Der Mann der großen Sprünge: An diesem Sonntag wird Lennert Brinkhoff zum ersten Mal „Sport im Dritten“ moderieren.

Sport: Gerhard Pfisterer (ggp)

Stuttgart - Die Blukrans Bridge bei Plettenberg Bay in Südafrika ist keine Brücke wie jede andere. Täglich springen dort Menschen hinunter, genau 216 Meter tief – sie ist eine beliebte Anlaufstelle für Bungee-Jumping. Mit ihrer gewaltigen Fallhöhe zählt sie zu den fünf größten Herausforderungen dieser Art weltweit. Während manchen an der Absprungkante sichtlich die Knie wegschlottern, holen sich andere in der berauschenden Flugphase lässig auch noch Bestnoten für den künstlerischen Ausdruck ab. Lennert Brinkhoff gehört zu der letzteren Kategorie Mensch.

 

Es gibt ein Video von seinem Sprung von der Blukrans Bridge im Jahr 2013, das viel über ihn verrät: Er kennt keine Angst – und er weiß sich selbst in Stresssituationen perfekt zu präsentieren. Diese Qualitäten helfen ihm auch für seinen nächsten großen Sprung. Es ist ein bemerkenswerter Karrieresprung: Der 30-Jährige gibt am Sonntag (21.45 Uhr) sein Debüt als Moderator der SWR-Fernsehsendung „Sport im Dritten“.

Lennert Brinkhoff ersetzt Johannes Seemüller, der sich künftig auf eigenen Wunsch auf redaktionelle Tätigkeiten konzentriert. Ein Ostwestfale beerbt den anderen. Der telegene Neue stammt aus Bielefeld, lebt aber schon seit 2005 in Stuttgart und ist ein Eigengewächs des Senders. In einem Casting hat er sich gegen starke, erfahrenere Mitbewerber durchgesetzt. „Es war überraschend, was er dabei für eine Präsenz im Studio ausgestrahlt hat für einen ohne Erfahrung damit. Wir haben das genutzt, um uns zu verjüngen“, sagt der SWR-Sportchef Harald Dietz. „Er ist ein großes Talent. Ich bin felsenfest überzeugt, dass er das sehr gut machen wird.“

Fußballverrückter Wahlschwabe

Lennert Brinkhoff reiht sich in das insgesamt vierköpfige Moderatorenteam mit Michael Antwerpes, Tom Bartels und Julia Scharf ein. Sie leiten die Sendung im Wechsel. „Ich bin bereit, es kann losgehen“, sagt der Arminia-Bielefeld-Fan und passionierte U-Bahnfahrer mit den tiefblauen Augen, der längst auch mehr als nur ein bisschen Stuttgarter ist: „Ich kann inzwischen immerhin schon einigermaßen unfallfrei ,dondrlatich‘ und ,jongr Vattr‘ sagen.“

Vor zehn Jahren kam der Wahlschwabe zum Sportstudium in die baden-württembergische Landeshauptstadt – mit einer Karriere als Fußballmanager im Sinn. Ein früherer SWR-Mitarbeiter überredete ihn dann aber dazu, sich bei dem Sender zu versuchen. „Wir haben uns beim Unifußball getroffen, und er meinte: so einen Hochdeutsch sprechenden Fußballverrückten können wir gut gebrauchen“, sagt Brinkhoff. Beim SWR jobbte er dann neben dem Studium zum Sportökonomen ebenso wie bei den Handballern des TVB 1898 Stuttgart, bei denen er als Pressesprecher beispielsweise ein Clubradio entwickelte. Seit dem Beginn seines SWR-Volontariats im Oktober 2013 konzentriert er sich voll auf seine Karriere als Journalist. Mit Erfolg. Schon kurz nach dem Ende der Ausbildung mit 15 Umzügen in 18 Monaten ist ihm der steile Aufstieg in eines der bekanntesten Formate des Senders geglückt. „Die Auslandsredaktion hätte mich auch sehr gereizt – am Ende war es eine Herzensentscheidung“, erzählt Brinkhoff.

Sein Herz schlägt für Sport, speziell den Fußball. Als D-Jugendlicher des TuS Hücker-Aschen erzielte er mit neunzig Saisontreffern mal ein paar mehr als der spätere Nationalspieler David Odonkor, mit dem er in der Ostwestfalen-Auswahl spielte. Später kickte er für den TuS Jöllenbeck in der Landesliga und besitzt auch eine B-Trainerlizenz. Dabei kommt der wandelnde Fußballalmanach eigentlich aus einer Handballerfamilie. „Er war ja schon als Student bei uns und wir haben erkannt, dass er extrem viel sachlich-fachliche Ahnung hat. Er kennt sich ja nicht nur im Fußball gut aus, sondern auch im Tennis oder Handball – er ist breit aufgestellt“, sagt Dietz. Kürzlich gab Lennert Brinkhoff beim Stuttgarter Tennisturnier auf dem Weissenhof sein Debüt als Moderator – und griff im Intro als Rasentester selbst zum Schläger. Zweimal „Sport am Samstag“ kamen seither noch hinzu sowie ein prägendes Erlebnis beim Mannheimer Reitturnier. „Einmal bei Unwetter moderiert zu haben, das war das Stahlbad, jetzt kann nicht mehr viel schiefgehen“, sagt der 30-Jährige. Trotzdem ist er vor seiner „Sport im Dritten“-Premiere dann doch ein klein wenig aufgeregter als sonst, er hat Respekt davor – anders als damals beim Sprung von der Blukrans Bridge in Südafrika.