Ein Sturm der Entrüstung tobt im Netz, weil Davide Martello nicht mehr mit seinem umgebauten Klavier in Stuttgart spielen darf. Jetzt hat die Stadt auf die Proteste reagiert. Wird es doch noch eine Lösung geben?

Stadtleben/Stadtkultur: Uwe Bogen (ubo)

Stuttgart - Im Streit um das Auftrittsverbot für den beliebten Straßenpianisten Davide Martello in Stuttgart ist das letzte Wort noch nicht gesprochen. Die Spielregeln, die der Gemeinderat für das Musizieren auf der Straße festgelegt hat, habe der 38-Jährige missachtet, kritisiert Stadtsprecher Sven Matis. „Bei über die Spielregeln hinausgehenden Vorstellungen empfiehlt das Ordnungsamt den Straßenkünstlern ein Gespräch“, schreibt Matis in seiner Mitteilung von Montag und bedauert, „dass Herr Martello stattdessen die Klaviatur der Medien nutzt.“

 

Zwangsgeld in Höhe von 500 Euro angedroht

Wird es nun doch zu einem Treffen zwischen dem Ordnungsamt und dem Pianisten kommen? Davide Martello, der in den sozialen Medien auf große Zustimmung stößt, erklärt sich zu einem Gespräch bereit – möglicherweise mit seinem Anwalt, den er eingeschaltet hat. Wie berichtet, hat die Stadt dem Musiker ein Zwangsgeld in Höhe von 500 Euro angedroht, sollte er in Stuttgart öffentlich auf seinem umgebauten Klavier spielen. Bereits jetzt muss er 100 Euro zahlen. Wiederholt sei er von Vollzugsbeamten ermahnt worden und habe sich „nicht kooperativ“ gezeigt, heißt es in dem Bußgeldbescheid. Bei dem Streit geht es um die elektrische Unterstützung des Klavierspiels. „Es gibt viel lautere Instrumente ohne Verstärker“, sagt Martello. Einen echten Flügel könne er nicht in eine Fußgängerzone transportieren. Deshalb hat er ein Keyboard in ein altes Flügel-Gehäuse installiert.

„Einhaltung der Regeln hat auch mit Respekt zu tun"

Stadtsprecher Sven Matis erklärt dazu: „Das Ordnungsamt achtet auf die Einhaltung der Spielregeln, die der Gemeinderat festgelegt hat. Sie gelten für alle, egal ob Flötenmusik aus den Anden, Trommel-Jams oder klassische Klaviermusik.“ Die Einhaltung der Regeln habe „auch mit Respekt“ zu tun. Matis mahnt Respekt an „gegenüber anderen Straßenmusikanten, Passanten mit anderem Musikgeschmack und Anliegern, die sich durch Musik beeinträchtigt fühlen“. Mit seiner Spezialanfertigung des Flügels sei der Künstler nicht nur hörbarer, sondern auch länger an einen Ort gebunden, weswegen es um so fairer wäre, Regeln zu achten.

Martello sagt, er höre sofort auf zu spielen, wenn sich ein Anwohner beschwert. Dies sei in sieben Jahren nur zweimal der Fall gewesen. Konstanz gewähre ihm eine Sondererlaubnis für sechs Auftritte im Jahr. Seine Fans hoffen, dass er dies auch in Stuttgart erhält. Für die Stadt, wird im Netz geklagt, sei es ein „Armutszeugnis“, wenn man aus „bürokratischer Engstirnigkeit“ einen außergewöhnlichen Pianisten verprelle.