Abstandsregelungen in alten Gemäuern dürften vor allem bei Hochzeitsfesten schwer einzuhalten sein, so auch für die Alte Scheuer in Stuttgart-Degerloch. Für den Förderverein ist die Lage ungewiss.

Degerloch - Die Corona-Krise hat die Welt lahmgelegt. Die Alte Scheuer, einer der beliebtesten Veranstaltungsorte in Degerloch, ist davon nicht verschont geblieben. Seit Mitte März tanzen keine Hochzeitspaare mehr durch die Gemäuer des 1737 errichteten Gebäudes, prosten sich keine Vereinsmitglieder mehr bei Festlichkeiten zu. Für den Förderverein Degerloch, der die Eventlocation betreibt, ist die Lage ungewiss. Denn Geld nimmt man vor allem durch die Vermietung der Räume ein. „Darauf sind wir angewiesen“, sagt Götz Bräuer, der Vorsitzende des Vereins.

 

Reparaturen oder Sanierungen sind sehr teuer

Daran ist aber derzeit nicht zu denken. Tausende Euro sind so schon verloren gegangen. In Panik bricht man beim Förderverein trotzdem nicht aus. Im vergangenen Jahr habe man gut gewirtschaftet, viele Veranstaltungen hätten Geld in die Kasse gespült, sagt Bräuer. Eine Rücklage von rund 100 000 Euro gibt es dank zweier größerer Spenden auch. An die will man aber nur im äußersten Notfall ran.

Bräuer sieht sogar einen kleinen Vorteil darin, dass man nicht vermieten kann. Sein Kalkül ist einfach: Wenn weniger Veranstaltungen stattfinden, geht auch weniger kaputt. Denn wie der Verein festgestellt hat, gehen Reparaturen oder Sanierungen in den alten Gemäuern der Scheuer meist gleich richtig ins Geld. So habe die Sanierung der denkmalgeschützten Mauer allein 11 000 Euro verschlungen, sagt Götz Bräuer. Derlei Investitionen und die Tatsache, dass in den vergangenen zehn Jahren nicht immer ein Plus unter dem Strich stand – auch aufgrund von mittlerweile beigelegten vereinsinternen Querelen – ließen die Rücklage von einst 200 000 Euro auf nun 100 000 Euro schrumpfen.

Fixkosten betragen bis zu 30 000 Euro im Jahr

Auch die Fixkosten sind nicht ohne und schlagen mit bis zu 30 000 Euro im Jahr zu Buche. Trotzdem ist Götz Bräuer zuversichtlich, dass man mit einem blauen Auge davonkommen könnte. Gelänge es, dieses Jahr noch 15 Veranstaltungen unterzubringen, wäre man aus dem Gröbsten raus.

Freilich steht hinter diesen Berechnungen ein dickes Fragezeichen. Denn auch wenn wieder Feste stattfinden werden, müssen sich die Gäste an die bestehenden Infektionsschutzregeln halten. Kein leichtes Unterfangen bei Hochzeiten mit bis zu 100 Gästen. „Die Auflagen sind nicht ohne“, sagt Götz Bräuer. „Die Veranstalter und Caterer müssten dann sicherstellen, dass die Schutzmaßnahmen eingehalten werden.“

Bislang haben die Hochzeitsgesellschaften, die bereits angemeldet waren, ihre Feiern bis Mitte Juli abgeblasen. Immerhin: bis auf ein Hochzeitspaar hätten alle die Veranstaltung auf das kommende Jahr verschoben und nicht komplett abgesagt, so Götz Bräuer. Diesem einen Paar habe man aber die obligatorische Anmeldegebühr erlassen. „Die Absage war schließlich höherer Gewalt geschuldet.“