels Rückzug soll sein angespanntes Verhältnis mit dem Führungspersonal gewesen sein.

Engere kommunale Bindung

Nun aber könnten die Ziele der Medizinkonzeption, die unter anderem umfangreiche Umbauten und Erweiterungen an beiden Klinikstandorten vorsieht, ohne Zeitversatz weiterverfolgt werden, so die Hoffnung von Landrat und Kreisräten. Das Vertragsverhältnis könne nahtlos zum 1. Januar 2024 fortgesetzt werden. Darüber hinaus soll die künftige Konstellation eine engere kommunale Bindung sowie die Rückkehr in kommunale Netzwerke ermöglichen.

Gegen eine Fortführung der aktuellen Verhältnisse habe letztlich vor allem das Vergaberecht gesprochen. Grundsätzlich denkbar wäre zwar wohl gewesen, dass der bestehende Krankenhausbetriebsführungsvertrag mit der Oberender AG um weitere fünf Jahre im Wege einer sogenannten Direktvergabe – also gänzlich ohne eine Ausschreibung – verlängert worden wäre und Mertel weiterhin als Geschäftsführer eingesetzt würde. Davor indes hatten juristische Berater gewarnt: Eine Vertragsverlängerung im Wege einer Direktvergabe berge erhebliche rechtliche Risiken, so die Einschätzung der Experten.

Vertrag zu „marktüblichen Konditionen“

So nichts Unerwartetes mehr eintritt, können die Dinge nun ihren geplanten Lauf nehmen. Bereits vor dem endgültigen Plazet der Kreisräte hat der Landrat, der auch Aufsichtsratsvorsitzender der Kliniken ist, die Vertragskonditionen mit seinem alten und neuen Geschäftsführer ausgehandelt – zu „marktüblichen Konditionen“, wie es heißt. Und André Mertel selbst bezeichnete die Weiterentwicklung der Rems-Murr-Kliniken in einer kleinen Vorstellungsrede als eine „Herzensangelegenheit“.