Von den zeitgenössischen Opern werden die von George Benjamin mit am häufigsten gespielt. In Ulm am Theater hat jetzt „Written on Skin“ Premiere, inszeniert vom Intendanten Kay Metzger, der demnächst auch vor einer Jubiläumsspielzeit steht. Was ist los in Ulm?

Manteldesk: Mirko Weber (miw)

Ulm - Wenn man überlegt, was die Opernbühnen der Welt, etliche – Ulm definitiv ausgenommen – mittendrin in #Metoo-Debatten, im Augenblick vielleicht am allerwenigsten gebrauchen können, dann sind es dominante Figuren, die von „Reinheit und Gewalt besessen“ sind, wie es in George Benjamins im Jahr 2012 in Aix-en-Provence uraufgeführtem Musiktheaterstück „Written on Skin“ im Text von Martin Crimp heißt. Bigott und brutal, um das Mindeste zu sagen, ist hier der so genannte Protektor, ein Großgrundbesitzer von vor achthundert Jahren, dessen dramaturgische Unhold-Umrisse bereits in Giovanni Boccaccios „Decamerone“ wie auch in Ezra Pounds „Cantos“ auftauchen, was die Dinge heute aber auch nicht besser macht.