Der Skandal um den Missbrauch von Facebook-Daten zeigt die Gefahren eines weitgehend unkontrollierten Marktes auf. Wer Freiheitsrechte und gesellschaftlichen Zusammenhalt ernst nimmt, muss daraus Konsequenzen ziehen, meint der StZ-Autor Michael Maurer.

Stuttgart - „Der Mensch wird frei geboren, und überall liegt er in Ketten.“ Mit diesem Befund leitete der Philosoph Jean-Jacques Rousseau 1762 seinen „Gesellschaftsvertrag“ ein. Rousseaus Überlegungen, wie der Einzelne und mit ihm auch ein ganzes Volk ihre Souveränität zurückerlangen können, sind später zur Basis moderner Demokratietheorien geworden. Und sie sind unverändert aktuell, wenn man sich anschaut, wie der moderne Mensch im Zeitalter des digitalen Fortschritts dabei ist, einen Teil der über Jahrhunderte erkämpften Rechte widerstands- und gedankenlos aufzugeben. Der aktuelle Skandal um den millionenfachen Missbrauch von Facebook-Daten durch die britische Analysefirma Cambridge Analytica etwa zeigt, wie um den freien Menschen wieder Ketten gelegt werden. Er hat so viel von seiner Privatheit preis gegeben, dass er durchschaubar, ja sogar manipulierbar wird.