Das Theaterhaus steht nicht allein: Auch das viel kleinere Theater der Altstadt leidet und kann ohne stärkere Förderung nicht mehr lange so weitermachen.

Stuttgart - Oberbürgermeister Fritz Kuhn (Grüne) hat offenbar aus dem Klinikumsskandal seine Lehren gezogen: Auch wenn er von Eric Gauthier als „Problemlöser“ gepriesen wurde und positive Schlagzeilen gut gebrauchen kann, will er ohne den Gemeinderat keine Entscheidung über eine Soforthilfe treffen – und schon gar nicht eine Erhöhung der institutionellen Förderung zusagen. Dafür sind die Haushaltsberatungen da.

 

Rathausspitze erhält Informationen

Am Donnerstag setzen sich Kuhn, der neue Finanzbürgermeister Thomas Fuhrmann und der Kulturbeigeordnete Fabian Mayer (beide CDU) mit den Verantwortlichen des Theaterhauses zusammen. Dabei geht es auch darum, ob die Einrichtung im haushaltsrechtlichen Sinn vor der Insolvenz steht oder im umgangssprachlichen. Die Bewilligung von Zuschüssen setzt nämlich voraus, dass Gesamtfinanzierung und Funktionsfähigkeit des Hauses gesichert sein müssen. So zitiert die Sprecherin des Kunstministeriums, Denise Burgert, aus der Landeshaushaltsordnung. Konkret: die öffentliche Hand darf niemandem Steuergeld anvertrauen, der vor der Pleite steht.

Was das bedeutet, weiß man im Theater der Altstadt am Feuersee, wo das Geld Ende 2018 mehr als knapp geworden war und auch ein Brandbrief verschickt wurde. Das Regierungspräsidium fährt seitdem auf Anweisung des Kunstministeriums „auf Sicht“ und überweist die Zuschüsse monatlich. Die Stadt verfährt übrigens immer so.

Land fordert weiter belastbare Zahlen

Staatssekretärin Petra Olschowski sagt, das Land schätze die Arbeit des Theaterhauses sehr. Man werde sich deshalb mit der Stadt für eine Lösung „im haushaltsrechtlich zulässigen Rahmen“ einsetzen. Um aber die finanzielle Situation fundiert einschätzen zu können, benötige man belastbare Zahlen zur aktuellen Finanzsituation und zur prognostizierten Entwicklung. Das Theaterhaus verweist auf „detaillierte Jahresberichte, die allen Interessierten zur Verfügung stehen und insbesondere allen Mandatsträgern in Stadt und Land übergeben werden“.

Das Land verwahrt sich übrigens gegen Vorhaltungen aus dem Gemeinderat, das Land komme seinen Zahlungsverpflichtungen nicht nach. Der Finanzierungsschlüssel zwischen Stadt und Land von 2:1 sei zwischen 2015 und 2017 sogar übererfüllt worden, sagt Burgert. 2018 und 2019 seien die Zuschüsse um je 50 000 Euro auf rund eine Million Euro erhöht worden.

Theater der Altstadt braucht dringend mehr Geld

CDU-Regionalrat Roland Schmid, der Vorsitzende des Trägervereins des Theaters der Altstadt, hat wie andere Ehrenamtliche persönlich gebürgt, um den Liquiditätsengpass am Jahresende zu überstehen. Das könne aber nicht so weitergehen. Er hat die Stadt um eine Einmalzahlung von 60 000 Euro gebeten, die auch wegen einer unerwarteten Steuernachzahlung nötig würde, ohne bisher eine Antwort darauf bekommen zu haben. Und er wünscht sich eine Zuschusserhöhung um 110 000 Euro von 2020 an. Bisher zahlt die Stadt rund eine halbe Million Euro Zuschuss pro Jahr, das Land gebe seit Jahren den identischen Betrag von 205 000 Euro. Dennoch klemme es hinten und vorne, sagt Schmid. Das Theater funktioniere „auf der Basis von Selbstausbeutung“, die Einrichtung sei marode, es fehle ein Verwaltungsprofi.