Zum zweiten Mal organisiert der ehemalige VfB-Torwart Timo Hildebrand mit dem Studio Yoga 13 in Stuttgart ein Yoga-Festival – und folgt damit dem Zeitgeist. Immer mehr Menschen sehen für sich einen Nutzen in den körperlichen und geistigen Übungen.

Psychologie/Partnerschaft: Nina Ayerle (nay)

Stuttgart - Früher war sein Leben recht straff getaktet: Mit 21 Jahren war Timo Hildebrand Stammtorwart beim VfB Stuttgart – damals noch Bundesliga. Mit 27 Jahren holte er mit seinem Team vom VfB die deutsche Meisterschaft. Bei der Weltmeisterschaft im eigenen Land im Jahr 2006 war er Ersatztorwart der deutschen Nationalmannschaft. Sieben Mal kam er während seiner Zeit im Nationalteam zum Einsatz, er absolvierte 301 Bundesliga-Spiele. Wegen einer Operation an der Hüfte unterbrach er 2015 vorübergehend seine Karriere, ein Jahr später folgte das Aus. „Yoga war für mich ein Weg, um nach der OP wieder mit mir ins Reine zu kommen“, erzählt der heute 40-Jährige. Es habe ihm Ruhe in seinem Leben gebracht.

 

Beim Yoga muss niemand etwas leisten

„Früher habe ich in einer Leistungsgesellschaft gelebt. Als Fußballprofi musste ich jede Woche liefern“, sagt Hildebrand. „Beim Yoga muss man nicht liefern, da kümmert man sich um sich selbst.“ Vermutlich ist es auch das, was viele Menschen an den Übungen so reizt. Ständig sind Menschen Reizüberflutungen ausgesetzt. „Viele Leute sind auf der Suche nach Sinn, nach einem Ausgleich zum Alltag und wollen mehr Zeit, um zu sich selbst zu finden.“

Auch Hildebrand hat nach dem Ende seiner Profikarriere sein Glück auf der Yogamatte gefunden. Umtriebig ist er aber dennoch geblieben. Er geht selbst mehrmals die Woche in das Studio Yoga 13 am Marienplatz und hat schließlich gemeinsam mit den Inhabern das Stuttgarter Yoga-Festival Yez gegründet. Die Idee ist bei einem Kaffee mit der Besitzerin des Yoga- 13-Studios, Susanne Klingenstein, entstanden. Am 11. und 12. Januar 2020 findet nun bereits die zweite Auflage des Festivals in der Carl-Benz-Arena statt. Die Abkürzung Yez steht für Yoga, Energie und Zeitgeist.

An zwei Tagen können die Festivalbesucher auf zwei Stockwerken an Yoga-Sessions teilnehmen und verschiedene Stilarten wie Vinyasa oder Jivamukti ausprobieren. Beim Vinyasa-Yoga werden die Yogapositionen im Atemfluss aneinandergereiht. Jivamukti-Yoga ist ein moderner, fließender Yogastil aus New York. Im Vordergrund stehen Spiritualität und schweißtreibende Flows, Meditation und auch Gesang.

Oliver Bierhoff hat Yoga im Profi-Fußball etabliert

Hildebrand will nicht nur viel mehr Menschen zum Yoga bringen, sondern vor allem Männern die Vorteile der Bewegungsform nahebringen: „Auch Leistungssportler profitieren sehr von den Effekten.“ Besonders Männer haben aber immer noch ihre Vorbehalte gegenüber Yoga. Dabei ist Yoga längst im Leistungssport angekommen – als passender Ausgleich und Ergänzung zum Training. So hat Jürgen Klinsmann als Trainer der deutschen Nationalmannschaft nicht nur das High- Intensity-Training eingeführt, sondern eben auch Yoga-Sessions mit dem Jivamukti-Yogalehrer aus München, Patrick Broome. DFB-Teammanager Oliver Bierhoff etablierte die körperlichen und geistigen Übungen bereits 2004 in der Nationalmannschaft. Als das deutsche Team in Brasilien den Weltmeistertitel holte, war der Yogalehrer Broome mit im Campo Bahia und bot dort täglich Yoga-Sessions an.

Yoga ist für ihn ein Lebensstil

Yoga ist für Timo Hildebrand nicht nur ein Heilmittel, sondern auch ein Lebensstil. Seit er regelmäßig Yoga praktiziert, hat der Ex-Fußballer auch seine Ernährung umgestellt: „Ich bin zwar nicht zu 100 Prozent Veganer, ich gehe auch mal Sushi essen oder eine Pizza, aber für gewöhnlich ernähre ich mich vegan.“ Viele Yogis achten auf ihre Ernährung, leben vegan oder sind Vegetarier. Deshalb ist das Catering auf dem Yoga-Festival komplett vegan, geliefert wird es von dem Restaurant Metzgerei am Bismarckplatz.